StUB-Gegner starten mit Warnungen in "Wahlkampf"

13.3.2015, 17:32 Uhr
StUB-Gegner starten mit Warnungen in

© Foto: Kern-Miereisz

Zwei Personen des öffentlichen Lebens, deren Ämter ausgelaufen sind, waren bei einem „Comeback“ zu erleben: Altlandrat Eberhard Irlinger, vor seinem Amtsantritt starker StUB-Befürworter, später Ablehner und die ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Christa Matschl „als Persönlichkeit“.

Ansonsten dominieren bei den StUB-Gegnern die Freien Wähler: Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm, Adelsdorfs Karsten Fischkal, Röttenbachs Ludwig Wahl, Herbert Saft aus Kalchreuth, dazu die FW-Kreisräte Patrick Prell und Irene Häusler sowie Michael Dassler (FDP).

Ihre Anti-StUB-Argumente sind zwar größtenteils schon genannt, doch die Intensität, mit der sie nun vorgetragen wurden, ist neu und aufschlussreich. Gerald Brehm als Auftakt-Redner ist sogleich in Rage: „Haarsträubend“ sei die StUB in der Form wie angedacht, auch „nicht mehr erduldbar“ „wie selbst in einem Amtsblatt von Söder und Herrmann 90 Prozent Zuschüsse versprochen werden“ für ein Projekt, das 420 Millionen Euro (die Gegner gehen von 500 Millionen aus) kosten soll. Dabei liege die Zuschusshöhe „insgesamt nur bei 60 Prozent“, da die Planungskosten nicht gefördert werden.

Allenfalls unter Kategorie C, also „bedingt förderfähig“ rangiere das Projekt. Ein Investitionsstau von 900 Millionen Euro sei beim Bund aufgelaufen, ergänzte Irlinger. Die Südumgehung um Herzogenaurach und die Parkraumschaffung in Herzogenaurach würden den Anreiz zum Umstieg auf den Nahverkehr konterkarieren. Ein intelligentes, modernes Bussystem werde dem Flächenlandkreis Erlangen-Höchstadt viel mehr gerecht, sei flexibel und wesentlich kostengünstiger.

Bus Rapid Transit

Demnächst wollen die StUB-Gegner das Bus Rapid Transit (BRT) von Mercedes Benz, realisiert in Metropolen wie Istanbul oder Rio de Janeiro, eigens der Öffentlichkeit vorstellen. Die Unterhaltungskosten für eine Stadt-Umland-Bahn bezifferten die Gegner auf 16 bis 17 Millionen Euro jährlich.

„Der Öffentliche Personennahverkehr muss bezahlbar bleiben“, führte Ludwig Wahl zum für ihn „sachorientierten, nicht politischen“ Thema aus und „will verhindern, dass sich ERH einreiht in Stuttgart 21 und BER“. Beim Intraplan-Gutachten habe „eine tiefe Untersuchung alternativer Systeme“ nicht stattgefunden. Ein Einstieg in den Zweckverband sei „jetzt die falsche Entscheidung“.

Ein Regional optimiertes Bussystem (RoBus) erreiche mehr Umsteiger vom Pkw auf die „Öffentlichen“. Mit dem RoBus sei bereits 60 Prozent des Umsteigeeffekts der Umland-Bahn zu erzielen.

Wie seit 40 Jahren währende Forderungen nach einer Südumgehung Uttenreuths ad acta gelegt wurden, erwähnte Christa Matschl. Für sie ist „die Zukunft und finanzierbar“ ein ganzheitliches Verkehrskonzept mit Angliederung an überregionale Verkehrssysteme.

Von Herbert Saft, Kalchreuths Bürgermeister wie auch anderen der Runde, wurde die Machbarkeit einer Straßenbahn durch bestehende Ortschaften und Straßen angezweifelt.

Die schwierige Finanzlage vieler Landkreisgemeinden führte Karsten Fischkal ins Feld: „Es werden schon Schulsportplätze aufgelöst“. Patrick Prell, ebenso wie Irene Häusler, hielt ein flächendeckendes BRT-System für „ökologisch und kostengünstiger“. Michael Dassler, schon immer StUB-Skeptiker, forderte eine Busverbindung von Herzogenaurach zum Nürnberger Flughafen.

Die Nahverkehrsprobleme Herzogenaurachs seien mit zwei Bussen zu lösen, zeigte sich Altlandrat Irlinger überzeugt. „Kein adidas-Manager wird auf die StUB umsteigen, bei der man von Herzogenaurach nach Nürnberg eine Stunde braucht.“ Die Aussage von Walter Nussel, früher StUB-Gegner, nun dafür, hielt Irlinger für bezeichnend: „Wir dürfen 90 Prozent an Förderung erwarten“. Dabei müsse klar sein, schon der Ausbau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München werde sämtliche Finanzmittel blockieren. Auch ohne Stadt-Umland-Bahn sei die Region ERH wirtschaftlich bereits führend. Irlingers Reminiszenz an seine Amtszeit: „Keiner konnte uns sagen, was wir finanziell verantworten.“

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