Rotary-Club will weg vom elitären Image

24.8.2020, 14:18 Uhr
Rotary-Club will weg vom elitären Image

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Folgt man den Ausführungen des Logistik-Unternehmers und ehemaligen oberfränkischen IHK-Präsidenten, handelt es sich um einen Zusammenschluss von Machern und Mitmachern, von Leuten "die nicht auf die öffentliche Hand warten, sondern selbst etwas tun". In seiner einjährigen Zeit als Governor ist es ihm auferlegt, allen 68 Rotary Clubs in seinem Distrikt einen Besuch abzustatten. Er ist dabei gut unterwegs. Bei den Höchstadter Rotariern machte er am Mittwoch einen Haken hinter die Nummer 38.

32 Mitglieder hat der hiesige Club, einige davon waren dem Treffen im Gasthof Weichlein online zugeschaltet. Wie alle anderen Clubs sind auch die Höchstadter angetreten "die Welt ein bisschen besser zu machen", wie der hochgewachsene 58-Jährige aus der Domstadt als Losung ausgab. Eine bunte Mischung aus der Gesellschaft wollen die Rotarier darstellen. In Weingartsgreuth waren zuvorderst Pädagogen, Mediziner, Bänker, Steuerberater, Ingenieure und Unternehmer vertreten. Handwerker, Servicekräfte oder Pflegeberufe eher nicht.

Ihr Governor scheint geradezu eine Idealbesetzung, um seine Leute aus der elitären Nische zu holen: Der hemdsärmelige Selfmade-Man kokettiert gern mit einer Kindheit und Jugend, die man nicht als behütet bezeichnen würde. Irgendwie hat er es aber doch vom Lehrerschreck zum Träger des Bundesverdienstkreuzes gebracht und sitzt heute in Kuratorien und Stiftungsräten. "Ich muss etwas zurückgeben", begründet er sein soziales und gesellschaftliches Engagement im Club und spricht dabei auch für alle anderen Rotarier. Weltweit sollen es 1,2 Millionen sein. Trunk hätte garantiert noch viel mehr zu erzählen gehabt, aber auch er ist an das clubinterne Reglement gebunden, das da heißt: "Man darf über alles reden, nur nicht über 20 Minuten". Und nicht über Parteipolitik, fügte der langjährige CSU-Stadtrat dem hinzu. Auch und gerade in der Coronakrise sähen sich die Rotarier gefordert.

Der Höchstadter Club etwa startet Aktionen für Menschen, die besonders unter der Pandemie leiden: Mitarbeiter des Krankenhauses, Kinder, die wegen fehlenden Equipments nur unter erschwerten Bedingungen zuhause unterrichtet werden und Flüchtlingskinder. Mit dem Verkauf ihrer Adventskalender sammeln die Höchstadter Rotarier Jahr für Jahr bis zu 20 000 Euro ein, gab Adelinde Reinhardt bekannt. Die Dechsendorfer Apothekerin ist gegenwärtig Präsidentin des Höchstadter Clubs, der anders als etwa die Herzogenauracher Kollegen auch Frauen aufnimmt. Erziehung und Bildung schreiben Reinhardt und ihre Mitstreiter ganz groß. Nicht von ungefähr helfen sie der Ritter-von-Spix-Schule bei der Anschaffung von Schulbüchern.

Auch der Governor tickt in diese Richtung: Zusammen mit seiner Frau Barbara hat er ein Hilfsprojekt für junge Leute in Südafrika gestartet. Es geht ihnen in dem von Armut, Kriminalität und Aids gebeutelten Land um Bildung, Sexualaufklärung und Familienplanung. Dem eigenen Macher-Image Rechnung tragend legen die Rotarier eher selbst Hand an, als Geld an Hilfsorganisationen zu überweisen.

Mitläufer und Karteileichen tun sich da schwer: Alle Mitglieder sind gehalten, einen der wöchentlichen Treffs inhaltlich zu gestalten. Das kann ein eigener Vortrag sein, die Vermittlung eines Gastreferenten, eine Besichtigung und einiges mehr, so Adelinde Reinhardt. Und wie wird man Mitglied? Der Rotary Club selbst spricht mögliche Kandidaten an.

Etwas verwunderlich angesichts dieser Art von Rekrutierung sind da die Klagen über den hohen Altersdurchschnitt, die auch in Weingartsgreuth zu hören waren.

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