Sensibles Terrain: Lonnerstadts Bürgermeisterin kaufte Grundstück

15.3.2021, 12:00 Uhr
Sensibles Terrain: Lonnerstadts Bürgermeisterin kaufte Grundstück

© Foto: Karl Heinz Panzer

Nun ist Regina Bruckmann bekanntlich seit Mai Bürgermeisterin in der Aischgrundgemeinde. Das verschafft der Angelegenheit mehr Aufmerksamkeit als sie irgendein anderer Besitzerwechsel auf sich ziehen würde. Als unmittelbar Beteiligte blieb die Rathauschefin – entsprechend dem Reglement – bei den Diskussions- und Entscheidungsprozessen im Gemeinderat außen vor.

Die Sitzungsleitung übernahmen ihre Stellvertreter Günter Rost (SPD) und Gerrit Hoppe (FW), ebenso die Verhandlungsführung für die Gemeinde. Auf Wunsch der Bürgermeisterin hin gingen Rost und Hoppe unmittelbar nach Besiegelung des Deals mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit.

"Transparenz"

Mit diesem ungewöhnlichen Schritt will sie Transparenz herstellen, so Regina Bruckmann. Die besagte Parzelle liegt direkt neben der von den Bruckmanns restaurierten Kunstmühle an der Kleinen Weisach, die sie zu ihrem Wohnsitz gemacht haben. Dort will der im Mühlenbaugeschäft tätige Familienbetrieb einen Laden eröffnen.

Unter anderem Mehl von verschiedenen Getreidesorten und Backwaren sollen über die Theke gehen. Auch an ein kleines Café ist gedacht. 135 Euro bekommt die Gemeinde für jeden der 473 Quadratmeter Grund. Das sei mehr als jemals in der Gemeinde für ein Gewerbegrundstück gezahlt wurde, schreiben Rost und Hoppe.

Die Kunstmühle von Paul Bruckmann im Jahr 2014.

Die Kunstmühle von Paul Bruckmann im Jahr 2014. © Edgar Pfrogner

Auch über die Verwendung des Geldes hat man sich ratsintern schon Gedanken gemacht: Just auf dem Kaufobjekt steht eine alte Halle in prekärem Zustand, die der Gemeinde mehr schlecht als recht als Lager für Streugut dient. Die Be- und Entladevorgänge dort gingen äußerst umständlich vonstatten, so Hoppe. Mit hohem Aufwand an Manpower und Maschinen, wie er weiter ausführte.

"Mit Wohlgefallen"

Mit dem Verkaufserlös könnte man locker ein modernes GFK-Salzsilo auf den Bauhof stellen, ist der 3. Bürgermeister überzeugt. Überhaupt betrachte der Gemeinderat das Vorhaben mit Wohlgefallen, so Hoppe.

Zum einen, weil man sich so die Kosten für die fällige Sanierung des alten Gebäudes sparen könne. Zum anderen täte ein Laden mit Café, verbunden mit Erlebnisgastronomie zum Thema Getreide, Mühlenhistorie und Backen Lonnerstadt gut.

In der nichtöffentlichen Sitzung habe ein Teilnehmer kritisiert, dass das Grundstück nicht öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben worden sei, teilte Regina Bruckmann den NN mit. "Das entspricht aber überhaupt nicht der in Lonnerstadt üblichen Praxis", sagte sie dazu.

Der Bauplan für den Laden war zuvor in der öffentlichen Sitzung gutgeheißen worden. Die einzige Gegenstimme kam von Giovanni Daniele.

Bereits in Dezember habe sich der Gemeinderat grundsätzlich für den Verkauf ausgesprochen, ebenfalls nichtöffentlich, wie Bruckmann wissen ließ.

Grundstücksangelegenheiten werden zum Schutz privater Interessen in den Kommunen in aller Regel hinter verschlossenen Türen behandelt.

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