Bürgerbegehren

Wie viel neues Bauland braucht Höchstadt?

5.6.2021, 18:00 Uhr
Gegen ein geplantes Wohngebiet und ein Gewerbegebiet laufen Umweltgruppen und die örtlichen Grünen Sturm.

© Karl-Heinz Panzer Gegen ein geplantes Wohngebiet und ein Gewerbegebiet laufen Umweltgruppen und die örtlichen Grünen Sturm.

Michael Ulbrich ist alarmiert: „Alle sind gegen Flächenfraß“, sagt der Sprecher der Jungen Liste (JL), der stärksten Fraktion im Stadtrat. Seine Befürchtung: Griffige Slogans gegen den Flächenverbrauch könnten viele Höchstadter dazu bewegen, ihre Unterschrift unter ein Bürgerbegehren zu setzen. Und, aus seiner Sicht noch schlimmer, in einem Bürgerentscheid die Ausweisung der Baugebiete zu verhindern. Für die JL, die seit Jahrzehnten dominierende Kraft in dem Aischgrundstädtchen, käme das einem Rückschlag für die städtische Entwicklung gleich.

Axel Rogner, der Vorsitzende der JL, gibt sich keinen Illusionen hin: „Wir gehen davon aus, dass das Quorum erreicht wird“, sagte das Stadtratsmitglied bei einem Pressetermin Am Treibweg, von wo aus man die bereits bewohnten Flächen am Häckersteig ebenso im Blick hat wie die Bagger, die gerade den nächsten Abschnitt erschließen und weiter südwestlich eben die Senke und den Anstieg zum Wachenrother Weg hoch, ein Gelände, das die Gegner als Teil einer Kulturlandschaft von hohem ökologischen und Freizeitwert betrachten.

Das Quorum von zehn Prozent für die Zulassung des Bürgerbegehrens ist keine wirklich hohe Hürde, weiß Rogner. Weshalb Ulbrich Aufklärungsbedarf sieht. Tatsächlich sei das umstrittene Territorium im neuen Flächennutzungsplan als mögliches Wohngebiet erfasst, so wie einige andere auch. Das sei „ein verhandelter Kompromiss“ und „Ergebnis eines über drei Jahre laufenden Prozesses“, in dem auch Vertreter von Naturschutzorganisationen eingebunden gewesen seien, unterstrich der Fraktionssprecher. Als Ergebnis dessen seien die Gesamtfläche der neuen Baugebiete im Flächennutzungsplan von 50 auf 33 Hektar verringert und so manches an Hecken und Gebüsch unter Schutz gestellt worden, ergänzte Rogner.

Ein Interview zu der Initiative der Grünen ist hier zu finden.

Tobias Keim von JL-Nachwuchs, der selbst in der Gegend gebaut hat, betonte, wie wichtig Bauland für die Bindung der einheimischen jungen Leute sei. 450 Bauwillige seien derzeit bei der Stadt registriert, davon mehr als Höchstadter, erwähnte Rogner. Die Zahlen, die die Initiatoren des Bürgerbegehrens ins Feld führen, unterscheiden sich davon gar nicht so sehr. 40 Prozent der Anfragen kämen von auswärts, heißt es auf der Website der Höchstadter Grünen. Und: 27 Prozent der Interessenten hätten bereits ein Haus, eine Wohnung oder einen Bauplatz in der Stadt. Gegen mehr Nachverdichtung, wie sie die Gegenseite verlangt, hat auch die JL nichts.

"Nicht mit der Brechstange"

Am Polizeikreisel, in Etzelskirchen, an der Kerschensteinerstraße oder am AischPark-Center sei man da bereits erfolgreich gewesen, erwähnte die digital zugeschaltete Anna-Carina Häusler. Bürgermeister Gerald Brehm halte zwar immer die Augen offen, doch könne man nicht alle Leerstände auf einmal und auch nicht mit der Brechstange einer Nutzung zuführen, bedauerte Axel Rogner. Das würde die Preisspekulation nur anheizen, fügte er hinzu. In ihrer Pressemitteilung spricht die Junge Liste von der „Forderung der Grünen, Erschließungen in Höchstadt gänzlich zu verhindern“, was der Stadt und der Natur letztlich schade.

Die Vertreter der bündnisgrünen Stadtratsfraktion hingeben gaben in der jüngsten Zusammenkunft ein anderes Bild ab: Wie berichtet, stimmten sie der Ausweisung des Wohngebietes „Etzelskirchen West II“ nicht nur zu, sondern fanden auch lobende Worte für das Vorhaben.

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