Keine Durchfahrt für Anwohner?

Wie ein Schildbürgerstreich: Pferdehof bei Höchstadt lag im Sperrgebiet

28.7.2021, 18:27 Uhr
 Weil die Straße zwischen Höchstadt und Kleinneuses in beide Richtungen voll gesperrt ist, können Jonah und Ida Kaiser derzeit auf der Straße spielen. 

© Paul Neudörfer, NN  Weil die Straße zwischen Höchstadt und Kleinneuses in beide Richtungen voll gesperrt ist, können Jonah und Ida Kaiser derzeit auf der Straße spielen. 

Es könnte so idyllisch sein. "Wir kommen uns vor wie im Niemandsland", sagt Isabell Kaiser. Ihre Kinder Jonah und Ida Kaiser können derzeit auf der Staatsstraße 2263 spielen, ohne das Autos vorbeikommen. Seit 8. Juli wird die Fahrbahn saniert und die Durchfahrt ist komplett gesperrt. In Richtung Höchstadt verhindern große rot-weiße Warnbaken, dass Fahrzeuge durchfahren und in Richtung Kleinneuses ebenfalls. Das sorgt zwar - positiv gesehen - für eine komplette Verkehrsberuhigung, bedeutete aber auch, dass die Familie und eine Hand voll Nachbarn nicht auf legalem Wege von Zuhause wegfahren konnte. Kein Schild erlaubte den Anwohnern die Durchfahrt.

Einfach die Absperrung wegräumen?

"Wir finden nirgendwo Gehör", erzählt Isabell Kaiser, die unter anderem die Stadt, die Polizei und das Staatliche Bauamt in Nürnberg kontaktiert hat. Letzteres ist zuständig, weil es um eine Staatsstraße geht. Eine Mitarbeiterin betont, die Anwohner seien frühzeitig informiert worden und es habe mehrere Gespräche vor Ort gegeben. Auf der Baustelle wisse man Bescheid, Familie Kaiser solle doch die Barken beiseite räumen und durchfahren. Die Polizei allerdings garantiert den Anwohnern keine Ausnahme.

Hier darf keiner durch - eine Ausnahme gilt inzwischen für die Anwohner.

Hier darf keiner durch - eine Ausnahme gilt inzwischen für die Anwohner. © Paul Neudörfer, NN

"Am Ende riskieren wir doch ein Bußgeld von bis zu 500 Euro", meint Isabell Kaiser. Das war aber nicht das Schlimmste. Die Reittherapeutin ärgert sich vor allem darüber, dass ihre Klienten nicht auf legalem Weg zu ihr kommen konnten. "Sie sollten ein Codewort nennen", meint Kaiser, "aber erzählen Sie das mal einem Taxifahrer, der ein Kind bei mir zur Therapie bringt."

Kinder sollen an Baumaschinen vorbeilaufen

Was ist, wenn eins der 13 Pferde krank wird und in eine Klinik muss? Wie kommt der Hufschmied durch? Und wie kommen Jonah und Ida in die Schule, wenn der Weg durch den Wald zu matschig ist für die Fahrräder? Diese Fragen hat Kaiser gestellt und keine Antworten bekommen, die sie überzeugten. "Ich kann doch nicht mein achtjähriges Kind zu Fuß an den großen Baumaschinen vorbei die Straße entlang schicken", meint sie entsetzt.

Im Fernsehen auf die Schippe genommen

Auf dem Kaiserhof hat niemand verstanden, warum da nicht einfach ein Schild hängt: Anwohner frei. Die Erklärung beim Bauamt: Das könnte zum Missbrauch führen. Nach zig Telefonaten und Gesprächen hat Isabell Kaiser dann aber die Schnauze voll. Sie wendet sich an den Bayerischen Rundfunk und die Sendung Quer nimmt die Situation bei Kleinneuses auf die Schippe. Jetzt ist es da, das Schild: Anwohner frei. Und Isabell Kaiser kann ohne schlechtes Gewissen durchfahren. Für (fast) alle anderen gilt die Sperrung noch bis voraussichtlich Freitag, 13. August.

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