Schloss Weißenstein in Pommersfelden wird interaktiv

4.6.2019, 11:57 Uhr
Schloss Weißenstein in Pommersfelden wird interaktiv

© Foto: Ralf Rödel

Zwölf bis 15 Schlossbesucher, im Kreis auf Yogamatten liegend, den Blick hinauf zum Deckengemälde von Johann Rudolph Byss, welches das wunderbare Treppenhaus sozusagen in himmlische Sphären fortsetzt. So muss man sich die erste Station einer solchen interaktiven Schlossführung vorstellen. Lothar Franz von Schönborn, der Erbauer der fürstlichen Sommerresidenz, dürfte zwar kaum seine Decke auf diese Weise bestaunt haben, doch eröffnet die Rückenlage tatsächlich ein neues Bild vom alten Bild: Die raffinierte Perspektive, die geringe 1,70 Meter Seitenwölbung und eine ebene Bildfläche erscheinen lässt wie der Himmelsgewölbe, bevölkert mit Figuren der griechischen Mythologie, die die Gestirne verkörpern.

Darüber oder auch über die an den Seiten abgebildeten vier um 1715 bekannten Erdteile und deren teilweise absonderlichen Tierdarstellungen aus der Neuen Welt soll sich der Betrachter mit Angela Nusser austauschen und aus ungewöhnlichem Blickwinkel heraus erfahren, dass sich Maler Byss damals an gängigen Bild-Stereotypen über Amerikas Tierwelt orientiert hat. Sinneseindruck und Dialog, so das Konzept der Führungen, setzen sich fort in der Muschelgrotte, deren spürbar kühlere Temperatur im Vergleich zum sonnenhellen Treppenhaus gleich den Sinn des Raumes als angenehmer Rückzugsort bei Sommerhitze sinnfällig macht. Dazu die Akustik. Angela Nusser schlägt einige Fußbodenplatten mit einem Paukenschlägel an und lässt das erstaunliche Echo auf die Besucher wirken. Barocke Freude an Effekten wird so vermittelt, auch anhand der Ausstattung, die mit Muscheln, Glasprismen, Korallen den Eindruck einer Unterwasserwelt wecken sollte. Inklusive der Relief-Figuren oben an den Wänden, die auf die Menschen in der Grotte herunterschauen wie auf Goldfische in einem Brunnen-Becken.

Dritte Station der neuen Führung ist der Marmorsaal. Dort wird man erfühlen können, wie anders als echter Marmor das Material ist, das den Großteil des Festsaals schmückt: Stuckmarmor mit vielfach polierter Oberfläche, die fast die Haptik von Kunststoff hat. Aus dem Sinneseindruck heraus sollen die Gäste ins Gespräch kommen, zum Beispiel über Bau- und Schmuckstoffe im Barock. Echter Marmor wäre viel zu schwer gewesen, den mit 21 Metern Länge, 15 Metern Breite und 18 Metern Höhe mächtigen Saal im Obergeschoss überhaupt baubar zu machen. Eine gute Stunde ist für die interaktive Führung angesetzt, sagt Antoinette Fehlinger, zuständig für das Marketing von Weißenstein. Am Samstag, 8. Juni, um 14.30 Uhr findet die erste statt. Geeignet sei sie gerade auch für Kinder.

Info: www.schoenborn.de/schloss-weissenstein

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