Sonnige Buchten

22.1.2014, 16:23 Uhr
Sonnige Buchten

© Edgar Pfrogner

Außenklimastall heißt die offizielle Bezeichnung für die Tierbehausung. 44 Meter lang, 7,5 Meter breit und im Durchschnitt drei Meter hoch. Was innen zuerst auffällt, ist etwas, das fehlt: der beißende Geruch von Ammoniak.

„Im Gegensatz zu den großen Mastbetrieben gibt es keinen Spaltenboden, in denen sich die Exkremente festsetzen“, erklärt Vater Gerhard Schnappauf. Weil der Boden in seinem neuen Stall leicht abschüssig ist, bewegen die Tiere das Stroh durch Herumlaufen automatisch bergab.

Zwei Mal die Woche wird ausgemistet: Mit einem Radlader fahren die Landwirte auf der einen Seite hinein, sperren die Schweine mit einem Gatter in ihre restliche „Bucht“ (so heißen die Abteile) ein und schieben den gesamten Mist entlang des Gebäudes an dessen Rückseite. Hinter deren Tür befindet sich gleich der Misthaufen.

Doch nicht nur die Menschen haben es bequemer als in den bisherigen Ställen der Schnappaufs im Ortszentrum, wo noch viel Muskelkraft aufgewendet werden muss, auch die Schweine haben es besser. Sagen zumindest ihre Besitzer: „Die können sich gut bewegen, und weil wir die gesetzlich erlaubte Maximalbelegung bei weitem nicht erreichen, haben die Tiere keinen Stress.“

Ein zusätzlicher Wohlfühlfaktor sei die Gestaltung des Stalls: Auf der Südseite lassen sich entlang der gesamten Front die Fenster weit öffnen. Junior Johannes Schnappauf, im Hauptberuf Diplom-Wirtschaftsingenieur im Dienst des Bayerischen Bauernverbandes: „An schönen Tagen legen sich die Schweine zum Sonnenbaden hin, was sie sichtlich genießen.“ Und falls doch noch irgendwann mal ein kalter Winter kommen sollte, ist auch vorgesorgt: Bei Bedarf kann eine Fußbodenheizung eingeschaltet werden.

Auch in punkto Ernährung haben Schnappaufs das Wohl der Tiere im Sinn. So gibt es bei ihnen schon seit einem Jahrzehnt keinen Sojaschrot mehr, schon gar keinen gentechnisch veränderten. Stattdessen werden Rapsschrot, Erbsen und Sonnenblumen verfüttert. Letztere binden den Staub im Schrot – ein weiteres Plus für Schweine und Menschen, die im Stall arbeiten. „Unsere Ferkel wachsen vielleicht etwas langsamer, dafür gesünder“, so Johannes Schnappauf.

Prinzipiell kaufen die Unterreichenbacher Schweinzüchter keine Tiere zu, lassen ihre Zuchtsauen besamen, „damit wir wissen, was wir für Tiere haben“, so der Seniorchef. Mit Erfolg: Schon seit 2003 ist der Hof Mitglied im Qualitätssicherungsprogramm – und hat seither bei jedem Audit die bestmöglichen Ergebnisse erreicht.

Johannes Schnappauf: „Natürlich kann ein kleiner Direktvermarkter noch tierfreundlicher produzieren und ein Großbetrieb noch effektiver. Wir sind irgendwo mittendrin und müssen sehen, wie wir uns auf dem Markt präsentieren können. Mit diesem Stall haben wir eine Möglichkeit gefunden, Gewinn zu erwirtschaften – und die Tiere ordentlich zu behandeln.“HOLGER PETER

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