Sterpersdorfer Bierkeller werden zum Denkmal

22.1.2019, 07:00 Uhr
Sterpersdorfer Bierkeller werden zum Denkmal

Fliegeralarm: Als die Alliierten im Zweiten Weltkrieg Luftangriffe auf Nürnberg flogen, waren die Bierkeller von Sterpersdorf für Georg Schockel überlebenswichtig. Er erinnert sich, wie er damals mit seiner Mutter und fünf weiteren Kindern auf einer Steinbank kauerte, die eigentlich zur Lagerung von Bierfässern bestimmt war.

"Es tut mir weh, wenn das alles hier verfällt", sagt der 79-Jährige. Umso mehr freut es ihn, dass das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Felsenkeller nun auf Wunsch des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt auf ihre Denkmalwürdigkeit hin geprüft hat. Nach einer Begehung im Oktober 2018 mit Fachleuten vom Amt, an der Schockel ebenfalls teilnahm, war schnell klar: Die Keller sollen in die Denkmalliste nachgetragen werden.

Sterpersdorfer Bierkeller werden zum Denkmal

Der Heimatpfleger vermutet, dass einige Sterpersdorfer die Gänge im 19. Jahrhundert mit Werkzeugen und Muskelkraft in den Sandstein geschlagen haben. Bis heute sind Spuren an den Wänden erkennbar. Schriftliche Dokumente aus der Zeit gibt es nicht. Das Landesamt bezieht sich auf eine "Uraufnahme aus dem Jahr 1843", die an dieser Stelle nördlich der Straße nach Höchstadt, ein Wäldchen zeige, "innerhalb einer kleinen Geländeauffälligkeit".

Nischen für Kerzen

Das Areal am Hang, das heute stark von Efeu bewachsen ist, hat insgesamt vier Eingänge, wobei einer bereits aus Sicherheitsgründen verfüllt worden ist. Jeder Keller besteht aus einem Hauptgang, von dem die einzelnen Lagerräume abgehen. Zwei von ihnen werden noch genutzt — allerdings nicht mehr für Bier. Ursprünglich, vermutet Schockel, habe es zehn bis zwölf Nutzer gegeben.

Die Holztüren sind teils völlig verrottet, Dämmmaterial hängt heraus, auf einer der Steinbänke liegen noch Reste von alten Holzfässern. "Hier standen früher Kerzen", sagt Georg Schockel und zeigt auf kleine Nischen in der Wand. "Die hat man angezündet und ist damit zu seinem Keller vorgelaufen."

Sterpersdorfer Bierkeller werden zum Denkmal

Laut dem Landesamt für Denkmalpflege sind die Lagerräume "ein anschauliches Beispiel für den eklatanten Aufschwung des bayerischen Biers, den dieses in der Phase der frühen Industrialisierung auch in den ländlichen Gegenden Bayerns erfuhr". Außerdem, so heißt es, dokumentieren sie einen brautechnischen Wandel. Weil die untergärige Brauweise beliebter wurde, die auf die kühlen Monate des Jahres beschränkt war, musste das Bier länger eingelagert werden und zu diesem Zweck entstanden vielerorts Felsenkeller. "Die Sterpersdorfer Bierkeller dokumentieren anschaulich, dass diese Entwicklung auch in den kleinen Dörfern auf dem Land und damit flächendeckend in ganz Bayern Einzug gehalten hatte." In Stein gehauene Zeugen dafür, dass Bier eingelagert wurde, sind die seitlichen Bänke, auf denen die Holzfässer Platz fanden.

Das Baudenkmal im Ortsteil Sterpersdorf ist am kommenden Montag auch Thema im Stadtrat von Höchstadt. Die Lokalpolitiker haben die Möglichkeit, Ergänzungen oder Korrekturen zu verlangen. "Aber die Stadt bricht sich nichts ab, wenn sie zustimmt", meint der ehemalige Stadtrat Schockel. Ihm geht es vor allem darum, die Besitzverhältnisse genau zu klären. Das Grundstück, das den Kellern vorgelagert ist, befindet sich in Privatbesitz. Noch ist allerdings unklar, wo genau die Grundstücksgrenze verläuft zum gemeindlichen Besitz.

Das sei ohne viel Aufwand zu klären, wenn die Stadt Höchstadt dahinterstünde, sagt Schockel. Er betont, dass er sehr gerne bereit sei, beim Herrichten und Erhalt der Keller zu helfen – sollte die öffentliche Hand beispielsweise die Materialkosten tragen. "Ich helfe immer mit." Denn: "Wenn das hier geregelt wird, ist das meine größte Freude."

 

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