Die Hälfte der Streu-Vorräte ist verbraucht

18.1.2021, 12:30 Uhr
Die Hälfte der Streu-Vorräte ist verbraucht

© Hans von Draminski

Noch lagern Restbestände aus früheren Jahren in der Heßdorfer Salzhalle. Sobald auch sie den Kampf gegen Schnee und Eis aufnehmen, stockt Jürgen Ertl, der den Kreisbauhof führt, die Vorräte wieder auf.

Von Sand und Split, die mancher Laie spontan als umweltfreundlicher einstufen würde, sind die Fachleute wenig begeistert. Zum einen wirken diese Streumittel deutlich schlechter als Salz. Zum anderen verstopfen sie die Kanalisation, die im Frühjahr dann ebenso aufwendig zu reinigen wäre wie die Straßen und Wege. Außerdem gelten sie bei der Entsorgung als Sondermüll.

Sole wirkt schneller

Noch geeigneter als Salz ist laut Johann Zinner, dem Leiter des Herzogenauracher Bauhofs, Sole. Hier wird das Natriumchlorid mit Wasser versetzt, sodass es schneller Eis und Schnee auftaut. Die modernen Streufahrzeuge sind darauf ausgelegt, lediglich die Mindestmenge an Salz, ob fest oder gelöst, auszugeben. Hält der Wagen, stoppt automatisch auch der Streuer.

Zinner: "Vorrangig müssen wir natürlich die Sicherheit von Autofahrern, Fußgängern und Radlern im Blick haben, wollen aber auch die Umwelt nicht zu stark belasten. Das geschilderte Konzept ist unter dem Strich der beste Kompromiss!"

Wenn winterliches Wetter erwartet wird, inspiziert bereits ab 2.30 Uhr in der Nacht ein Späher vor allem die Haupterschließungsstraßen, die Buslinien und -haltestellen, um rechtzeitig das Signal zum Ausrücken zu geben. Während sich die meisten anderen Herzogenauracher noch im Tiefschlaf befinden, sorgen die Männer um Johann Zinner dafür, dass am Morgen die Strecken zur Arbeit halbwegs frei sind.

Klare Prioritäten

Schneit es durch, reicht die Zeit gerade, um die wichtigen Verkehrsadern zu räumen. "Wenn wir fertig sind, können wir die Touren gleich wieder von vorne beginnen", erzählt der Bauhofchef. Ist die Schneedecke so hoch, dass sich nicht mehr in die Nebenstraßen fahren lässt, werden auch diese angesteuert."

"Ich weiß, dass immer wieder Kritik auftaucht, warum auf dieser oder jener Strecke noch Schnee liegt, doch wir müssen einfach nach der Bedeutsamkeit einer Straße gehen. Wir leisten mehr, als es vom Gesetz her gefordert ist", hebt Zinner hervor. Pro Woche sind acht Mitarbeiter des Bauhofs und drei einer Fremdfirma im Einsatz. Zwei Männer bilden das Handstreuteam, das sich um Überwege, Ampelanlagen und Bushaltestellen kümmert, an welche die Räumfahrzeuge nicht herankommen.

Betreut werden die Straßen und Wege von den Stellen, die nach der jeweiligen Widmung dafür zuständig sind: für die A 3 und die A 73 die Autobahnmeistereien, für die Bundesstraßen das Staatliche Bauamt, für die Kreisstraßen das Landratsamt und für die Ortsverbindungsstraßen die betreffende Gemeinde. Um möglichst effektiv vorzugehen, hilft man sich dabei in Einzelfällen gegenseitig aus.

Ätzende Stoffe verboten

Was die Bürger beim Räumen und Streuen zu beachten haben, regeln die Gemeinden über Satzungen, die sich ähneln, aber bei den Details leicht voneinander abweichen. Auf den Homepages sind die wichtigsten Bestimmungen übersichtlich zusammengefasst.
Innerhalb der Stadt Erlangen besteht die Pflicht zum Schneeräumen für öffentliche Gehwege, die an ein Grundstück grenzen, für dessen Eigentümer an Werktagen ab 7 Uhr, an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen ab 8 Uhr jeweils bis 20 Uhr. Ist kein Bordstein vorhanden, muss für Trittsicherheit am Straßenrand auf einer Breite von 1,5 Meter gesorgt werden.

Geräumt werden zunächst die zentralen Verkehrsverbindungen sowie Haltestellen, Überwege, Plätze und Treppen. Falls Luft ist, folgen Straßen, die gemäß der Rechtsprechung „keine Verkehrsbedeutung“ haben. Hier besitzen gefährliche Stellen, wo beispielsweise ein größeres Gefälle besteht, Vorrang.

Frühe Kontrollfahrten

Ein Problem ist, dass die Fahrzeuge mit dem drei Meter breiten Räumschild oft gar nicht in die Nebenstraßen kommen, die in den Wohngebieten meist auch zugeparkt sind. Anliegerstraßen stellen die dritte Kategorie dar, die als Letztes angegangen wird.
Bei ordentlichem Schneetreiben sind über 130 Männer mit ihren orangen Arbeitsanzügen im Stadtgebiet unterwegs. Die Meister unternehmen im Wechsel schon ab 1 Uhr morgens Kontrollfahrten. Angeworfen werden die Dieselmotoren der Räumfahrzeuge je nach Bedarf dann ab 3 Uhr, um so viel und so rasch wie möglich freizupflügen, ehe der Berufsverkehr einsetzt.

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