Streit in Höchstadt eskalierte

29.6.2020, 16:03 Uhr
Streit in Höchstadt eskalierte

© Ulrich Schuster

Zunächst sieht es aber gar nicht danach aus. Beide Angeklagte (ein 23-jähriger und ein 26-jähriger Höchstadter) schweigen, wollen sich zu den Tatvorwürfen nicht äußern. Passiert ist der laut Griem "hässliche Vorfall" im Dezember vergangenen Jahres. Zwei Männer, ein 35-jähriger Maschinenführer und ein 33-jähriger Mechatroniker, die beruflich in Höchstadt zu tun hatten, waren gegen Mitternacht auf dem Weg zu ihrem Hotel. Dabei kamen sie an einer kleinen Personengruppe vorbei. Ein offenbar betrunkenes Mädchen saß auf einer Bank, flankiert von zwei Männern.

Auf die Frage an das Mädchen, ob alles okay sei, bekamen die beiden Besorgten von dem 26-jährigen Angeklagten die aggressive Antwort "Was glotzt ihr so, geht einfach weiter", verbunden mit einem rüden Schimpfwort. Unmittelbar darauf folgte eine Rangelei. Der 26-Jährige versuchte den Mechatroniker zu schlagen, dieser wich aus, packte den 26-Jährigen, beide gingen zu Boden. Auch der Maschinenführer wurde in eine Schubserei mit dem 23-jährigen Angeklagten verwickelt und erntete einen Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht.

Das Ganze eskalierte, als der 23-Jährige ein Messer zog und die beiden Opfer damit verfolgte. Immerhin handelte es sich nur um ein kleines Klappmesser. Auch sind wohl die Worte in der Anklage – "Ich töte euch" – so nicht gefallen, vielmehr sagen beide Opfer aus, der 23-jährige habe geäußert: "Ich will Blut sehen." Der Anklagepunkt der Bedrohung bei dem 23-Jährigen wird deshalb eingestellt, es verbleibt der Vorwurf einer Körperverletzung.

Der 26-jährige Angeklagte allerdings leistete sich, als schon die Polizei anrückte, noch einen laut Griem "fiesen, hinterlistigen Angriff". In scheinbar freundlicher Absicht reichte er dem Mechatroniker die Hand, um ihm vom Boden aufzuhelfen, rammte ihm dann aber das Knie ins Gesicht. Die Nase blutete heftig und ist seitdem etwas schief.

Den Polizisten, der ihn wegen seiner Aggressivität fesselte, beleidigte er und drohte ihm, er würde herausfinden, wo er wohne, und ihn fertigmachen. Und das, obwohl der 26-Jährige ein bis dato unbescholtener Bürger ohne Vorstrafen war. Nun verurteilt ihn das Gericht wegen Körperverletzung sowie Beleidigung mit Bedrohung zu sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldbuße von 2500 Euro – 1000 Euro an das Opfer und 1500 Euro an das Jugendorchester Camerata Franconia.

Der 23-Jährige hat allerdings schon eine einschlägige Vorstrafe auf dem Kerbholz, die Bewährung läuft erst in diesen Tagen ab. Nur wegen seines Geständnisses und weil er selbst bei dem Streit auch Verletzungen erlitten hat, belässt es Richterin Griem "ausnahmsweise" bei einer Geldstrafe von 3600 Euro – nicht ohne die Angeklagten eindringlich zu belehren. "Die Oper hatten keine böse Absicht, sie besaßen den Mut, ein Mädchen, das möglicherweise in Not war, nach ihrem Befinden zu fragen", so Griem. Die Männer hätten schließlich nicht wissen können, dass das Mädchen die Freundin des 26-jährigen Angeklagten war. Dass die Situation dann sofort derart eskalierte, bezeichnet auch der Verteidiger als "hirnlos und sinnlos".

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