Stute Lady hat ihre eigene Therapeutin gleich am Hof

21.12.2018, 15:08 Uhr
Stute Lady hat ihre eigene Therapeutin gleich am Hof

© Foto: Roland Huber

Lady ist die Ruhe selbst. Wie es sich für eine Sportlerin gehört, hebt sie kurz das Bein an und lässt sich von der Physiotherapeutin die Muskeln dehnen. Aber Lady ist weder Fußballerin noch Leichtathletin, sie ist das Pferd von Rebecca Wellein. Und damit hat die Stute das Glück, die eigene Therapeutin gleich am Hof zu haben.

Seit 2016 arbeitet Rebecca Wellein nebenberuflich als Tierphysiotherapeutin für Pferde und Kleintiere. Natürlich behandelt sie nicht nur Lady, sondern viele andere Pferde. Ihre vierbeinigen Patienten kommen aus der ganzen Region, sogar in Norddeutschland hat sie schon behandelt und Massagekurse für Pferdebesitzer angeboten. Auch Hunde behandelt sie beispielsweise mit Massagen oder manueller Therapie. "Ganz selten auch Katzen, wenn sie mal in ein gekipptes Fenster geraten sind oder so", erzählt die 27-Jährige.

Natürlich gehen auch Boxennachbarn von Lady bei deren Besitzerin in Therapie. Rebeccas Eltern besitzen nämlich einen Pferdehof in Medbach. Seit sie auf der Welt ist hat Rebecca deshalb täglich Kontakt mit Tieren gehabt. Als sie zehn Jahre alt war, bekam sie ihr erstes Pony und auch ihre Eltern hat damals das Pferdefieber gepackt. "Mein Interesse, die Anatomie und Biomechanik der Pferde zu verstehen, wurde immer größer", sagt die junge Frau. Sie hätte auch Pferdewirtin werden können, aber Rebecca Wellein entschied sich für eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten — in der Menschenwelt. "Das war sehr gut für mich, denn in dieser Zeit habe ich gemerkt, dass ich auch bei Tieren auf der medizinischen Schiene bleiben möchte."

Tierärzte als Dozenten

Und sie wollte die Weiterbildung seriös angehen. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, sodass viele verschiedene Fortbildungswege angeboten werden — vom Wochenendkurs bis zur mehrjährigen Ausbildung. Rebecca begann 2013 die Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin für Pferde und Kleintiere. "Es war mir wichtig eine fundierte Ausbildung mit fachkompetenten Tierheilpraktikern, Tierärzten und Tierphysiotherapeuten zu absolvieren", sagt sie. Deswegen entschied sie sich für eine Akademie für Tiernaturheilkunde in Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein).

Nach ihrem Abschluss hat Rebecca Wellein nebenberuflich eine mobile Praxis im Kofferraum aufgebaut. Sie bietet Osteopathie und Physiotherapie. "Ergänzend lasse ich Akupunktur, energetische Behandlungstechniken, Elektrotherapie, Thermotherapie, Kinesiotaping, Bachblütentherapie und Farblichthormesis in die Behandlungen mit einfließen."

Ganzheitlicher Blick

Die zu behandelnden Strukturen sind Muskeln und Faszien, Gelenke und Knochen aber auch Sehnen und Bänder. Mögliche Folgen von Erkrankungen , Verletzungen oder auch Operationen sind Schmerzen und Kompensationshaltungen/Schonhaltungen. Rebecca behandelt Tiere deshalb auch nach Operationen oder mit Erkrankungen wie zum Beispiel Arthrose.

An Lady zeigt Rebecca Wellein wie das funktioniert. Die Dehnung der Muskeln am Vorderbein ist eine Möglichkeit. Die 27-Jährige entdeckte aber auch Verspannungen oder löst Blockaden im Wirbelbereich. "Ich betrachte das Tier dabei immer ganzheitlich", sagt die Therapeutin. Deshalb ist ihr zum Beispiel auch die Zusammenarbeit mit Hufschmieden wichtig, denn die Stellung der Hufe hat natürlich Auswirkungen auf den ganzen Körper des Pferdes. "Lady hat einige Baustellen mitgebracht, als sie zu mir kam", erinnert sich ihre Besitzerin. "Das hat mich meiner Arbeit noch näher gebracht."

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