Teichwirt mit Umweltpreis

7.12.2011, 10:00 Uhr
Teichwirt mit Umweltpreis

© privat

„Der Preis kam unerwartet“, erzählt Teichwirt Lorenz Möhring. „Für uns ist das ganz selbstverständlich, was wir da machen.“ Da brauche es eigentlich keine Auszeichnung als „Arche-Bayern-Betrieb“.

Das sah Umweltminister Marcel Huber anders und prämierte Möhring für seine Teichwirtschaft. 99 Schäfer, Milchviehhalter, Ackerbauern oder Teichwirte hatten sich beworben. 30 von ihnen wurden ausgezeichnet.

Seit 15 Jahren kümmert sich Lorenz Möhring um Teiche im Naturschutzgebiet der Gemeinden Gremsdorf und Höchstadt. 15 Hektar Teichfläche hat der 53-Jährige gepachtet, in denen Karpfen ab dem zweiten Jahr herumschwimmen. Vier weitere Hektar außerhalb des Naturschutzgebietes gehören Möhring selbst. Sie dienen als Kinderstube und werden konventionell bewirtschaftet.

Reichlich Platz

Das Besondere an den Weihern im Naturschutzgebiet ist die Art der Haltung dort: Die Karpfen werden nicht gefüttert, es kommt kein Kalk und kein Dünger ins Wasser. Die Tiere müssen sich ihre Nahrung selbst suchen. Dafür haben sie zwei- bis dreimal mehr Platz zur Verfügung als in konventionellen Weihern. 38 Zentner hat Möhring heuer aus dem Blätterweiher geholt, mehr als 700 Karpfen.

In extensiv bewirtschafteten Teichen – im Gegensatz zu intensiv bewirtschafteten — tummeln sich aber nicht nur Karpfen. Sie bieten Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, erklärt Jörg Straßburger, Geschäftsführer des Bund Naturschutz für die Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach.

Teiche wie der Blätterweiher verlanden allmählich. Diese Verlandungszonen sind wichtig für die Artenvielfalt. So sind die Weiher des Aischgrundes Lebensraum für über 300 Pflanzenarten. Annähernd 50 sind in ihrem Bestand bedroht und stehen auf der Roten Liste von Bayern und Deutschland. Tiere wie Schlammpeitzger, Zwergdommel, Zwergtaucher, Purpurreiher, Kolb- und Löffelente sowie der Laubfrosch sind nur ein paar der gefährdeten Tierarten, denen der Raum rund um und in den Weihern eine Heimat bietet.

Möhring kennt sein Handwerk, seit vierzig Jahren ist er Teichwirt. Das Geschäft hat er von Vater und Großvater übernommen. Als sein Vater starb, war Möhring nicht einmal 13 Jahre alt. „Da musste ich schon ordentlich hinlangen“, erzählt der Boxbrunner. Bis vor zwei Jahren hatte er noch Milchkühe und Mastbullen. Heute betreibt er die Landwirtschaft im Nebenerwerb, baut neben der Karpfenhaltung Wintergetreide an, engagiert sich als Naturschutzwächter.

25 Stunden in der Woche arbeitet er außerdem bei der Laufer Mühle, dem Zentrum für Suchtkranke, und bietet Arbeitstherapie in der Landwirtschaft an: Hühner und Ponys füttern, ein wenig Gemüse mit den Patienten anbauen. Wie es in Zukunft weitergehen soll, weiß er noch nicht. Seine zwei Kinder, 16 und 17 Jahre alt, möchte er nicht zur Landwirtschaft drängen. „Doch wer kümmert sich dann um die Weiher?“, fragt sich der 53-Jährige.

Doch vorerst wandert die regionale Delikatesse als „Karpfen pur Natur“ in den Kochtopf und kommt meist als Filet auf den Teller. Denn als halbe fränkische Karpfen sind Möhrings Fische mit ihren gut und gerne bis zu fünf Pfund vielen einfach zu groß.

Fettarme Fünfpfünder

Das Fleisch ist fester und die Karpfen aus dem Naturschutzgebiet haben weniger Fett, um die zwei Prozent anstatt zehn bis 14. Von Marcel Huber hat Möhring für seine Arbeit eine Plakette, eine Urkunde und 1000 Euro erhalten. Die runde Plakette mit dem grünen Baum kommt ans Fischerhaus, die Urkunde an die Wand. Und das Geld? „Damit lade ich alle, die mir bei der Bewerbung für den Wettbewerb geholfen haben, zu einer Brotzeit ein“, verrät Möhring, „und ein Elektrofahrrad wollte ich auch schon lange haben.“

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