Röttenbacher bei Welt-Pfadfindertreffen dabei

8.9.2019, 07:00 Uhr
Röttenbacher bei Welt-Pfadfindertreffen dabei

© Foto: Lisa Orgisseck

 

World Scout Jamborees, also Welt-Pfadfinder-Treffen, finden alle vier Jahre statt. Da das Alter der Teilnehmer stark eingeschränkt ist, hat jeder nur einmal im Leben die Chance, das Riesenspektakel der Völkerverständigung mitzuerleben – außer, man nimmt später als Helfer noch einmal teil. Dementsprechend groß war bei den Schmitt-Geschwistern aus Röttenbach die Vorfreude: "Wir hatten schon viel von älteren Pfadfindern gehört, die mal bei einem Jamboree dabei waren, und haben bestimmt fünf Jahre darauf hingefiebert", erzählt Paulina.

Auf den Weg machten sie sich mit vier weiteren Pfadfindern vom Hemhofener Stamm, aus ganz Deutschland waren mehr als 1300 Teilnehmer dabei. Bereits Monate vorher fanden Vobereitungstreffen statt, auf denen auch das geübt wurde, was in West Virginia an Landestypischem präsentiert werden sollte: "Wir haben mit Klischees gespielt und weil wir aus Bayern kommen, den Schuhplattler vorgeführt", erzählt Ferdinand, der zu diesem Zweck auch die Lederhose des Opas mit in die USA nahm.

Gigantisches Lager

Entstanden ist beim Jamboree von der "Einwohnerzahl" her die zweitgrößte Stadt West Virginias. Dort, wo die Jugendlichen zelteten, wurde früher Kohle abgebaut – und die Dimensionen des Lagers waren gigantisch. "Wenn man von einer Seite zum anderen Ende wollte, war man eineinhalb Stunden unterwegs", erinnert sich Paulina.

Bei der Organisation des Aufenthalts half eine Jamboree-App. "Die hat auch die Wartezeiten bei den einzelnen Aktivitäten angezeigt", erzählt Paulina. Aktivitäten, die eigentlich eher an einen Abenteuerurlaub erinnern. Man konnte zum Beispiel im Wildwasser raften, in großen Becken tauchen, eine riesige Kletterwand gab es und Stand-up-Paddling auch.

Anstehen musste man bei solchen Highlights mitunter fünf Stunden, weshalb Ferdinand seine ursprünglichen Aktivitätspläne aufgab und lediglich Bogenschießen ausprobierte. "Ich habe aber trotzdem nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben", sagt der 14-Jährige. Denn so blieb mehr Zeit für das, was für ihn und seine Schwester ein Jamboree ausmacht: neue Kulturen kennenzulernen und den eigenen Blick zu weiten.

"Ich habe bei den Südafrikanern Tee probiert und mit Mauritianern einen typischen Tanz getanzt. Das ist doch das eigentliche Jamboree-Erlebnis", sagt Paulina, die auch nach ihrer Rückkehr nach Röttenbach Kontakt mit einigen Bolivianerinnen hält, die sie in West Virginia kennengelernt hat.

Obazda mit Taco-Gewürz

Zur Völkerverständigung beigetragen hat auch Ferdinand, indem er gemeinsam mit anderen Deutschen für Schweizer, Schweden und Texaner Essen zubereitete. Auf den Tisch kommen sollte unter anderem Obazda, doch das war gar nicht so einfach: "Die Zutaten waren nicht aufzutreiben", erzählt der 14-Jährige, für den das Pfadfinderdasein nicht einfach ein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung ist. Kurzerhand wurden also frisbeegroße Brie-Scheiben klein gemacht, statt der eigentlich in Bayern dafür üblichen Gewürze kam Taco-Gewürz in den Obazden. "Geschmeckt hat es ihnen aber trotzdem", ist Ferdinand zufrieden.

Röttenbacher bei Welt-Pfadfindertreffen dabei

© Foto: Pascal Schreier

Doch bei all dem Zugehen auf andere Nationen wurden auch Unterschiede deutlich: Denn während es den Deutschen wichtig war, im Flugzeug ihre schwarzen Planen mitzubringen, um vor Ort selbst ihre Zelte bauen können, nutzten alle anderen gerne die bereitgestellten "Plastikzelte", wie Paulina erzählt.

Generell konnten die Schmitts und ihre deutschen Freunde beobachten, dass etwa die amerikanischen Pfadfinder anders sind als die Pfadfinder hierzulande: "Bei uns ist die Gemeinschaft wichtig und das Singen am Lagerfeuer – dort geht es um Action. Die gehen in der Gruppenstunde zum Rafting", erzählen die Geschwister.

Besonders in Erinnerung geblieben sind den beiden die Großveranstaltungen wie die gigantische Eröffnungszeremonie, bei der unter anderem eine spektakuläre Drohnenshow gezeigt wurde.

Nach dem Hauptlager ging es für die Gruppe mit dem Bus 13 Stunden nach Kanada. "Unfassbar schön" sei die Natur da gewesen, schwärmen Ferdinand und Paulina. Als sie in einem Nationalpark zelteten, besuchte sie frühmorgens ein Braunbär. "Der machte sich an unserem Müll zu schaffen, den wir eigentlich extra mit einer Seilwinde nach oben gezogen hatten", erzählt Ferdinand. Für die Menschen hätte sich das stattliche Tier aber nicht interessiert – auch das ist eine Geschichte, die die beiden wohl noch ihren Enkeln erzählen werden.

Keine Kommentare