Verkehrsplanung mit viel Zukunftsmusik

22.11.2011, 18:18 Uhr
Verkehrsplanung mit viel Zukunftsmusik

Politisch steht der SPD-Stadtrat und „Pate“ des Hohestete-Workshops „Verkehr“ mehr auf der Seite einer möglichst autofreien Innenstadt. Gerald Brehm dagegen sieht das eher demokratisch und pragmatisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für eine Fußgängerzone eine Mehrheit gibt.“

Einig sind sich Brehm und Schulz allerdings darin, dass die Frage demnächst geklärt werden muss: Im kommenden Jahr wird als Schlusspunkt der Altstadtsanierung die Hauptstraße neu gestaltet und bis dahin sollten eigentlich die Weichen gestellt sein, sagen beide, lassen aber noch offen, ob allein der Stadtrat entscheiden soll oder, ganz basisdemokratisch, auch die Bürger ein Wörtchen mitzureden haben werden.

Viel Diskussionsbedarf

Dass zu diesem Thema noch viel Diskussionsbedarf besteht, zeigen schon die unterschiedlichen Auffassungen über die derzeitige Situation auf dem Höchstadter Marktplatz. Während der Bürgermeister die winterliche Öffnung für eine vertretbare Lösung hält, schwärmt Günter Schulz vom Flair eines autofreien Platzes, das auch in der kalten Jahreszeit durch ein entsprechendes Angebot geschaffen werden könnte. Mit mehr Marktbuden beispielsweise oder mit einem Gasthaus im Untergeschoss des Rathauses. Eine Option, mit der auch „Beppo“ Brehm im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Rathaus- Innenhofes seit einiger Zeit liebäugelt.

Letzteres ist allerdings genauso Zukunftsmusik wie die Verkehrsführung, die Höchstadt und möglichst auch Gremsdorf vom immer stärker werdenden Durchgangsverkehr entlasten soll. Auf der Agenda der Höchstadter Verplaner steht dabei nicht nur eine eigentlich längst überfällige Umgehung von Gremsdorf — angedacht ist in diesem Zusammenhang auch der Bau einer weiteren Flutbrücke über die Aisch im Osten, um die Stadt möglichst großräumig zu umfahren — auch die Trassenführung der B 470 und der Karpfenkreisel stehen zur Disposition. Der Kreisel, wegen Platzmangels zu klein gebaut, könnte aus heutiger Sicht vergrößert oder beispielsweise mit einem „Bypass“ in Richtung Innenstadt entlastet werden.

Eine schnellere Lösung zeichnet sich eventuell bei der B 470 ab. Weil schon im kommenden Jahr das Gewerbegebiet im Osten der Fortuna (wir berichteten) realisiert wird, ist die Bundesstraße ohnehin tangiert. Möglich und sinnvoll wären Abbiegespuren auf das Areal, aber auch einen weiteren Kreisel statt des überflüssig gewordenen Bahnübergangs hält Schulz für machbar.

Die künftige großräumige Verkehrsplanung rund um die Stadt hängt allerdings nicht nur von den Vorstellungen der Höchstadter ab. Da, so sagen Brehm und Schulz spielen auch noch andere Planungen eine Rolle. Der dreispurige Ausbau der A3 beispielsweise, die Verbreiterung der B 505 und die Frage, ob die „neue“ Aischbrücke saniert oder gar abgerissen und nach Osten hin versetzt neu gebaut wird.

Die Verkehrsplaner der Stadt beschäftigen sich allerdings nicht nur mit Zukunftsvisionen und Projekten, bei denen ihr Einfluss eher beschränkt ist. Die Hauptarbeit liegt bei ganz konkreten und auf den ersten Blick vielleicht eher nebensächlichen Fragen. Als Unterlage dient dem Workshop dabei eine Liste, die sukzessive und nach Dringlichkeit abgearbeitet wird. Weit oben steht beispielsweise die Einführung einer Tempo-30-Zone im gesamten Wohngebiet von Höchstadt Süd.

Eine Maßnahme, die konkret auch in den Wohn- und Schulgebieten rund um die Albrecht Dürer Straße geplant ist. Zusätzlich soll das Tempo auch durch künstliche Engpässe niedrig gehalten werden.

Vor allem ums langsam Fahren geht es auch am Wachenrother Weg, wo zusätzliche Schilder an Tempo 30, beziehungsweise die Schulkinder erinnern sollen. Als kurzfristig wünschenswert sieht der Arbeitskreis auch den Bau eines Kreisverkehrs an der Zufahrt zu dem Baugebiet.

Radverkehr im Blick

Viel Augenmerk will man künftig auch dem Radverkehr in der Stadt widmen. Über neue Verbindungen, beispielsweise vom Kieferndorfer Weg über die Große Bauerngasse zum Aischgrund oder einen Anschluss der Schulen an der Rothenburger Straße an das Aischgründer Radwege-Netz wird bereits nachgedacht.

Und nicht zuletzt muss auch die Beschilderung dringend verbessert werden. Nicht nur für die Radfahrer, sondern auch für die Fußgänger.

Dem Workshop, so ist sich Günter Schulz angesichts der vielen Themen sicher, wird in absehbarer Zeit die Arbeit nicht ausgehen. Ein Problem konnte man aber inzwischen von der Liste streichen: Die Schaffung ausreichend vieler Parkplätze in Innenstadt-Nähe. JOCHEN GRILLENBERGER

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