Zielgerichtet auf den Spuren der schlechtesten Mannschaft

26.1.2017, 00:08 Uhr
Zielgerichtet auf den Spuren der schlechtesten Mannschaft

© Foto: Fischer

Das Erbe Germania Forchheims lebt in einem verlassenen Häuschen am Waldrand fort. Nach dem Ortsausgang von Horbach links hoch, dorthin wo das Licht brennt, hatte Klaus Herbert gesagt. Auf den 300 Metern in der Dunkelheit auf einem schmalen, verschneiten Feldweg wird das Licht vor einem tatsächlich immer heller, im wohlig-warmen Kellerhaus wartet dann Klaus Herbert, der Vorstand des DSV Germania.

Im Kachelofen lodern gleißend helle Flammen, an den Wänden montieren Herberts Mitstreiter gerade die Dartscheiben. Freitagabend, Spieltag beim DSV Germania Horbach. Der Name? „Wir waren anfangs genauso schlecht wie Germania Forchheim“, witzelt Stefan Swarat. So schlecht wie der Verein, dessen Fußballer vor knapp zehn Jahren mit 5:508 Toren zur „schlechtesten Mannschaft Deutschlands“ gekürt wurden.

Mit einem entscheidenden Unterschied: Klaus Herbert und seine Mitstreiter spielen längst nicht mehr Fußball, die Jahre in den Klubs der Umgebung haben ihren Körpern zugesetzt, Meniskus- und Knorpelschäden, Kreuzbandrisse, „wir sind alle Fußballinvaliden“, sagt Swarat.

Da kam ihnen die Darts-WM in London gerade recht. Um den Jahreswechsel 2015/2016 verfolgten einige Freunde aus Horbach und Umgebung die Spiele – wie viele Tausend andere auch. Die Stimmung imponierte ihnen, schnell entschlossen sie sich, selbst spielen zu wollen. „Es ist einfach eine Sportart, bei der jeder mitmachen kann“, sagt Herbert. Sie brauchen keinen Sportplatz mehr, es genügt ein knapp 30 Quadratmeter großes Häuschen am Waldrand.

Dort fing alles vor gut einem Jahr an, nicht recht erfolgreich, aber es wollten immer mehr Menschen dabei sein, aus vier Spielern wurden 15. Und aus den schlechten Würfen neben die Scheibe mit 45 Zentimetern Durchmesser wurden Treffer, zweimal sogar schon auf die wenigen Millimeter, wegen denen im Alexandra Palaca von London Jubelstürme losbrechen: One Hundred and Eighty, dreimal auf die dreifache 20, 180 Punkte in einem Zug.

Vorteil: kein Joggen

Also gründeten sie einen Verein, den DSV Germania Horbach. In einer internen Liga haben sie ihren Meister ausgespielt, Toni Derrer, der sich „Poison-Stick“ nennt, gewann die „Kellerhausliga. Wie die großen Vorbilder haben freilich alle ihren eigenen Namen. Klaus Herbert, der aus der Hammermühle stammt, nennt sich „Miller“, Mathias Wenzel, der noch am ehesten aussieht wie die Stars im TV, wirft als „Beast“ und ist froh, dass er für seinen Sport „nicht extra joggen“ gehen muss. Gelächter.

Der Müller, das Biest, der Giftpfeil, sie alle werden ab Februar nicht mehr gegeneinander spielen, sondern gemeinsam in der „Frankenliga“, in der vor allem Mannschaften aus dem Bamberger Raum aktiv sind. Längst gibt es auch im Darts Ligen, die Horbacher starten ganz unten „und schauen mal, wie das so wird“.

Überstürzen wollen sie nichts, stattdessen langsam, aber stetig wachsen. Bald schon soll das Kellerhaus ausgebaut werden, erzählen sie, dann hätten auch mehr als zwei Scheiben Platz. Sie könnten neue Mitglieder aufnehmen und auch mal einen Liga-Spieltag ausrichten. Noch sind das alles Visionen, sie hoffen natürlich, dass Darts weiterhin so beliebt bleibt, machen sich aber auch keine Illusionen. „Jeder Trend“, sagt Stefan Swarat, „ist auch mal gegenläufig.“

Klaus Herbert hat dagegen bereits einen „Fünf-Jahres-Plan“ vor Augen: der DSV soll sich breiter aufstellen, auch jüngere Leute anziehen, dem Vorstand schwebt eine ausgedehnte Jugendarbeit und auch eine Frauen-Mannschaft vor.

Und das alles im Namen der einst schlechtesten Mannschaft Deutschlands, deren Erbe auf dem Horbacher Kellerberg weiterlebt.

 

Keine Kommentare