Schlüsselfelder erzählt in "Maul-Art" federleichte Geschichten

14.4.2021, 06:00 Uhr
Schlüsselfelder erzählt in

© Foto: Karl-Heinz Panzer

". . . net es Gelbe vom Ei" heißt sein nagelneuer Gedichtband. Zwölf Kapitel, "vom Leben hiekritzelt, ganz woahr und net derlogn", so verkündet es der Schlüsselfelder Autor im Klappentext auf der Rückseite.

"Wenn du viel herumkommst, erfährst du viel von den Leuten. Was die getrieben, was die miteinander angestellt haben, das hab ich in meinem Büchlein zusammengefasst", sagt der dem fränkischen Autorenverband angeschlossene Lyriker.

Viel herumgekommen ist er in seinen 76 Lebensjahren. Nach beruflichen Stationen wie Schriftsetzer, Technischer Zeichner, Fotograf und Werbeassistent machte er mit 27 Jahren sein Hobby zum Beruf. Als Grabungstechniker schürfte er fürs Landesamt für Denkmalpflege im mittel- und oberfränkischen Untergrund. Auf der Suche nach Spuren menschlicher Geschichte waren Augen und Ohren immer offen für das, was sich oberhalb tat. Er bekam Geschichten mit, die sich im Hier und Jetzt abspielen. Schräge Geschichten, anrührende und auch profane. Geprägt von "echten Originalen". So eines ist der "Siggi", sein halb realer und halb fiktiver Protagonist.

"Ein krummer Hund, dickköpfig, ein bisschen hinterfotzig, unfreiwillig komisch und ein gutes Stück fränkisch." Unterm Strich jedenfalls "ein feiner Kerl", so beschreibt Auer seinen "Siggi" im Vorwort. Mit ". . . net es Gelbe vom Ei" verschreibt sich der Schlüsselfelder, den alle "Friedel" nennen, erstmals konsequent dem Dialekt. "Maul-Art" nennt er es.

Nürnbergerisches Fränkisch

Es war durchaus mühsam für ihn, sich mit normalen lateinischen Buchstaben auszudrücken: "Eigentlich kann man es nur phonetisch niederschreiben, in Lautschrift", sagt er. Dem dialektkundigen Leser fällt es gleich auf: Das Fränkisch des Friedel Auer ist das Nürnbergerische. Im Süden der Noris ist Auer aufgewachsen, in der Arbeitersiedlung Werderau. Der Vater hatte einmal ein Lebensmittelgeschäft in der Dianastraße. Eine Gegend, in der das Fränkische schon oberpfälzisch eingefärbt ist, findet der Verfasser. "Waacher" als anderswo. Auch wenn eingeworfene Fensterscheiben in Gibitzenhof an einer Stelle Erwähnung finden – Auers viertes Werk spielt nicht zwingend in Nürnberg. Auch nicht in Schlüsselfeld, wo er mit seinem "Rentnerjob" als Leiter des Stadtmuseums mit Anerkennung überhäuft wird.

Der "Siggi" ist ein zeitloser Zeitgenosse des Autors, der ihm immer wieder in seinem Leben begegnet ist. Manchmal wird er auch zur Kunstfigur, in die Auer eigene Erlebnisse hineinpackt. Spaßiges, Nachdenkliches, Trauriges und Urkomisches. Manche Episode erfährt eine überraschende Wendung. Gerne versehen mit einem Augenzwinkern. Friedel Auer versteht sich meisterhaft auf die fränkische Tiefstapelei. "Kein Spaß ohne Ernst, das gilt andersrum genauso, immer schön gemischt, dann passt’s schon", heißt es frei übersetzt aus Auers "Maul-Art". Er macht daraus Literatur, die federleicht und unbeschwert rüberkommt. Anscheinend einfach so mit leichter Hand dahingeschrieben.

"Das Dichten ist Arbeit"

Ein Eindruck, der täuscht. "Für mich ist das Dichten Arbeit. Ich feile da lang dran herum. Es muss am Schluss einfach passen", gesteht der Autor, der seine Texte jahrelang hat reifen lassen. Das Ergebnis: Viel mehr als nur "bassd scho". Für die Illustration hat Meister Auer selbst zum Stift gegriffen. "Ich habe eine bestimmte Art, Männchen zu zeichnen", sagt er. Dabei entstehen amorphe Gestalten, ohne Kleidung und ohne Geschlechtsmerkmale. Arme und Beine sind mit kurzen dünnen Strichen angedeutet. Augen, Mund und Ohren, wenn überhaupt, nur äußerst sparsam skizziert. Trotzdem schafft es Friedel Auer ihnen einen ganz eigenen Ausdruck zu verpassen.

INFO: Das knapp 100-seitige Lesevergnügen ist für 16 Euro im Buchhandel zu haben. Oder auch über den Autor selbst. Kontakt über E-Mail: friedel-poet@gmx.de; ISBN: 978-3-947092-18-5

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