Starkregen Adelsdorf: "Beunruhigende Aussagen"

28.2.2020, 07:00 Uhr
Starkregen Adelsdorf:

Mehr als eineinhalb Jahre nach den Ereignissen von 2018 habe man jetzt endlich von der Gemeinde Antworten auf die Fragen zu den Ursachen bekommen, so die Sprecher der Initiative (Hans-Josef Schmidt, Jörg Galster, Roland Mönius und Rainer Herzig). Diese seien aber nicht befriedigend. In einem Schreiben an die Nordbayerischen Nachrichten heißt es wörtlich: "Wir sehen uns deshalb in der Pflicht, alle Adelsdorfer Bürger, insbesondere die von den Überflutungsereignissen Betroffenen über die beunruhigenden Aussagen der Gemeinde zu informieren."

Seitens der Gemeinde sei nun endlich erkannt worden, dass wegen der massiven Versiegelung der Flächen im Wohngebiet Reuthsee das Kanalsystem bei Starkregen überlastet und das Oberdorf mit den abfließenden Wassermassen überflutet werde.

Den Initiatoren sei erläutert worden, dass das angrenzende Oberdorf hinsichtlich einer optimierten Starkregenableitung im Rahmen der geplanten Sanierung überplant werde und die dafür erforderliche europaweite Ausschreibung der Planungsleistungen aktuell laufe.

Geplant sei eine Neuplanung der Straßenzüge im Zuge der Ortssanierung, die eine gezielte und schadfreie Abführung der Wassermengen an der Oberfläche gewährleisten sollen. Konkret ergäben sich Gefährdungen aus ablaufendem Oberflächenwasser für die Häuser an der Maria-Ludwig-Straße sowie an den angrenzenden Straßen Anton-Krümmer-Straße, Schlesierstraße, Hans-Rebhan-Straße und Adalbert-Stifter-Straße. Auch innerhalb des Wohngebietes Reuthsee gebe es lokale Senken, wie die Ecke Karpfenweg/Saiblingweg oder Reuthseering – Reuthweg/Sudetenstraße, in denen mit Überflutungen zu rechnen ist.

Für die Initiative wäre es nun wichtig zu wissen, wann mit den Straßensanierungen mit der oberflächennahen Entwässerung zu rechnen ist. "Wie werden die Bürger bis dahin und während der Bauphase, für die etwa acht Jahre angesetzt sind, vor Überflutungen geschützt?", lautet eine Frage.

In den vergangenen 50 Jahren seien in Adelsdorf durchaus ähnliche Regenmengen gefallen und es habe noch nie Schäden in einem derartigen Ausmaß wie 2016 und vor allem zweimal 2018 gegeben, heißt es weiter. Aufgrund des Klimawandels werde sich die Situation noch verschärfen.

 

Keine Regresspflicht

 

Die Gemeinde habe sich immer wieder darauf berufen, dass die laufenden Baumaßnahmen ursächlich für die Schäden waren. Haftungsfragen für solche Ereignisse würden normalerweise im Städtebaulichen Vertrag geregelt, so die Initiative.

Auf deren Anfrage an die Gemeinde sei ihr erklärt worden, dass eine derartige Regelung nicht im Städtebaulichen Vertrag für das Baugebiet Reuthsee enthalten sei. Dies bedeute, dass der Investor nicht in Regress genommen werden könne und deshalb die Bürger auf ihren Schäden sitzen blieben.

Ebenso müsse laut der Initiative die Frage gestellt werden, ob die Fachleute nicht bereits bei der Planung des Wohngebiets die Auswirkungen eines Starkregenereignisses aufgrund der topographischen Lage, der Siedlungsstruktur und den Bodenverhältnissen des Wohngebietes in Betracht hätten ziehen müssen. Eine Simulationsberechnung für den Starkregenfall im Vorfeld wäre deshalb unbedingt erforderlich gewesen, um so die Auswirkungen einer Überflutung durch einen Starkregen für das Oberdorf und die gesamte Gemeinde Adelsdorf abzuschätzen.

Die Initiative: "Wer trägt nun die Verantwortung und die Folgekosten für diese Fehlplanung und für die bereits entstandenen und in der Zukunft entstehenden Schäden? Warnungen von uns und Mitbürgern an den Bürgermeister und an andere Verantwortliche der Gemeinde wurden selbst noch eineinhalb Jahre lang nach den beiden Starkregenereignissen 2018 immer mit denselben Argumenten zurückgewiesen."

 

Zu Selbstschutz verpflichtet?

 

Demnach seien die Bürger laut Entwässerungssatzung verpflichtet, sich selbst vor Rückstau durch Rückstauklappen zu schützen. Außerdem sei immer wieder gesagt worden: "Es ist alles berechnet." Ironisch fügen die Sprecher der Initiative an: "Fehlt nur noch die Empfehlung: Baut euch eigene Schutzwände!"

Die Initiative betont, dass sie weder gegen das Baugebiet Reuthsee noch gegen Neubürger sei. Aber das Überflutungskonzept bei Starkregen für das Wohngebiet Reuthsee sei einfach nicht zu Ende gedacht worden. Man hoffe nur, dass für zukünftige Baugebiete schon bei der Planung der Schutz der Bürger vor Überflutungen durch Starkregen mit einbezogen werde.