Bundestagswahlkampf in Bayern

"Horch amol": Söder ist unangefochten, aber nicht unumstritten

22.9.2021, 16:54 Uhr

"Markus Söder ist unangefochten, aber nicht unumstritten", sagt Roland Englisch und listet dafür eine Reihe von Gründen auf. Da in der CSU derzeit niemand in Sicht ist, der gegen Söder aufstehen könnte, muss er sich keine Sorgen um seine Position an der Spitze der Partei machen. Gleichzeitig nimmt die Kritik an dem "monokratischen Stil Söders" zu, so Englisch. Seine Alleingänge, sein nicht mit Gremien der CSU abgestimmtes Verhalten und nicht zuletzt seine "Entschuldigung" beim vergangenen CSU-Parteitag, dass er "mental schneller ist, als die CSU", kommt bei den Parteimitgliedern nicht allzu gut an, so die Beobachtung des NN-Korrespondenten.

Für die daraus resultierende Frage "Wann endet die Halbwertszeit von Markus Söder?" sieht Roland Englisch die Landtagswahl in zwei Jahren als Gradmesser. Ein weiteres prozentuales Abrutschen würde bedeuteten, dass Söder zum dritten Mal hintereinander ein historisch schlechtes Ergebnis hinlegt. Damit dürfte dann auch die Luft für den CSU-Vorsitzenden dünn werden, ist sich Englisch sicher.

Dabei droht Söder schon bei der Bundestagswahl an anderer Stelle Ungemach. Für den in München lebenden Journalisten, stehen alle vier Münchner Direktmandate auf der Kippe. Es könne durchaus sein, dass drei Wahlkreise an die Grünen und einer an die SPD geht. Dazu kommt noch das Kopf-an-Kopf-Rennen im Nürnberger Norden, wo der Grünen-Kandidatin Tessa Ganserer gute Chancen auf das Direktmandat eingeräumt werden. "Das wäre ein Erdbeben für die CSU und auch für Markus Söder", so Englisch. "Am Wahlsonntag beginnt ab 18.05 Uhr in der Union die Abrechnung, nur wie hart diese ausfällt, ist noch unklar", lautet seine Beschreibung der Stimmungslage.

Für einigermaßen realistisch hält Roland Englisch das Szenario, dass die Union auch als voraussichtlich zweitstärkste Kraft versuchen wird, mit den Grünen und der FDP eine Koalition zu schmieden. Der weitergehenden These, dass Söder den glücklosen Laschet ablösen könnte, erteilt er aber eine Absage: "Söder wird nicht gerufen werden, weil er für die CDU weiterhin ein gefährlicher Mann ist", so Englisch. Seine Rolle als Einzelkämpfer und jemand, der im Team nicht unterordnen kann, versperre den Weg ins Kanzleramt.

Spannend dürfte sich darüberhinaus die weitere Zusammenarbeit in der bayerischen Koalition gestalten. Die Auftritte von Freie-Wähler-Chef und stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger im Bundestagswahlkampf haben das noch nie sehr herzliche Verhältnis zu Söder weiter beschädigt. Beim Thema Corona und der Notwendigkeit einer Impfung würden sich die beiden gerade "verfeinden" und das ginge weit über das persönliche hinaus. Das Fischen am rechten Rand, wie es Aiwanger betreibt, hält Söder für brandgefährlich. Die gegenseitigen Angriffe lassen Roland Englisch deshalb daran zweifeln, ob die beiden nach der Bundestagswahl noch zu einer "vernünftigen Arbeit in der Regierung fähig sind". Doch hören Sie selbst...

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