Wie ein Werk wächst

17.9.2009, 00:00 Uhr
Wie ein Werk wächst

Wann und warum hat Oliver von Flotow mit dem Schreiben angefangen? An die Initialzündung erinnert sich der 58-Jährige noch ganz genau: «Ich war auf einer eigenartigen, bizarren Trauerfeier. Dazu musste ich dann unbedingt etwas zu Papier bringen», erzählt er schmunzelnd. Das habe ihm dann einen solchen Spaß gemacht, dass er das Schreiben langsam intensiviert habe. Ein bisschen sei er aber auch «erblich vorbelastet», sagt von Flotow. «In unserer Familie wurde zu allen möglichen und unmöglichen Anlässen gedichtet.»

Geboren wurde Oliver von Flotow in Heidelberg, doch bereits als er acht Jahre alt war, zog die Familie nach Nürnberg. Nach dem Abitur studierte er Diplom-Mathematik und -Informatik an der Uni Erlangen, arbeitete als Softwareentwickler bei Siemens in München und kehrte schließlich nach Erlangen zurück, wo er heute - ebenfalls bei Siemens - im medizinischen Bereich tätig ist.

1993 baute er ein Haus in Münchaurach, weil er «wieder auf‘s Land» wollte. Dort lebt der 58-Jährige heute alleine und kümmert sich mit Freude um Haus und Garten. Und schreibt nebenbei Gedichte, Glossen und Kurzgeschichten - manchmal unter seinem «normalen» Namen, manchmal unter dem Künstlernamen Iarik. «Das ist eine Kombination aus verschiedenen mir wichtigen Buchstaben», erklärt Oliver von Flotow. Dass es tatsächlich auch ein russischer Vorname ist, wusste er da noch nicht. Aber: «Ich würde diesen Namen gerne zur Marke machen.» Sein erstes Buch hat er deshalb auch unter dem Namen Iarik herausgebracht. In «Lara, fang an!» finden sich auf 115 Seiten Gedichte und kleine Geschichten.

Bei den Gedichten bedient sich der 58-Jährige gerne der Werke großer Meister und dichtet diese dann um. Aber es gibt auch Werke, die komplett aus seiner eigenen Feder stammen. «Im Wald» zum Beispiel, bei dem er beim Jokers-Lyrik-Wettbewerb 2009 erfolgreich war. Das Gedicht ist in dem Band «Schreibend träumen wir uns wieder» erschienen.

Auch dieses Gedicht gründet sich auf ein reales Erlebnis des Autors. «Ich bin durch den Wald gefahren und da stand plötzlich ein junger Mann und blies Trompete. Das hatte etwas Sonderbares, aber auch Anrührendes an sich», erinnert sich von Flotow. Dieses Erlebnis goss er dann in ein Gedicht, machte aus dem Trompeten- einen Geigenspieler («Auf Trompete reimt sich nichts.») und hält dieses Gedicht heute für eines seiner besten. An Wettbewerben will er sich auch weiterhin beteiligen, denn «das ist doch eine schöne Bestätigung, wenn man da erfolgreich ist».

Und was macht den Spaß am Schreiben aus? «Das Gestalten macht mir Freude», erklärt Oliver von Flotow. Auch sein Haus habe er vom ersten Bleistiftstrich bis zum letzten Plan selbst entworfen. Genauso mag er eben auch das Gestalten mit Worten. «Es ist schön, an einem Werk herumzufeilen und zu sehen, wie es wächst.»