Trockenheit in ERH zwingt die Pflanzen in "Notreife"

11.7.2018, 05:56 Uhr
Trockenheit in ERH zwingt die Pflanzen in

© Foto: Horst Linke

"Wir rechnen heuer nur mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte", sagte kürzlich Bauernpräsident Walter Heidl in Freising. Doch wie sieht es im Landkreis Erlangen-Höchstadt aus? Zum Ernte-Pressegespräch hat Hans Volland vom Bayerischen Bauernverband (BBV), Dienststelle Herzogenaurach, diesmal auf den Hof von Rudolf und Stefan Groß nach Kairlindach eingeladen.

"Es war ein extremes Jahr mit wenig Niederschlag", sagt Kreisobmann Robert Ort. "Das gab’s früher auch schon. Aber nicht mit diesen Temperaturen, die im Durchschnitt zirka zwei Grad höher waren." Das wiederum hatte zur Folge, dass die Vegetation rund zwei Wochen voraus war. "Die Wintergerste ist sogar schon abgeerntet", so Ort. "Und es gibt nichts, was jetzt noch nicht erntereif wäre." Deshalb sei es momentan wichtig, dass es weitgehend trocken bleibe.

Kühle Luft in der Nacht

Der nasse und warme November und Dezember seien nicht so gut gewesen. "Getreide in Winterruhe will das nicht." Ebenso schwierig sei der starke Frost im Januar und Februar gewesen. "Aber wir sind gut ins Frühjahr gestartet. Bis Anfang April war es noch feucht, dann Mitte April aber viel zu warm und vor allem zu trocken. Wir hätten uns im Laufe des Frühjahrs mehr Landregen zur Reife gewünscht." Wenn es aber bis Ende Mai nicht genügend Feuchtigkeit gebe, gehe die Pflanze in eine "Notreife". Deshalb habe die Ernte so früh beginnen müssen. "Markant ist momentan außerdem die trockene, kühle Luft in der Nacht, die noch mehr Feuchtigkeit wegnimmt."

Gerhard Schmidt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth (AELF) nennt Zahlen: "In der Vegetationsperiode fehlten 200 Liter Wasser; 400 Liter sind normal, heuer waren es nur 200 Liter. Das fehlt dem Getreide und dem Raps. Und diese Trockenheit haben wir nun schon im dritten Jahr hintereinander."

Jetzt muss jedenfalls schnell abgeerntet werden, weil alles reif ist. Der Weizen allerdings, den Rudolf Groß auf einem Feld zeigt, sei "nur halb so hoch wie sonst". Auch die Körner haben sichtbar unter der Trockenheit gelitten. Der Roggen komme mit der Trockenheit generell besser zurecht als der Weizen, so Groß. Immerhin: "Das Getreide ist gesund."

Die Großens bewirtschaften insgesamt 140 Hektar, davon 30 Hektar Mais, 50 Hektar Grünfläche, ein Hektar Spargel, auf dem Rest verschiedene Getreidesorten, etwa Weizen, Roggen oder Dinkel. "Dem Spargel hat’s heuer gefallen, da hatten wir einen sehr guten Ertrag", berichtet Stefan Groß. Man habe ihn schon zeitig stechen könne, jedoch nicht bis ganz zum Ende. "Da ist dann das Wasser ausgegangen."

Das Silo ist voll

Bei der Gerste rechnen Rudolf und Stefan Groß mit einem mittelmäßigen Ertrag, etwa ein Drittel weniger als sonst. "Das Silo ist gerade voll, wir können also wenigstens unser Vieh damit versorgen", sagt Rudolf Groß. Zum Verkauf bleibe aber kaum was übrig. Der Raps-Ertrag sei "ganz anständig", auch wenn er sich gewünscht hätte, dass es "ein wenig reinregnet". Dem Mais als "die Frucht schlechthin" fehle ebenfalls Feuchtigkeit. Und auf den Blühflächen (wir berichteten) wäre auch eine viel schönere Blütenpracht, wenn es mehr geregnet hätte. "Aber das ist halt Natur, die Witterung ist gottgegeben", sagt Rudolf Groß achselzuckend. Viel schlimmer sei, "was von der Politik auf uns einprasselt".

Keine Kommentare