Zähnefletschender Humor und Küsse vom Vampir

27.11.2007, 00:00 Uhr
Zähnefletschender Humor und Küsse vom Vampir

© Rudolph

Draußen ist es kalt und dunkel, drinnen in der Stube wohlig warm. Von dort führt Hubsy Lieberth seine Gäste hinauf in den Theaterraum, ein kleines Durchgangszimmer mit schrägen Wänden, knapp 20 Stühlen und einer improvisierten Bühne. Ein kleines Podest und zwei Sessel sind von rotem Samt bedeckt. Darauf warten die beiden Vorleserinnen bereits auf die Zuhörer und begrüßen sie mit vieldeutigen Blicken.

Kaum ist die Musik verstummt, wird das Publikum mit einer Frage konfrontiert: Was wissen Sie über Fledermäuse? Es folgt ein lexikonartiger Eintrag über dieses unheimliche Tier, der die Zuhörer immer wieder zum Schmunzeln bringt. Für laute Lacher sorgen später auch die immer wieder kehrenden Einschübe «Aus dem Handbuch für Vampirjäger». Gekonnt, mit einer Art zähnefletschendem Humor tragen Barbara Schofer und Brigitte Fleischmann diese skurrilen Auflistungen von Jagdmitteln oder Vampirmerkmalen vor.

Die eigentlichen Erzählungen unterschiedlicher Schriftsteller und ein Gedicht von H.C. Artmann versetzen das Publikum ins Nordengland des 19. Jahrhunderts, in die Lage eines verzweifelten Friedhofswächters oder in Kriegszeiten wie in «Der lebende Tote» von Robert Bloch. Eine gute Stunde vergeht wie im Flug und nach einem langen Applaus gibt es noch eine Zugabe: «Die Fledermaus die unbedingt fortwollte» vom amerikanischen Humoristen James Thurber. Ein Höhepunkt der Lesung war die kleine musikalische Pause mittendrin: Das Licht ging aus, nur eine kleine Kerze in einer roten Laterne am Fenster brannte noch, als das Lied «Tschau gestern» über Vampirküsse lief. Der Text stammt von Hubsy Lieberth, der ihn vor etlichen Jahren für eine Nürnberger Band schrieb, die es längst nicht mehr gibt.

Eigentlich sollten bei der Lesung Werke des Großmeisters Edgar Allen Poe zu hören sein. «Doch dann haben wir gesehen, dass Poe auch bei den Höchstadter Kulturwochen auf dem Programm steht», erzählte der Hausherr.

Die Lesung beschrieb er als eine Art Rückkehr zu den Ursprüngen. «Damit haben wir vor zwölf Jahren angefangen.» Nun müssten die Aktivitäten von MuKuThe neu aufgestellt werden - nach den alten Grundsätzen. «Wir machen nur, was wir können.» Denkbar ist, so Lieberth, mehr in die musikalische Richtung zu gehen oder eher ein Forum für externe Künstler zu bieten. «Wir müssen die Veranstaltungen auf jeden Fall kleinteiliger gestalten, ohne auf einen gewissen Standard und eine gewisse Qualität zu verzichten.» ANDREA RUDOLPH