Hilfe per App

Horror für Hundehalter: So gefährlich sind Giftköder - was Besitzer tun können

Stefan Blank

Region/Bayern

E-Mail zur Autorenseite

20.4.2022, 17:05 Uhr
Ein typischer Giftköder ist ein mit einer Rasierklinge präpariertes Stück Fleischwurst.

© Marcel Kusch/dpa Ein typischer Giftköder ist ein mit einer Rasierklinge präpariertes Stück Fleischwurst.

Nach der Gassi-Runde fängt der Hund zu zittern an. "Auch Krampfanfälle oder erhöhte Speichelproduktion, blasse Schleimhäute oder Blutergüsse am Bauch können auf eine Vergiftung hinweisen", erklärt Dr. Isabell Heckel. Die 32-Jährige ist Oberärztin an der Tierklinik Nürnberg, oft der erste Anlaufpunkt für Frauchen und Herrchen, wenn sie merken, es stimmt etwas nicht mit ihrem Tier und die Tierarztpraxis vor Ort ist nicht zu erreichen.

Ob in der Nähe von Bad Windsheim, Ansbach, Neumarkt oder Forchheim - Giftköder können für Hundebesitzer zum Horror werden. Die Polizei berichtet in den vergangenen Wochen immer wieder von Tieren, die nach Vergiftungserscheinungen vom Tierarzt behandelt werden mussten. Rattengift, Schneckenkorn oder in Hackfleischbällchen versteckte Rasierklingen - die Varianten der Tierhasser sind vielfältig. In den meisten Fällen überlebt der Hund. Das wichtigste dabei: Der Vierbeiner muss so schnell wie möglich zum Tierarzt.

Vorsicht vor Schokolade oder Kaugummis

"Meist wird mit einer Spritze dafür gesorgt, dass der Hund erbricht", erklärt Isabell Heckel von der Tierklinik Nürnberg. Wenn der Verdacht besteht, dass Nägel, Reißzwecken oder Rasierklingen in den Bauch des Tieres gelangten, gebe ein Röntgenbild Aufschluss. Bei verschluckten scharfen Gegenständen sei das Problem, dass diese die Speiseröhre von innen aufreißen und beim Hochwürgen würden sie dies erneut tun. Im Extremfall müsse eine Notoperation durchgeführt werden.

Ein Zettel mit der Aufschrift "Achtung Giftköder" kann eine ernst gemeinte Warnung sein. Er kann aber auch von Menschen aufgehangen worden sein, die Hunde und Halter so ganz einfach aus einem bestimmten Gebiet vertreiben wollen.

Ein Zettel mit der Aufschrift "Achtung Giftköder" kann eine ernst gemeinte Warnung sein. Er kann aber auch von Menschen aufgehangen worden sein, die Hunde und Halter so ganz einfach aus einem bestimmten Gebiet vertreiben wollen. © Jens Kalaene/dpa

Die Behandlung sei das eine, viel wichtiger sei aber die Prävention. "Das sicherste ist Anti-Fress-Training", erklärt Dr. Annette Volkamer, Tierärztin und Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Windsheim und Umgebung. So könnte auch verhindert werden, dass Hunde zum Beispiel Schokolade, Kaugummis oder giftige Pflanzen aufnehmen. Denn nicht jeder Hundebesitzer möchte sein Tier ständig an der Leine führen oder ihm gar einen Maulkorb anlegen. Intensives Training sei dafür aber nötig, sodass beispielsweise ein Labrador wirklich einen auf den ersten Blick leckeren Giftköder liegenlässt.

Täter meiden Hundewiesen

Inzwischen setzen viele Frauchen und Herrchen auch auf digitale Unterstützung. So wurden alleine die Giftköder-Apps wie Petleo und Dogorama bereits fast eine halbe Million Mal heruntergeladen. Von mehr als 400.000 Nutzern berichtet Jan Wittmann, Geschäftsführer von Dogorama. Tendenzen, welche Giftköder aktuell am meisten im Umlauf sind, gebe es nicht.

"Von Fleischstücken mit Rasierklingen oder Schneckenkorn, bis hin zu giftigem Pulver ist hier leider alles vertreten", erklärt Wittmann. "Die Orte sind meist recht unscheinbar, ein Stück Fleisch mit Rattengift ist schnell, beim Spazierengehen, aus der Tasche fallen gelassen. So lässt sich der Täter natürlich auch nur sehr schwer bis gar nicht feststellen."

Dr. Isabell Heckel, Oberärztin an der Nürnberger Tierklinik, hat eine besondere Beziehung zu Hunden.

Dr. Isabell Heckel, Oberärztin an der Nürnberger Tierklinik, hat eine besondere Beziehung zu Hunden. © Privat

Meist sicher seien Bereiche wie Hundewiesen. Tierhasser meiden solche Areale, da die Gefahr, erwischt zu werden, höher sei. Diese Erfahrung teilt auch Beatrice Schubert von der App Petleo, die etwa 50.000 Hundehalter nutzen. Die digitalen Helfer basieren auf der Idee "User für User". Frauchen oder Herrchen melden Giftköder-Standorte und diese werden dann in Karten eingepflegt.

Jedoch ist nicht jede Vergiftung auf einen Giftköder zurückzuführen, gibt Annette Volkamer zu bedenken. "Und nicht jeder Vergiftungs-Verdacht bestätigt sich, da nur selten kostspielige Labor-Untersuchungen der Köder gemacht werden." Für Hunde, Frauchen oder Herrchen ist das egal, sie wollen ja eigentlich nur bedenkenfrei und ohne Sorgen Gassi gehen.

4 Kommentare