Verbindungsmann nach Pommern widerfährt Ehre

7.10.2010, 15:19 Uhr
Verbindungsmann nach Pommern widerfährt Ehre

© Schreiter

Sein Thema ist Pommern, das Land seiner Herkunft und Vorfahren. „Wir sind erst geflohen, wurden von den Russen eingeholt, gingen zurück und wurden wieder vertrieben“, summiert der 72-Jährige bündig Zeiten von Schrecken und Ungewissheit.

Positive Erinnerungen an seine Heimat, das polnische Pommern um Greifenberg und Treptow oder das westliche bei Usedom, wo er nun die Hälfte des Jahres lebt, brachten Eike Haenel dazu, die ehrenamtliche Arbeit seines Vaters für die Pommersche Landsmannschaft weiterzuführen.

Als Organisator für Kulturveranstaltungen und Festivals im Freizeitamt der Stadt Erlangen, zuletzt als Amtsleiter, konnte seine Aufgaben mit seinen Interessen verbinden. Musik, Tänze, Lieder, Brauchtum und das Nachschneidern von Trachten des früheren Pommern wurden Ziel und Zweck der Gruppe „Ihna“, eine Ausschilderung am Haus der Haenels, die wohl schon viele gelesen haben, die durchs Herzogenauracher Lohhofgebiet fuhren. Tänzerisch aktiv war und ist die ganze Familie Haenel.

Mit viel Forschungsarbeit auch mit Hilfe eines Experten aus der damaligen DDR gelang es Eike Haenel, Schrittfolgen von alten Tänzen, Liedtexte oder Gewänder zu rekonstruieren. Zu einer Zeit, da Volkstanz nicht en vogue war. Als erste Folkloregruppe unternahm das Ensemble 1977 eine Tournee durch Polen und Schlesien. Der „Schwertertanz“, das „Winteraustreiben“ oder „Hans und Liese“, eine Geschichte von den Hürden des Osterwasserholens, waren Ergebnisse der historischen Recherchen, die sich auch in einer Märchensammlung niederschlugen.

Beim Tag der Heimat am Sonntag ab 15 Uhr im Redoutensaal werden auch diese Ihna-Tänze gezeigt.

Das Ensemble Ehrenamtlicher mit seinem künstlerischen Leiter Haenel erreichte unter anderem Bekanntheit durch Auftritte in Fernsehsendungen wie „Berlin ist eine Reise wert“ oder die „Super-Hitparade der Volksmusik“. Nächstes Jahr will man wieder in einer Fernsehsendung mitwirken.

Haenel ist auch Ortsvorsitzender des Bundes der Vertriebenen in Erlangen: „Ich sehe das als Völkerverständigung“. In dieser Funktion organisiert er auch den Heimat-Tag, diesmal mit dem polnischen Ensemble „Ina“ als Zeichen der nachbarschaftlichen Verbindung. Sein Einsatz wurde bereits mit dem Pommerschen und dem Ostdeutschen Kulturpreis honoriert. Das Thema Flucht und Vertreibung mit der Vertriebenen-Funktionärin Erika Steinbach sieht er „sehr differenziert, darüber muss man noch debattieren.“ Und er fügt hinzu: „Mein bester Freund ist Pole“.