Regionale Kultur im Neuenbürger Schlosshof

12.8.2015, 08:58 Uhr
Regionale Kultur im Neuenbürger Schlosshof

© Foto: Ingrid Jungfer

Eigentlich sollte die Renovierung des Schlosses bis zum Jubiläum abgeschlossen sein, bekannte der Hausherr gleich bei der Begrüßung der Gäste. Leider ziehe sich so ein Großprojekt – „ob Berliner Flughafen, Haundorfer Löchla oder eben das Schloss Neuenbürg“.

Geradezu ein „Verhau“ und dennoch romantisch sei der Schlosshof gewesen, mit einem jahrhundertealten Weinstock, der am Hochschloss nach oben rankte. Den habe er im Mai 2014 persönlich entfernt, und so symbolisch quasi auch die Geschichte des Hofs heruntergezogen.

Schnell wurde bei dem Empfang klar: Es geht von Gagern um eine behutsame Sanierung. Eine, die den Charakter der Anlage erhält und dennoch dem heutigen Wohnstandard nahe kommt. Der Innenhof präsentiert sich bereits wieder in der Gestalt, wie er im frühen 18. Jahrhundert angelegt war. An einer Stelle, neben dem Zugang zum Hochschloss, sind in der Mauer sogar noch uralte – unverputzte - Quader zu sehen, die die Zerstörung von 1449 brandgeschwärzt überstanden haben und jetzt nur weiß gekalkt sind.

„Wie ein Kieferorthopäde“

Ursprünglich, so Max von Gagern, sollte nur der Süd-Flügel des Schlosses renoviert werden. Dort wollten er und Ehefrau Irina mit den drei Kindern künftig wohnen. Doch es kam anders als geplant. Man musste zunächst mit dem Dachstuhl beginnen. Hölzer wurden nass. Eine von ihm hochgelobte Firma aus Flachslanden habe dann „wie ein Kieferorthopäde, aber mit der Technik des Zimmermanns“ schadhafte Teilstücke herausgeschnitten und neu eingepasst, so dass der Dachstuhl nun die nächsten 150 Jahre halten werde.

Wärmedämmung war nicht möglich, wohl aber die der Geschossdecken. Bereits in den 1960er Jahren hatte der Großvater – das Schloss ist seit 1872 in Besitz der von Gagern – Teile des Dachs neu decken lassen. Diese Ziegel mussten jetzt ausgetauscht werden, weil sie zersetzt waren. Die 200-jährigen Ziegel dagegen tun noch immer ihren Dienst.

Die Bleiglasfenster zum Hof (aus dem 17. Jahrhundert und in der weiteren Region einmalig) sollten aus Gründen des Denkmalschutzes ebenfalls bleiben und haben dem Stil angepasste hölzerne Winterfenster vorgesetzt bekommen.

Auch der kleine Glockenturm über dem Schlosstor ist saniert. Eine Spezialfirma mit Schieferkenntnis hat ihm zu neuem Glanz verholfen, wozu auch die goldene Spitze beiträgt. Inzwischen sind die letzten elektrischen Leitungen auf den heutigen Stand gebracht; dazu die Heizung, die mit Biomasse betrieben wird.

In einem so alten Schloss gibt es auch kuriose Funde, zum Beispiel auf dem Dachboden, der damals erst nach drei Jahren Arbeit leer geräumt war. Viel „Schrott“ habe man dabei gefunden, so der Freiherr.

Aber auch ein riesiges Paket, transportiert im Jahr 1911 von der Königlich Bayerischen Eisenbahn von Fulda via Bad Kissingen bis nach Neustadt/Aisch. Ein Laufstall kam beim Auspacken als Überraschung zum Vorschein, den später die drei Kinder der Schlossherren nutzten.

Viel Staub und Schmutz

Mit der Sanierung der Schlossfassade hatte man 2014 begonnen, zunächst am nördlichen Teil. Doch bald blätterte die weiße Farbe ab. Die Arbeiten stoppten, Untersuchungen begannen. Noch ist die Ursache nicht geklärt.

Die weitere Sanierung hakt - für das Wohnen eine Pause. Hat man doch mit viel Staub und Schmutz gelebt, obwohl, so anerkannte Max von Gagern, „die 40 bis 50 Arbeiter aus verschiedensten Gewerken mit Akribie und Rücksicht arbeiteten“. Dennoch durften die Kinder nur mit Schutzhelm den Innenhof passieren.

Die Verzögerung aber kostet. Das Gerüst steht ungenutzt. Zum Glück fließen Fördermittel: vom bayerischen Kultusministerium, das aus einem Entschädigungsfonds Eigentümer unterstützt, die „eingeschränkt durch bauliche Umstände leben müssen“; vom Landesamt für Denkmalpflege Bayern, das mit Thomas Wenderoth seit Jahren die Vorarbeiten und Voruntersuchungen finanziell und motivierend begleitet; und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die — vertreten durch Gerd Sommer — großzügig und schnell förderte. Auch vom Landkreis kam ein Zuschuss, dazu von der Gemeinde Weisendorf.

Den Eltern sei Dank

Der Dank des Freiherrn fiel entsprechend groß aus. Sein größter Dank aber ging an die Familie, besonders an seine Eltern.

Vater Elger von Gagern hatte ohne Fremdmittel saniert, dafür „die Früchte seines Berufslebens in dieses Haus gesteckt“, Mutter Sybille auf den Knien und hochschwanger sogar Böden geschrubbt. Deren Werk wolle man fortsetzen.

Da es heute aber auch mit öffentlichen Fördermitteln geschieht, was in anderen Bundesländern durchaus nicht selbstverständlich sei, wolle man nach Fertigstellung den Schlosshof öffnen. Für Schloss-Serenaden oder andere kulturelle Veranstaltungen von regional bekannten Vereinen und Gruppen.

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