Schaeffler in Herzogenaurach: Mitarbeiter kämpfen weiter gegen Stellenabbau

14.10.2020, 15:36 Uhr
Schaeffler in Herzogenaurach: Mitarbeiter kämpfen weiter gegen Stellenabbau

"Und alle fragen sich: Bin das ich?", meint Ismene Bialkowski, Vertrauensfrau der Gewerkschaft IG-Metall. Sie ergänzt: "Schaut auf das Parkhaus gegenüber, es hat 950 Plätze, die brauchen wir dann nicht mehr."

1211 Beschäftigte – das seien mehr als zehn Prozent der Belegschaft, denn am Schaeffler-Standort Herzogenaurach arbeiten 9500 Menschen. Rund 250 von ihnen sind ans Nordtor gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Es ist die zweite Kundgebung nach dem Start des Protests im September.

Grigore Beutura geht es vor allem um den Nachwuchs. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende hat seine beiden Töchter mitgebracht. Sie halten das mit der Aufforderung: "Transformation bei Schaeffler: Alle mitnehmen!"

Beim Stellenabbau gehe es nicht nur um Einzelschicksale, sondern um die Existenzgrundlage ganzer Familien. Außerdem sei noch unklar, ob beziehungsweise wie viele von den 133 Azubis aus 2019 und 97 aus 2020 in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden. "Ich erwarte vom Arbeitgeber, dass er in die Zukunft investiert", ruft Beutura.

Und zwar trotz Corona. "Die Pandemie darf nicht als Deckmäntelchen dienen für einen strategischen Unternehmensumbau", meint Uli Grötsch, Generalsekretär der Bayern-SPD. Schließlich habe der Bundestag viele Millionen Euro an Soforthilfen und für die Finanzierung der Kurzarbeit zur Verfügung gestellt, betont seine Genossin, die Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich.
 


Stellenabbau bei Schaeffler: Schock oder Chance?


Am meisten vom Stellenabbau betroffen ist in Herzogenaurach der Werkzeugbau. Die komplette Abteilung soll nach Höchstadt verlagert werden, betroffen sind voraussichtlich 420 Mitarbeiter. "Aus meiner Sicht ein Schlag ins Gesicht", meint Grigore Beutura. Schließlich habe man in den letzten Jahren gerade hier viele Umstrukturierungen durchgedrückt und den Mitarbeiten Flexibilität und Modernisierung abverlangt. "Es ist sicher nicht das letzte Mal, dass wir hier stehen für eine Kundgebung." Die Kollegen am Standort Höchstadt tun sich am Donnerstag zum Protest zusammen. Sie möchten am Werk eine Menschenkette bilden.

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