WM-Song im Garten

19.6.2014, 09:00 Uhr
WM-Song im Garten

© NN

Eigentlich war alles nur eine Schnapsidee. „Das war halt so blabla, da haben wir halt gesagt, des mach mer mal“, erzählt Atze Bauer. Dass er und sein Kumpan Stefan Eichner dann tatsächlich einen WM-Song komponieren, vertonen und auch noch einen Videoclip dazu machen, damit hat Atze Bauer eigentlich gar nicht gerechnet.

Trotzdem: Kurz vor Anpfiff praktisch, am Donnerstagnachmittag vor dem Eröffnungsspiel, war das Video fertig. Seit Freitag läuft es bei Youtube, mehr als 2000 Klicks hat es schon bekommen.

Es ist nicht das erste Mal in Atze Bauers Leben, dass aus einer Schnapsidee etwas Großes entsteht. Bestes Beispiel: Früher, als er noch in einer rockigen Band Gitarre spielte, druckte Atze Bauer mal T-Shirts für sich und die Band. Dann wollten befreundete Bands auch welche. Und deren Freunde auch.

Also gründete Atze Bauer — „ganz spontan“ — eine T-Shirt-Druckerei. Heute, 24 Jahre später, floriert sein Betrieb. Er beschäftigt inzwischen 17 Mitarbeiter. „Dabei war die Gründung versehentlich — also eigentlich keine Absicht“, sagt er und lacht kehlig.

Umgekehrt aber: Plant er dann doch was konkret, wird nachher alles anders. Beim Clip zum Beispiel. „Eigentlich wollten wir ein genaues Storyboard schreiben“, erzählt Atze. Wir, dass sind er und Stefan Eichner, mit dem Atze Bauer auch ein gemeinsames Programm aufführt. Bloß dann, dann kam der Sommer, die vielen Aufträge, und plötzlich war der Drehtag gekommen.

Video im Garten gedreht

Ein Storyboard gab es nicht, einen rechten Plan hatte auch keiner. Aber Improvisieren ist etwas, was der Liederchaot und sein Kollege beherrschen. Dem Video merkt man die Planlosigkeit jedenfalls nicht an. Die Band grillt dabei im Garten von Stefan Eichner, in Kulmbach — passend zum Liedtitel: „Unser Garten ist Brasilien“. Auch im Radio ist das Lied schon gelaufen.

Schon einmal hat Atze Bauer ein Lied dem Fußball gewidmet. Vor zwei Jahren hat er eine Torhymne zu Ehren des Clubs geschrieben, anders als der WM-Song aber ein Stadionlied zum Mitgrölen.

Im aktuellen Song geht es mehr ums Grillen und das gemeinsame Fußballschauen als um das Spiel selbst. Im Text heißt es da etwa: „Bier? Im Kühlschrank! Fleisch? Ist da! Chips? besorgt! Oder: Tofu? Och nö, lass‘ mal.“ Den Text hat Stefan Eicher geschrieben, die Melodie hat Atze Bauer komponiert. In seinem kleinen Studio im Dachgeschoss. Mehrere Gitarren, ein Keyboard, Computer und Schlagzeug stehen dort rum. Zwischendrin eine Tasse, eine Deutschlandflagge, Notenblätter liegen quer verteilt auf dem Boden — kurzum: kreatives Chaos. Atze Bauer selbst spielt Gitarre, Bass und Schlagzeug, der 49-Jährige singt und komponiert Lieder. Im WM-Song spielt allerdings der befreundete Musiker Pierre Moi Schlagzeug.

Atze Bauer hat ein paar Semester lang sogar Musik studiert, mit dem Berufswunsch: Rockstar. Dem vorausgegangen ist die „obligatorische Blockflöten-Karriere“, erzählt er grinsend. Doch dann schmiss er das Studium und kehrte zurück nach Höchstadt. Dort schaut er am Samstag auch das nächste Deutschland-Spiel, natürlich „im Garten“.

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