"Schaurig ist’s!": Bühnenkünstler sind frustriert

29.10.2020, 16:05 Uhr

© Foto: fb Theater Tausendkunst

"Wir stehen vor einem Scherbenhaufen", sagt Cornelia Schmid vom Theater und Gesangstudio "Tausendkunst", das sie zusammen mit ihrem Mann Christian Kaltenhäußer betreibt. "Dieser Einschnitt könnte noch massiver sein als der im Frühjahr", fürchtet Schmid. Schon beim ersten Lockdown mussten Rücklagen angegriffen werden.

Und die Enttäuschung, dass der zweite Lockdown nicht verhindert werden konnte, ist groß. Wie viele Künstler und Kreative haben Schmid und Kaltenhäußer alles dafür getan, geeignete Hygienekonzepte vorzulegen. Die ganze Palette von Abstandhalten über Desinfektion bis zu zeitlichen Beschränkungen ist durchexerziert worden. Beim Gesangsunterricht, der die beiden wesentlich über das Frühjahrs-Tief getragen hat, ist auch Plexiglas zwischen Lehrer und Schüler. "Wir hoffen, dass auch jetzt der Unterricht nicht verboten wird", so Cornelia Schmid.

Auch Stefan Kügel vom Theater Kuckucksheim in Heppstädt muss alles erst einmal verdauen. "Es ist schwierig, das schon einzuordnen", sagte er gestern den Nordbayerischen Nachrichten. Allein neun Veranstaltungen im November müssen von heute auf morgen entfallen, von Goethes "Faust" bis zu "Petterson kriegt Weihnachtsbesuch".

Ausschnitt von der Facebook-Seite vom Theater Tausendkunst mit Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer.

Ausschnitt von der Facebook-Seite vom Theater Tausendkunst mit Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer. © Foto: fb Theater Tausendkunst

Schauplatz der meisten Aufführungen war seit geraumer Zeit die Kulturfabrik in Höchstadt, weil nur dort die Hygieneauflagen eingehalten werden konnten. Hier entfällt das komplette Veranstaltungsprogramm, zumindest sofern es die Bühne betrifft. "Es herrscht eine allgemeine Hilflosigkeit angesichts der Entwicklung", bekennt Kulturfabrik-Leiter Bernd Riehlein. Er wartet noch auf Detailbestimmungen. Denn noch ist unklar, in welchem Umfang das Programm von vhs, Bibliothek und Jugendzentrum betroffen sind.

"Das ist alles sehr frustrierend", schildert Theatermann Stefan Kügel seine Gefühlslage. Denn über den Sommer habe sich sein Kuckucksheim-Theater "gerade wieder reingekämpft". Im Sommer seien die Draußen-Veranstaltungen in Heppstädt wunderbar gelaufen. "Bei allem, was indoor war, hat man aber gemerkt, dass die Menschen schon vorsichtiger waren."

Auch Stefan Kügel vom Theater Kuckucksheim muss erneut eine Zwangspause einlegen.

Auch Stefan Kügel vom Theater Kuckucksheim muss erneut eine Zwangspause einlegen. © PR

Mit der unsicheren Lage hat, seit Monaten schon, auch das Sachgebiet Kultur im Herzogenauracher Rathaus zu kämpfen. "Wir müssen bei unseren Planungen immer vom momentanen Stand ausgehen", erklärt Helmut Biehler. Und das heißt: Nachdem aktuell nur der November der Lockdown-Monat ist, muss die Veranstaltungsplanung für danach weitergehen. "Also planen wir auch weiter am Festlichen Konzert kurz vor Weihnachten." Das natürlich mit hohen Hygienestandards konzipiert wird. "Auch das Kulturprogramm für das neue Jahr muss weiter geplant werden." Das bedeutet viel Arbeit und das Potenzial für viel Frust. Aktuell: Das Konzert von "concertino ducale" am 15. November fällt aus, soll aber 2021 nachgeholt werden.

"Manchmal", so sagt Stefan Kügel in Heppstädt, "kommt eine Wut auf. Warum schon wieder wir?" Aber er weiß ja auch: "Es geht vielen anderen Berufen ähnlich." Inwieweit die zugesagten neuen finanziellen Hilfen greifen, das müsse sich erst herausstellen.

Das Theater Tausendkunst in Herzogenaurach legt sich kurz vor dem November noch mal gehörig ins Zeug. Am Samstag findet eine Freiluft-Kulturveranstaltung im Dohnwald statt. "Darauf konzentrieren wir uns jetzt. Wir wollen doch, dass die Menschen uns in guter Erinnerung behalten, bis es irgendwann wieder losgeht." Der Titel der bereits ausverkauften Veranstaltung passt irgendwie zum November 2020: "Schaurig ist’s!"

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