Zündstoff um Südumgehung: Werden Gremsdorf Chancen verbaut?

9.8.2020, 06:00 Uhr
Protestplakate im Ort machen deutlich, wie sehr die Gremsdorfer unter dem Durchgangsverkehr leiden. Das Foto stammt aus dem Jahr 2016.

© Archivfoto: De Geare Protestplakate im Ort machen deutlich, wie sehr die Gremsdorfer unter dem Durchgangsverkehr leiden. Das Foto stammt aus dem Jahr 2016.

Es geht um geplante Wohnbauflächen im Süden, im Anschluss an das Gebiet Galgenberg, wo die Stadt in Richtung Gremsdorf wachsen kann. 6,2 Hektar neues Wohnbaugebiet sieht der Flächennutzungsplan hier vor, das entspricht grob gerechnet etwa 70 Bauplätzen. Blöd nur: Die Häuser wären eine Art Stoppschild, denn sie lassen die Pläne für eine Süd-Umgehung von Gremsdorf womöglich in einer Sackgasse enden.

Die Nachbargemeinde von Höchstadt leidet unter dem hohen Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße 470, die direkt durch den Ort führt. Seit über 40 Jahren kämpfen die Anwohner für eine Umgehung – egal wo. Seit 2016 ist die Trasse aufgenommen in den vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan.

Für die B 470 liegt die Kompetenz beim Bund, also bei den Entscheidungsgremien in Berlin. Gremsdorfs Bürgermeister Norbert Walter kann sich alle Varianten vorstellen:

Eine Umgehung im Norden, im Süden oder einen Tunnel (Die Nord- und Süd-Variante sind in unserer Grafik im groben Überblick dargestellt). Solange dem Gemeinderat keine näheren Informationen vorliegen, will dieser sich auch nicht positionieren. Die Voruntersuchungen, die ursprünglich Mitte 2019 abgeschlossen sein sollten, laufen noch.

Eine Trasse im Süden hätte eine Länge von drei Kilometern und verliefe zwischen Gremsdorf und dem FFH-Schutzgebiet Mohrhof. Eine geplante Wohnbau-Erweiterung in Höchstadt-Süd sei berücksichtigt.

Bei der Nord-Variante verliefe die zwei Kilometer lange Umgehung durch Vogelschutzgebiet. Weil wegen der Querung der Aisch im Überschwemmungsareal der Bau zweier großer Flutbrücken nötig werde und drei bis fünf kleinere Brücken hinzukämen, entstünden hierbei höhere Baukosten. Noch mal wesentlich teurer wäre der Bau eines Tunnels unterhalb des bestehenden Fuß- und Radwegs im Verlauf der ehemaligen Bahntrasse durch den Ort.

Konkrete Kosten für das Projekt liegen noch nicht endgültig auf dem Tisch. Ein Tunnelbau wäre aber um einen zweistelligen Millionenbetrag teurer als eine Straße. Wenn sich das Bauamt auf eine bevorzugte Trassenführung festlegt, können die betroffenen Kommunen ein politisches Votum abgeben. Walters Amtskollege in Höchstadt, Gerald Brehm, positioniert sich schon jetzt klar für die Nord-Variante durch das Aischtal.

Denn mit der dann nötigen weiteren Aischbrücke sei eine direkte Anbindung des Gewerbegebiets Aischpark und des AischPark-Centers möglich. Alexander Schulz, CSU-Fraktionssprecher im Höchstadter Stadtrat, möchte eine "Verhinderungsplanung für die Südumgehung" vermeiden und mahnt zur interkommunalen Zusammenarbeit: Er bevorzugt zwar die Nord-Option, "aber wir sollten Gremsdorf wirklich nicht die Planungen verbauen."

Denn die Variante durchs Aischtal ist voraussichtlich teurer, weil Brücken nötig sind. Außerdem verläuft sie durch von Europarecht geschützte Natur. Nachher stehe Gremsdorf ohne alles da. Schulz wünscht sich ein "Signal an Gremsdorf", dass der Flächennutzungsplan nichts verhindern wolle. Josef Beßler (Junge Liste) sieht das anders:

"Gremsdorf selbst hat doch immer weiter rausgebaut", meint er. Bürgermeister Norbert Walter machte im Gespräch mit dieser Zeitung klar, dass sein Gemeinderat sehr genau auf die Entscheidungen in Höchstadt schaue. Sobald es Neuigkeiten im Verfahren für die Umgehung gibt, möchte er in Gremsdorf eine Bürgerversammlung einberufen.

 

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