Soja aus Kleinweisach statt aus Südamerika

5.9.2019, 06:56 Uhr
Soja aus Kleinweisach statt aus Südamerika

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Zufrieden schaute der Landwirt aus Kleinweisach dieser Tage über einen grün-gelben Blätterteppich: Auf einem Acker an den Hängen des Weisachgrundes reifen Sojabohnen heran.

Etwa 50 Tonnen der ölhaltigen Hülsenfrüchte baut Winkler pro Jahr an. Sie haben einen Anteil von 20 Prozent im Futtermix für seine knapp 15 000 Legehennen. Weitere Zutaten sind Weizen, Mais und zu einem kleineren Teil auch Hirse. All dies zieht der Eierproduzent aus dem Vestenbergsgreuther Ortsteil auf eigenen Flächen heran. Nur Salz, Kalk und etwas Mineralfutter kauft er zu. Zum einen geht es Winkler dabei um regionale Wertschöpfung. Zum anderen ist ihm natürlich bewusst, welche verheerenden Auswirkungen der Sojaanbau im südlichen Teil von Südamerika nach sich zieht: Abholzungen und Brände, dazu ein nahezu ungezügelter Pestizideinsatz mit all seinen Folgen für Menschen und Umwelt. Und mittlerweile sind mehr als 80 Prozent des Imports aus diesen Ländern gentechnisch manipuliert, weiß Alfred Winkler.

Ein Exot und Pionier

Als er vor vielen Jahren erstmals mit Sojaanbau experimentierte, war er im südlichen Steigerwald ein Exot und ein Pionier. Bevor seine Bohnen in die Schnäbel seiner Hennen gelangten, musste er sie lange Zeit vorübergehend ins Schwäbische verfrachten. Längs der Donau ist der Soja-Anbau nämlich verbreiteter als im westlichen Mittelfranken.

In Kissing bei Augsburg fand Winkler einen Betrieb, der die proteinhaltige Frucht zu Mastfutter, das fürs Vieh genießbar ist, verarbeitet. Auf dem Asam-Hof ließ Winkler lange Zeit sein Soja pressen und "toasten". Bei dem Verfahren werden die Bohnen auf bis zu 170 Grad erhitzt und ein großer Teil des Ölgehaltes extrahiert.

Inzwischen ist der Transportweg um vieles kürzer: In Thomas Gareis fand Winkler einen Gleichgesinnten auf der Suche nach Nischen und neuen Wegen. Der Nebenerwerbslandwirt aus Birkach (bei Markt Taschendorf) hat sich eine Soja-Toastanlage eingerichtet. "Presskuchen" nennt Gareis das proteinreiche Endprodukt der Prozedur, ein Leckerbissen für Hühner, Schweine und Rinder.

In Europa wird Soja vor allem am Unterlauf der Donau angebaut, in Serbien, Rumänien, Ungarn und Österreich, aber auch in Italien und Frankreich. Dort ist es wärmer und die Böden eigenen sich besser als die in Franken. Trotzdem glauben Winkler und Gareis, dass die Hülsenfrucht auch hier noch Luft nach oben hat. "Beim Mais ist die Züchtung halt weiter", erklärt Thomas Gareis.

Vom Preis her kann ihr Soja nicht mit dem aus Übersee mithalten, räumt er ein. Von dort sei ein Doppelzentner für um die 30 Euro zu haben, während bei seinem Erzeugnis mit 40 Euro gerade so die Unkosten gedeckt würden. Nicht zuletzt deshalb gebe es auf dem einheimischen Markt mehr Angebot als Nachfrage.

Doch beide Anbauer sehen die Sache nicht nur von der betriebswirtschaftlichen Seite. Maisanbau zum Beispiel mag lukrativer sein, so Alfred Winkler, aber: "Landwirtschaft ist nicht nur, dass man aus jedem Hektar den letzten Cent rausholt. Ich achte auch auf die Fruchtfolge".

Der Kleinweisacher probiert immer wieder mal etwas Neues aus. "Wenn es funktioniert, kann man weitermachen und wenn es nicht geht, kommt es wieder weg", so seine Devise. Das mit dem Soja scheint zu funktionieren, denn Winkler hält daran fast schon zehn Jahre lang fest.

Zu seinem Bedauern honorieren die Verbraucher zu wenig, wenn Nahrungsmittel im regionalen Kreislauf hergestellt werden. Im Einkaufsmarkt werde allzu oft nur nach dem Preis entschieden.

Umso mehr wurmt es den Eierproduzenten, Rinderzüchter und Biogasanlagenbetreiber, wenn sein Berufsstand – seiner Überzeugung nach zu Unrecht – für den Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich gemacht werde.

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