So will der Landkreis Pendler in den Bus locken

16.10.2018, 18:43 Uhr
So will der Landkreis Pendler in den Bus locken

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Neue Busse, mehr Verbindungen und ein deutlich besseres Image – der Landkreis hat sich beim ÖPNV einiges vorgenommen.

Umsetzen soll das unter anderem Oma Marianne: Die Fürtherin Marianne Träg ist die Hauptprotagonistin in den neuen Werbefilmen, die in Zukunft in allen Bussen auf Bildschirmen zu sehen sein werden – und leiht ihren jungen Sitznachbarn gerne mal ihre mobile Ladestation, wenn deren Smartphone-Akku schwächelt. Das hat "die Jugend von heute" natürlich wieder zuhause vergessen.

So will der Landkreis Pendler in den Bus locken

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"Unser Ziel ist es, das Image des ÖPNV mit Daten, Fakten aber auch einer gehörigen Portion Humor zu verbessern", erklärt Christopher Prohl von der Fürther PR-Agentur Kontext, die die Kampagne auf die Beine gestellt hat. Humor, wie ihn eben Oma Marianne mitbringt.

Drei gute Gründe für den ÖPNV

Drei Monate wird die Kampagne dauern. Jeder Monat steht unter einem anderen Motto: "Für uns gibt es drei gute Gründe, um auf den Bus umzusteigen", so Prohl. Busfahren verbinde Städte und Menschen, schone Umwelt und Geldbeutel und entspanne die Verkehrslage, aber auch die Pendler. Gerade letztere ist aus Sicht so manchen Fahrgastes vielleicht eine gewagte These, doch Prohl begründet: "Wenn man im Bus statt im Auto sitzt, regt man sich nicht über andere Verkehrsteilnehmer oder eine rote Ampel auf und muss auch nicht noch einen Parkplatz suchen."

Das soll auch den Pendlern klar werden. Neben den Image-Filmen sind weitere Aktionen geplant. Neben der eigens aufgebauten Website www.busfahren-erh.de, Social-Media-Auftritten und Plakat-Kampagnen soll es noch im Oktober eine Tablet-Schulung für Senioren in einem der Landkreis-Busse geben. Möglich macht dies das neue BayernWLAN in den Fahrzeugen.

Das kommt gut an: Bislang gibt es in 20 Landkreis-Bussen Netz, das Landratsamt zählt rund 20 000 Zugriffe pro Monat. Deshalb wird nun jeder Bus mit WLAN aufgerüstet, so Landrat Alexander Tritthart. Neben zufriedenen Kunden und einem attraktiven Lockmittel gerade für jüngere Fahrgäste hat das noch einen weiteren Vorteil: "In den WLAN-Bussen gibt es weniger Vandalismus, die Leute sind beschäftigt und kommen nicht auf andere Ideen", erklärt Tritthart.

Neue Ideen hat stattdessen das Landratsamt entwickelt: Künftig werden in Erlangen-Höchstadt nur noch barrierefreie Busse eingesetzt, die auch Rollstuhlfahrern einen Platz bieten und eine Rampe an Bord haben.

Außerdem werden mehr Fahrzeuge im Einsatz sein: Die Busse auf den Hauptlinien fahren fortan alle 30 bis 60 Minuten, andere Linien werden ihre Fahrgäste im 60- bis maximal 120-Minuten-Takt zum Ziel bringen. Höchstadt soll zudem mit Eilbussen, die über die Autobahn fahren, versorgt werden. Außerdem werden Pendler bald direkt aus dem Landkreis nach Nürnberg fahren können. Das sei vor allem von den Mitarbeitern der großen Unternehmen in Herzogenaurach gewünscht, erklärt der Landrat. Auch eine umfassende Verbindung nach Forchheim sei geplant.

"Wir haben dann über 40 Buslinien", informiert Tritthart. "statt den bisherigen 4,1 Millionen Fahrplankilometern haben wir in Zukunft sechs Millionen."

"Wir müssen Gas geben"

Mit diesem Angebot will Tritthart vor allem Berufstätige, die bislang das Auto genutzt haben, locken. Bislang nutzen nur sechs Prozent der Pendler Bus oder Bahn. "Es ist verdammt schwierig, diese Zahl zu erhöhen, wir müssen wirklich Gas geben", so Tritthart. ,Ein konkretes Ziel, um wie viel Prozent man die ÖPNV-Nutzung steigern will, gebe es aber nicht.

Auch eine Umrüstung auf Elektro-Busse, wie sie momentan in Nürnberg stattfindet, sei vorerst nicht geplant. Der Grund: Ein E-Bus kostet etwa doppelt so viel wie die Diesel-Variante. Außerdem gebe es im ländlichen Raum weitere Strecken zu fahren, was die Akku-Kapazität der Busse schnell überfordere, so Tritthart.

Ob Diesel- oder Elektroantrieb: In den neuen Bussen wird dann auch Marianne Träg zu finden sein. "Ich will raus aus der Wohnung, ich möchte noch was sehen", sagt die 86-Jährige. Zumindest in Erlangen-Höchstadt wird sie dafür jetzt genug Gelegenheit haben.

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