Zeit ist reif für Schulbauernhof

6.5.2013, 15:15 Uhr
Zeit ist reif für Schulbauernhof

Tina Sickmüller atmet auf. „Es ist doch alles ganz gut gelaufen“, meint sie nach dem offiziellen Teil. Am Wochenende hat sie mit Lokalprominenz und vielen Gästen den „Schulbauernhof Heinershof“ eingeweiht. Eröffnet freilich wurde er schon im März, als die erste Schulklasse in dem etwas anderen Schullandheim Station machte.

„Wir wollen bei den Kindern die Begeisterung für die Natur und die Landwirtschaft wecken“, sagt Tina Sickmüller bei der Begrüßung der Gäste. Ein großes, ein ehrgeiziges Projekt hatte sie sich im Jahr 2010 vorgenommen. Denn sowohl finanziell als auch in der Umsetzung musste ein solches Projekt erst einmal gestemmt werden. Möglich wurde das erst, als die Region Bamberg ins „Leader“-Programm der EU aufgenommen wurde und Zuschüsse — auch von der Oberfrankenstiftung — für den Heinershof flossen. Insgesamt hat der Umbau einer alten Scheune zum Schulbauernhof 800000 Euro und unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit gekostet. Dafür ist aber auch ein modernes Schullandheim entstanden, das 34 Kindern und zwei Begleitpersonen Platz bietet.

Ein besonderer Dank gilt am Einweihungstag Heiner Sickmüller, Tinas Onkel, der seinen Hof überhaupt erst zur Verfügung gestellt hat. In einem kleinen Theaterstück würdigen die Heinershof-Hortkinder — bereits seit 2006 ist der Heinershof als Hort anerkannt — den eigentlichen Besitzer.

Mit Kopf, Herz und Hand

Und auch viel Lokalprominenz ist gekommen, allen voran Staatssekretärin Melanie Huml vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, die die Patenschaft übernommen hat. Sie lobt das ganzheitliche Motto des Heinershofes, „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“, und verspricht finanzielle Unterstützung für den laufenden Betrieb, denn „die vielen kreativen und innovativen Ideen verdienen höchste Anerkennung.“

Auch Landrat Günther Denzler ist von dem Konzept des Schulbauernhofes überzeugt. „Hier können sich die Kinder aktiv mit der Landwirtschaft auseinandersetzen, sie lernen ursprüngliche Handwerke kennen und packen überall mit an.“ Als Vorsitzender der LAG Bamberg, die über 30 Projekte betreut, betont Denzler, dass das größte und mit 160000 Euro am höchsten geförderte Projekt der Heinershof sei. Aber: „Dieser Schulbauernhof wertet die Region auf, stärkt sie und bringt viel gesellschaftlichen Nutzen.“

Der Bürgermeister von Pommersfelden, Hans Beck, spricht von einem „Sahnehäubchen“ für die Gemeinde. „Das ist ein Haus voller Leben, wo sich Kinder wohlfühlen, wo sie gefördert, inspiriert und auf das Leben vorbereitet werden.“ Vor allem werde auf dem Schulbauernhof gelehrt, „was heute nicht mehr so üblich ist“.

Andreas Knorr, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg, gibt zu bedenken, dass Landwirtschaft heutzutage leider oft als „Störenfried“ betrachtet werde, mit Lärm und Dreck. „Und wir haben ein breites Spektrum zu bewältigen, um das ins rechte Licht zu rücken“, so Knorr. Der Schulbauernhof sei ein Mosaikstein dabei, und Knorr wünscht Erfolg und verspricht Unterstützung bei dieser „Mammutaufgabe“. Die Glück- und Segenswünsche der Lehrerschaft überbringt die Direktorin der staatlichen Schulämter im Landkreis und in der Stadt Bamberg, Barbara Pflaum. „Ich weiß, dass der Schulbauernhof ein Erfolg wird, das Angebot ist für Kinder einfach zu wichtig“, sagt Pflaum.

So sieht es auch Erich Sperlein vom Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken. „Die Zeit war reif für einen Schulbauernhof. Denn Kinder haben keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft, man muss ein neues Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln wecken.“ Außerdem sei mit der Scheune des Heinershofes auch ein echtes Kulturgut gerettet worden.

Das greift Architekt Günter Naumann auf: „Es ist schön, wenn ein Hof sich so transformieren lässt.“ Er überreicht Tina Sickmüller einen großen alten Eisenschlüssel, außerdem steht ein riesiger gebackener Schlüssel als Symbol bereit — den sich die Ehrengäste dann auch schmecken lassen.

Zur Feier des Tages wird auch noch ein Bildstock geweiht, ein bisschen außerhalb des Dorfes in Richtung der zum Hof gehörenden Streuobstwiese. Den Sockel hat Tina Sickmüller als gelernte Steinmetzin selbst gefertigt (es war ihr Gesellenstück), Säule und Kapitell stammen von ihrem Lehrer Konrad Götz. Vier Ikonen hat die Bamberger Ikonenmalerin Maria Münzel beigesteuert: Heinrich und Kunigunde (Heinrich als Namensbezug zum Heinershof) sowie Margarethe und Franz von Assisi (beide mit Bezug zu Tieren). Das Marterl soll dem Projekt „Schulbauernhof Heinershof“ Schutz, Glück und Segen bringen. Wohl schon mit Erfolg: Der Schulbauernhof ist ab Mai bereits ausgebucht.

Mehr Bilder von der Einweihung: www.nn-herzogenaurach.de

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