So bietet ein Waldbauer dem Klimawandel die Stirn

27.8.2020, 07:00 Uhr
So bietet ein Waldbauer dem Klimawandel die Stirn

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Aber der Lonnerstadter Nebenerwerbslandwirt krempelt die Ärmel hoch und bietet dem Klimawandel die Stirn.

Auch der Starkregen in den letzten Wochen reichte für die Waldbesitzern diesmal nicht. In die Wurzelbereiche der Wälder gelangte so gut wie nichts davon. Förster Gerhard Hofmann, der Fischer und andere Waldbesitzer um Ebrach und Aisch berät, steckt regelmäßig seinen Spaten in den Waldboden. "In zehn Zentimetern Tiefe ist es staubtrocken", musste der erfahrene Forstmann kürzlich wieder einmal zur Kenntnis nehmen.

Ein neues Phänomen ist das nicht. Daniel Fischer musste schon 2017 zusehen, wie eine Kiefer nach der anderen die Nadeln abgeworfen hat in seinem Waldstück bei Ailsbach. "Es war fast ein Totalschaden", so der 38-Jährige. Die Ursachen liegen noch weiter zurück. "Das war die Folgeerscheinung des 2015er Trockenjahres", ist sich der Lonnerstadter sicher.

Trupp-Pflanzungen

400 Kubikmeter Schadholz musste er daraufhin aus dem 1,5 Hektar großen, von Kiefern dominierten Bestand schaffen lassen. "Es ist die Strategie der Fichten, Buchen und Eichen, mit ihren Wurzeln das Wasser aus den tiefen lehmigen Schichten zu holen", weiß Hofmann. Jetzt sei da oft nichts mehr. Daniel Fischer ist keiner, der die Flinte schnell ins Korn schmeißt. In Gerhard Hofmann fand er einen Partner, mit dem er neue Wege in der Wiederaufforstung beschreitet. Trupp-Pflanzungen heißt das Zauberwort, und das mit Baumarten, die mit den Bodenverhältnissen und den Klimaveränderungen zurechtkommen.

Das Charakteristische der Trupppflanzung ist, dass eben nicht – wie üblich – auf der gesamten Fläche reihenweise gepflanzt wird, sondern punktuell in Clustern. Deren Mittelpunkte sind jeweils zwölf Meter voneinander entfernt. Das ist in etwa die Distanz, wie sie ausgewachsene Bäume nach 60 bis 100 Jahren Wachstum benötigen. Ins Zentrum der Trupps setzt Hofmann bevorzugt so genannte Lichtbaumarten: "Eichen, Vogelkirsche, Elsbeere – da wollen wir Stämme sehen", so der Förster. Um sie herum gruppiert er gerne Schattlaubhölzer wie Buchen und Linden. Wie der Name schon sagt, haben sie den Zweck, die Wurzeln und Stämme der zentralen Arten mit ihrem Schatten zu schützen. "Ich wüsste nicht, dass ich in den letzten 30 Jahren noch Kiefern oder Fichten zur Pflanzung empfohlen hätte", merkt Hofmann an – weil diese Nadelbaumarten den geänderten klimatischen Bedingungen nicht gewachsen sind; da stimmt er mit anderen Waldexperten überein.

Relativ neue Methode

Was aber dann? "Es gibt eine ganze Menge Baumarten. 20 bis 30 fielen mir da auf Anhieb ein", sagt der Förster. Viele davon seien einheimisch, wie die Buchen und Eichen oder auch die hier seltenere Elsbeere, die aus dem wärmeren Unterfranken kommt. Aber auch die vor rund 200 Jahren aus Nordamerika eingewanderte Roteiche passe sich den Verhältnissen gut an, so Hofmanns Erfahrung. Zwischen den konzentriert bepflanzten Trupps haben Fischer und Hofmann immer einige Meter Zwischenraum gelassen, den sie sich selbst überlassen. Damit lässt sich nicht nur die Anzahl der benötigten Pflanzen, sondern auch der Pflegeaufwand geringer halten. Vielleicht wächst sogar auf dem Weg der Naturverjüngung etwas an. Die Methode ist in Mittelfranken relativ neu, sagt Fischer. Anders als etwa in Hessen und Niedersachsen gibt es hier noch keine Erfahrungswerte. Kaum ein Trupp auf der rund 1,5 Hektar großen und umzäunten Pflanzfläche ist wie der andere. Die Anordnungen der Bäumchen variiert ebenso wie die artenmäßige Bestückung.

In langwierigen Bodentests haben Eigentümer und Förster ermittelt, welche Arten am besten auf welchen Quadratmeter passen. Es gab also viel zu graben, zu analysieren und zu vermessen, bevor die Setzlinge im März an ihren Platz kamen. "Die Pflanzen stehen halbwegs gut da", sagt Daniel Fischer ein halbes Jahr später. Es wird aber noch Jahrzehnte dauern, bis der experimentierfreudige Waldbauer weiß, ob sich der Aufwand gelohnt hat.

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