Rückenwind und Segen für Lonnerstadts Windpark

11.7.2016, 14:00 Uhr
Rückenwind und Segen für Lonnerstadts Windpark

© Karl-Heinz Panzer

„Wir wurden von Anfang an nur wohlwollend behandelt“, blickte Erich Wust zurück. Der Markt Erlbacher ist Chef von „Wust - Wind & Sonne“, der Firma, die die fünf Windräder zwischen Ailsbach, Lonnerstadt und Höchstadt im Auftrag der Betreibergesellschaft ans Netz gebracht hat und betreibt. Mehrere Hundert Menschen haben sich am Samstag, 9. Juli, unter „ERH 5“, dem vordersten der 200 Meter hohen Giganten, versammelt, wo die Feierlichkeiten mit Musik, Ausstellungen und viel Rahmenprogramm über die Bühne gingen.

Der große Zulauf ist leicht zu erklären: 249 Gesellschafter aus der Marktgemeinde und der Umgebung haben ihr Geld investiert. Vor allem Firmen aus der Region waren es, die beim Bau zum Zug gekommen sind, stellte Herbert Krafft als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft heraus. Krafft sei der „Urvater“ der Lonnerstadter Windkraftinitiative, lobte der Herzogenauracher Landtagsabgeordnete Walter Nussel (CSU) seinen Parteifreund. Ein Hubschrauber war engagiert, der zuerst mit zwölf glücklichen Gewinnern einer Verlosung und danach mit zahlenden Passagieren zum Rundflug abhob.

13 Millionen Kilowattstunden (kWh) elektrischer Energie haben die Lonnerstadter Windmühlen laut Wust bisher übers Umspannwerk bei Höchstadt ins Stromnetz eingespeist. „Die fünf Windräder laufen vollumfänglich innerhalb der Prognosen“, bilanzierte Wust. Mit einem einigermaßen kräftigen Herbstwind und Gottes Segen, den die Geistlichen beider Konfessionen erbaten, dürften die erwarteten 25 Millionen kWh also gut zu erreichen sein. Damit könnten 6800 Haushalte versorgt werden, mehr als genug für die Stadt Höchstadt und die Gemeinde Lonnerstadt zusammen, wie Herbert Krafft umrechnete.

Erich Wust, mit einem ähnlichen Projekt in Wachenroth im Frühjahr an einem Bürgerentscheid gescheitert, weiß die Geschlossenheit in Lonnerstadt zu schätzen. „Wir haben das Vorhaben von Beginn an unterstützt“, unterstrich auch Bürgermeister Stefan Himpel, während „die Diskussion (andernorts) nicht überall Ziel führend“ verlaufen sei.

„Keine Branche ist so mit Neid behaftet wie die Windkraft“, stellte Wust am Rand fest. Auch deshalb haben sich die rund 40 beteiligten Grundbesitzer schon über die Pachtanteile geeinigt, bevor die jeweiligen Standorte feststanden. Nur einmal drohte den Lonnerstadtern der Wind aus den Segeln genommen zu werden, nämlich als sich die Bayerische Staatsregierung Anfang 2014 an die Mindestabstandsregelung 10 H (Zehnfaches der Gesamthöhe) von Wohngebieten machte. „10 Horst“, wie Krafft dies nannte, sorgte zwar vorübergehend für Verunsicherung, hielt den Plan am Ende aber nicht auf. Am 4. Mai 2015 legte die Baumaschinerie los.

Gabi Schmidt, für die Freien Wähler im Landtag, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und legte den Finger in die Wunde: „Ich hoffe, du hattest viele Zweifel an deiner Partei“, sagte sie an Herbert Krafft gerichtet. Dessen Einlassung ließ durchblicken, dass sich die Hoffnungen der Uehlfelderin durchaus erfüllt haben. Schmidt beklagte, dass das Engagement der Investoren nicht von einer Verlässlichkeit seitens der Politik begleitet gewesen sei. Krafft erinnerte daran, wie der damalige bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) unter dem Eindruck der Kernschmelze von Fukushima gar nicht genug Windräder im Freistaat bekommen konnte, und die gar nicht schnell genug.

Der in Berlin frisch verabschiedete Referentenentwurf zum EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) werde übrigens keinen Einfluss auf die garantierte Einspeisevergütung (8,9 ct pro kWh) in Lonnerstadt haben, versicherte Erich Wust. Außerdem ist er zuversichtlich, dass die fünf Anlagen zwischen Aisch und Ebrach alsbald Gesellschaft bekommen: Das Genehmigungsverfahren für drei Windräder im Staatsforstgebiet Birkach, südlich der Autobahn A 3 gelegen, sei im Gange. Wie bei allen von ihm konzipierten Anlagen wünscht er sich auch hierfür das Modell der Bürgerbeteiligung. Es trage viel zur Akzeptanz bei.

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