Sigmar Gabriel: Potenzieller Kanzler mit „Eigenheiten“

10.1.2017, 16:40 Uhr
Sigmar Gabriel: Potenzieller Kanzler mit „Eigenheiten“

© Foto: afp/Thomas Kienzle

Ein wenig gerät Renate Schroff ins Schwärmen, wenn sie von Sigmar Gabriel spricht. Der 57-Jährige habe „viel durchgesetzt“, auch ihm sei es zu verdanken, dass Sozialdemokrat Frank-Walter Steinmeier im Februar als gemeinsamer Koalitionskandidat zur Bundespräsidentenwahl antritt. Das sei „ein kluger Schachzug“ gewesen, er habe die Partei als Vorsitzender vorangebracht und es geschafft, die SPD zusammenzuhalten.

Doch für die Ortsvereinsvorsitzende hat er auch so einige „Eigenheiten, die bei der Bevölkerung nicht so gut ankommen“. Ohne die Arbeit Gabriels schmälern zu wollen, sähe Schroff deshalb lieber einen anderen Genossen als potenziellen neuen Kanzler: Martin Schulz, den Präsidenten des Europäischen Parlaments.

Er gilt als zweiter aussichtsreicher Kandidat und ist Umfragen zufolge bei der Bevölkerung deutlich beliebter als Gabriel. „Ich denke schon, dass Martin Schulz durch seine Position in der EU mittlerweile sehr bekannt ist und sein Wort auch Gewicht hat“, glaubt Schroff. Seine Arbeit werde honoriert, „er ist jedenfalls nicht zu unbekannt bei den Menschen“.

Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker will sich an Spekulationen nicht beteiligen. Sigmar Gabriel wäre ein „sehr fähiger und hervorragend geeigneter Kandidat“, es gebe aber auch noch andere, die „gut geeignet wären“. Punkt.

So ganz glücklich klingt auch das SPD-Urgestein Peter Prokop nicht, wenn man ihn auf Gabriel anspricht. „Nicht so der zwingende Kandidat“ sei der, Schulz stünde in der Wählergunst deutlich besser da, „aber wir werden auch für Gabriel kämpfen, wenn er es sein sollte“.

Für Alexandra Hiersemann, die als Stimmkreisabgeordnete für den Landkreis im Landtag sitzt, ist die K-Frage noch völlig offen. Auch Olaf Scholz, der Hamburger Regierungschef, sei ein „ernstzunehmender Aspirant“. Über viele Menschen sei schon gesprochen worden, „und dann hat man sich gewundert, was aus ihnen einmal geworden ist“, so Hiersemann. Sie denkt dabei auch an Frank-Walter Steinmeier, den sie am 12. Februar als Teil der Bundesversammlung womöglich zum Bundespräsidenten wählen wird, „der wird jedenfalls nicht Kanzler“.

Sein Nachfolger als Außenminister könnte dann Martin Schulz werden – und der Weg für Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat der SPD wäre frei. Stefan Müller wird es nehmen, wie es kommt. Er sitzt seit 2002 für die CSU im Bundestag und kennt Gabriel seit Jahren. „Sigmar Gabriel ist im persönlichen Umgang durchaus ein sympathischer Mensch. Ich wünsche ihm, dass er eine weise Entscheidung zur rechten Zeit trifft“, lässt er verlauten.

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