Nach Böller-Verbot

Tonnenweise Schwarzpulver: Bei Feuerwerk Röder stapeln sich die Raketen

1.2.2021, 10:58 Uhr
Tonnenweise Schwarzpulver: Bei Feuerwerk Röder stapeln sich die Raketen

"Wir sind jetzt in den letzten Zügen", sagt Firmenchef Heiko Röder. Normalerweise wären bei ihm um diese Zeit nur fünf Mitarbeiter angestellt. Für die anderen wäre die Saisonarbeit beendet. Der Onlineshop hätte nach ein paar Tagen Inventur inzwischen wieder geöffnet und es wäre die Ruhe nach dem großen Sturm.

Der Sturm mit Explosionen und Glitzerregen ist bekanntlich ausgeblieben, denn der Verkauf von Böllern und Feuerwerk war an Silvester verboten. 95 Prozent des Jahresumsatzes sind damit für Heiko Röder verpufft – weil sie nicht in die Luft gehen konnten. Hinzu kommen die Mehrkosten für die Mitarbeiter, die getätigte Käufe wieder rückgängig machen müssen.

Glück für die Branche: Feuerwerkskörper haben kein knappes Verfallsdatum. Sie können also auch dieses Jahr noch gezündet werden, oder sogar erst 2024. "Ein Artikel lässt sich in der Regel so über fünf Jahre verkaufen", sagt Heiko Röder, der schon vor 20 Jahren in den Feuerwerkhandel eingestiegen ist.

Unterhalb des ADAC-Fahrsicherheitszentrums bei Schlüsselfeld an der A 3 hat die Firma Röder Feuerwerk ein großes Gelände. Eine riesige Halle ist bis unters Dach voll mit Pyrotechnik: Rund 1650 Artikel gehören zum Sortiment und die Zahl an Einzelartikeln ist noch deutlich größer.

Doppelt so viel Ware in den Regalen

"Aufgrund des Überlassungsverbotes 2020 lagern wir derzeit etwa doppelt so viel Ware wie üblicherweise zu diesem Zeitpunkt im Jahr", berichtet Marketing-Mitarbeiter Markus Strasser. Wie viele Teile es insgesamt sind auf dem Gelände, sei schwer zu sagen, meint Heiko Röder. "Aber rund 50 Tonnen Schwarzpulver haben wir hier." Üblicherweise. Dann müssten es jetzt an die 100 Tonnen sein, die darauf warten zu besonderen Momenten anmutig zu explodieren. Zum Beispiel zu Silvester 2021. Oder sind sie dann "out" und niemand will sie mehr haben?

Neuentwicklungen von Feuerwerk gestoppt

Da macht sich Heiko Röder keine Sorgen. "Wir sind beispielsweise bei Glitzer, Gold und Blinksternen schon auf einem sehr hohen Niveau", meint der Firmenchef. "Da ist für Neuentwicklungen nicht mehr viel Luft nach oben." Die gebe es eher beim Großfeuerwerk. Der Trend gehe insgesamt zu leiseren Angeboten, aber auch da sei man gut aufgestellt.

Immer zwei Jahre im Voraus entwickeln die Fachleute bei Röder Feuerwerk neue Ideen für Ware, für die Fabriken in China dann die Muster bauen und anbieten. Diesen Prozess, in den mit Blick auf die kommende Jahre schon einiges an Geldern geflossen ist, hat Röder Feuerwerk vorerst gestoppt.


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Die Kunden können aber natürlich weiterhin online kaufen – die Webseite hat zwei Shops, einen für Hochzeiten und Geburtstage unter dem Jahr und einen für Silvester, der vermutlich in den nächsten Tagen wieder geöffnet werden kann.

Im Frühjahr gehen sonst auch tatsächlich schon viele Bestellungen für die Feier am Ende des Jahres ein. Dieses Jahr könnte die Zurückhaltung aufgrund der unsicheren Lage größer sein, fürchtet Heiko Röder. Der Unternehmer hofft auf Überbrückungshilfe vom Staat, weiß aber immer noch nichts Genaueres.

Und er hält immer noch viel von einer Idee, die Markus Strasser hatte. Der Marketing-Mitarbeiter findet, die Politik könne den Feuerwerksverkauf zu einem bestimmten Tag hin erlauben, wenn die Pandemie-Beschränkungen vorbei sind. "Das wäre eine Explosion der Lebensfreude, die auch noch eine Branche rettet."

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