Weisendorf: "Dackel" bringt Seniorinnen in Schwung

28.11.2014, 08:00 Uhr
Weisendorf:

Zur Begrüßung ein wenig Handgymnastik: Das „Servus“ oder auch „Wie geht’s“ und das urfränkische „bassd scho“ werden mit unterschiedlichen Handzeichen kombiniert. Und schon ist das Eis gebrochen. Die gut 40 Seniorinnen im etwa 40 Quadratmeter großen Mehrzweckraum vor der Kegelbahn sind mit Feuereifer bei der Sache. So gut es eben noch geht, leisten sie den „Anweisungen“ ihrer 13-jährigen Gedächtnistrainer aus der Schule Folge.

„Die grauen Gehirnzellen sollen aktiviert werden“: Das war die Absicht des Ruhestandslehrers Walter Ferbar, der die Idee für die gut einstündige Einheit zum Gedächtnistraining hatte.

Der frühere Weisendorfer Mittelschullehrer hatte vor Jahren eine Zusatzausbildung zum Gedächtnistrainer absolviert. Bei der Initiative für das Weisendorfer Projekt setzte er das solcherart erworbene Wissen in die Tat um. Sein Ziel: „Gedächtnistraining soll Spaß machen“. Und das tat es dann auch.

Unter fröhlichem Gelächter wurde auf die Fragen der beiden Achtklässlerinnen Sinja Ruppert und Elisabeth Mackel geantwortet. Bei den eingeforderten „Vornamen mit D“ kamen die Antworten „Doris“, „Dietmar“ und „Diana“ per Zuruf. Analog die „Städtenamen mit A“: Gleich nach Aachen, Augsburg und Amsterdam rief eine der meist weißhaarigen Seniorinnen „Adelsdorf“.

Die Tiernennungen reichten von „Dachs“ bis „Dackel“. Und schon fragte Initiator Ferbar seine Nebenfrau „Hatten Sie einen Dackel?“ Doch für ein ausführliches Gespräch blieb kaum Zeit, dafür hatte das Schüler-Sextett zu viele Übungen im Gepäck.

Wenn eine der gestellten Aufgaben etwas zu verhaspelt oder zu leise vorgetragen wurde, hieß es sofort: „Bitte lauter“.

Denn nicht nur die hochbetagten Frauen lernten etwas, sondern auch die Schüler selbst. Sie hatten sich alle freiwillig für das Gedächtnistraining gemeldet und die drei Vorbereitungsstunden in der unterrichtsfreien Zeit am Nachmittag absolviert.

Ute-Christine Geier hat alle diese vier- bis sechswöchigen „Kompetenzkurse“ an der Liebfrauenhaus-Schule organisiert. „Die Schüler bekommen danach ein Zertifikat, das können sie ihrer Bewerbungsmappe beilegen.“ Je nach gezeigtem Engagement würden die auch bei Praxiseinsätzen erbrachten Leistungen bewertet.

Sarah Wroz zum Beispiel fand es „schön, mit alten Leuten etwas zu unternehmen“. Die 13-Jährige will später einmal „schon was Soziales machen“ — so ihr noch etwas diffuser Berufswunsch. Noch nicht ganz entschieden ist der gleichaltrige Daniel Magana: „Etwas Soziales oder Technik“ umreißt er sein Berufsideal.

„Voll zufrieden“ war Organisator Walter Ferbar mit dem Weisendorfer Projekt. Nach den Lobeshymnen der Seniorinnen will er noch ein zweites und ein drittes Mal mit den jungen Leuten in umliegende Seniorenheime ausschwärmen — so schön kann Gedächtnistraining sein.

Keine Kommentare