Vergeht den Narren in der Region das Lachen?

19.8.2020, 13:21 Uhr
Vergeht den Narren in der Region das Lachen?

© Archivfoto: Patricia Lederer

"Bei uns ist noch gar nichts geplant. Wir halten alle Optionen offen" sagt Stefan Herbig, der dem Herzogenauracher Karnevalsclub seit gut einem Jahr vorsteht. "Absagen tun wir jetzt noch gar nichts", fügt er hinzu. Festlegen wollen sich die Vereinsoberen erst bis Ende Oktober.

Die rund 180 aktiven Tänzerinnen und Tänzer, die meisten davon Mädchen, sind auf jeden Fall vorbereitet. "Der Trainingsbetrieb läuft wieder voll", berichtet der Vorsitzende, wenn auch unter den Hygienebedingungen, die krisenbedingt auferlegt sind. Das heißt, dass im Vereinsheim durchgängig die Lüftung läuft, dass täglich gereinigt wird und dass die Tanzsportler zehn Minuten nach Übungsende die Halle geräumt haben müssen. Auch bei den Narrenkollegen in Röttenbach wird fleißig trainiert.

Das tun die bei regionalen wie nationalen Wettbewerben erfolgreichen "Besenbinder" ohnehin das ganze Jahr über, wie ihr Vorsitzender Thomas Semmelroth im Gespräch mit den NN festhielt. Seit Juni mit einem Hygienekonzept. Glücklicherweise haben die Besenbinder vor ihrem Vereinsheim genug Platz um im Freien zu trainieren.

Alles hängt von der Pandemie ab

Ob sie in dieser Saison auch vor großem Publikum ihre Gardetänze präsentieren können? "Wissen wir noch nicht", sagt Semmelroth. Die Wettkämpfe, die im laufenden Kalenderjahr auf dem Terminkalender stehen, sind aber schon abgesagt. Nach den Sommerferien trifft sich die Vereinsführung und entscheidet über das weitere Vorgehen. Alles hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Und davon, wie die Politik entscheidet.

"Zum jetzigen Zeitpunkt etwa eine Prunksitzung zu planen wäre Blödsinn", so Semmelroth, denn damit würden seine Besenbinder ein enormes finanzielles Risiko eingehen. "Wir lassen es noch offen. Jeder hängt momentan irgendwo in der Luft" konstatiert der Oberbesenbinder.

Klarheit herrscht dagegen beim Weisendorfer Narrenvolk: Die "Blummazupfer", die als eine Abteilung des Sportvereins TSG Weisendorf "in die Bütt" und auf die Bühne gehen, haben die Saison schon weitgehend ad acta gelegt. "Wir lassen den Fasching heuer mal außen vor", kündigte ihr Chef Karl-Heinz Ziegler an. Sogar ihr 22-jähriges Jubiläum, geplant im November, fällt coronabedingt ins Wasser. Für die Planung der Prunksitzungen braucht es lange Vorlaufzeiten, erläutert Ziegler. Verträge müssten abgeschlossen, Räumlichkeiten gemietet, Kostüme angeschafft beziehungsweise geschneidert werden.

Wahrscheinlich ausgedünnt

Unter diesen Umständen erscheint den Blummazupfern das finanzielle Risiko zu groß. Denn wenn Veranstaltungen überhaupt stattfinden können, dann wahrscheinlich nur vor ausgedünntem Publikum. "Wenn wir keine 300 Leute in die Halle lassen können rentiert es sich nicht" unterstreicht Ziegler.

Nichtsdestotrotz wird auch in Weisendorf weiter fleißig geübt. "Die Mädels sollen weiter trainieren können, damit sie nicht ganz die Lust verlieren", so der Abteilungsleiter. Eines aber wollen sich die Blummazupfer auf jeden Fall gönnen: Irgendwann im nächsten Jahr wird man intern "einen schönen Abend" veranstalten, an dem die Aktiven ohne großes Publikum, aber im Beisein von Familie und Freunden zeigen können, was sie drauf haben.

Ganz ähnliche Pläne gibt es auch bei den Herzogenaurachern. Die wurden, genauso wie die Röttenbacher Besenbinder, bereits finanziell gebeutelt. Zwei Turniere in diesem Frühjahr sind "weggekippt", wie Herbig beklagt. Mit 50 Leuten wollten sie Ende März zu den Deutschen Meisterschaften nach Erfurt fahren. Auf den Kosten für Übernachtung und Busfahrt, einem mittleren fünfstelligen Betrag, blieben die Herzogenauracher Narren sitzen.

"Es ist ja noch Zeit"

Die Narren vom TSV Lonnerstadt, deren alljährliche "Faschingsgaudi" alljährlich viele Amüsierlustige lockt, haben sich auch noch nicht entschieden. "Es ist ja noch ein wenig Zeit" sagte Markus Ruhmann gegenüber unserer Zeitung. Mit vier bis sechs Wochen Vorbereitungszeit kommen seine Recken notfalls hin, weiß der TSV-Sprecher.

Gerade nach dem Vorstoß von Gesuchtsheitminister Spahn gilt: Die Faschingsraketen am Narrenhimmel könnten in dieser Saison nur ein kleines Tischfeuerwerk werden. Die Unsicherheit bleibt.

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