Hunderte Unfälle: Schnee-Chaos auf Frankens Straßen

4.12.2017, 11:14 Uhr
Hunderte Unfälle: Schnee-Chaos auf Frankens Straßen

© News5/Fricke

Offenbar kam der Wintereinbruch für viele Franken überraschender als gedacht. Erstmals in diesem Jahr mussten Räumdienste großflächig ausrücken, ein stundenlanger Schneeschauer bedeckte weite Teile der Region. Ein Schauer, der offenbar nicht ohne Folgen blieb.

"Im Minutentakt kommen neue Unfälle dazu", sagte etwa ein Sprecher der Polizei Mittelfranken am Sonntag. Rutschende Autos, umgefahrene Schilder, Kollisionen - so ziemlich alles war dabei. Insgesamt 537 Unfälle registrierte die Polizei über das Wochenende, bei 63 davon kamen Menschen zu Schaden. Sieben wurden schwer verletzt, zwei Menschen starben. Insgesamt könne man von einem Schaden im hohen sechsstelligen Bereich sprechen, sagte ein Sprecher der oberfränkischen Polizei. Besonders die Hochlagen in Oberfranken, etwa das Fichtelgebirge, seien Unfall-Schwerpunkt gewesen.

Räumdienste kamen kaum hinterher

Für den Beifahrer des Twingo kam jede Hilfe zu spät.

Für den Beifahrer des Twingo kam jede Hilfe zu spät. © ToMa

Besonders schwer verunglückte ein Twingo im Nürnberger Stadtsüden. Aus bislang ungeklärter Ursache verlor der 22-jährige Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen und kam in den Gegenverkehr. Dort bohrte sich ein Seat in die linke Tür, der Beifahrer starb noch an der Unfallstelle. Die Witterung dürfte bei dem Unfall eine gewichtige Rolle gespielt haben, noch laufen die Ermittlungen zur genauen Ursache aber.

Im Nürnberger Land kamen die Räumdienste beinahe nicht mehr hinterher. Die Fahrt, sagen Betroffene, glich einer "langsamen Rutschpartie". In Wippenau im Landkreis Ansbach schlitterte ein 23-Jähriger mit seinem Wagen von der Fahrbahn. Ein Bremsmanöver misslang, er krachte gegen ein Schild und blieb im Straßengraben liegen. Der Mann blieb jedoch unverletzt. In Herrieden sucht die Polizei einen Mercedesfahrer. Dessen silberner Wagen hatte sich auf der Straße quergestellt. Ein 20-Jähriger versuchte mit seinem Fahrzeug auszuweichen und landete dabei im Graben - der Mercedes fuhr davon, ohne zu helfen. Auf den beiden Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der Verkehrspolizeiinspektion Ansbach ereigneten sich insgesamt zehn Verkehrsunfälle mit einem Gesamtschaden in Höhe von circa 60.000 Euro.

Im Landkreis Bamberg erlitt eine Seniorin bei einem Zusammenstoß schwere Verletzungen. Die 73-Jährige geriet am Sonntagnachmittag auf der B22 auf die Gegenfahrbahn und prallte dort mit einem Pkw zusammen. Insgesamt zählte die Polizei dort mehr als 20 Unfälle mit einem Sachschaden von mehr als 50.000 Euro. 

In den Landkreisen der Oberpfalz war die Polizei mit insgesamt 48 Unfällen beschäftigt. Am Sonntagnachmittag kamen dabei zwei Personen zu Schaden. Einer davon war ein Traktorfahrer, der bei Denkenreuth von der Straße abkam und mit seinem Fahrzeug umkippte. Er erlitt dabei mehrere Knochenbrüche. In Neumarkt blieb es bei Blechschäden.

In Hilpoltstein und Umgebung landeten zwei Fahrzeuge im Straßengraben, ein weiteres prallte gegen eine Verkehrsinsel. Bei Thalmässing geriet ein 67-Jähriger in den Gegenverkehr und stieß mit einem anderen Wagen zusammen. Die 20-jährige Fahrerin wurde leicht verletzt.

Auch in Weißenburg brachte der Schnee Autofahrer in Bedrängnis: Ein 19-Jähriger überschlug sich mit seinem Wagen auf der B2, nachdem er von der Straße abgekommen war. Eine 51-Jährige stieß gegen ein geparktes Auto, weil sie auf der glatten Straße die Kontrolle über ihren Pkw verloren hatte.

In Oberfranken gab es bis zum Montagmorgen 165 Verkehrsunfälle gegeben, die meisten davon witterungsbedingt. 42 Menschen wurden dabei verletzt, drei von ihnen schwer. Ab Mitternacht habe der Schneefall nachgelassen und die Einsätze seien dementsprechend seltener geworden, sagte ein Sprecher des Präsidiums Oberfranken.

Tödlicher Unfall bei Kulmbach

Eine Fahranfängerin starb am Nachmittag bei Kulmbach, nachdem sie auf schneeglatter Straße die Kontrolle über ihren Opel Corsa verloren hatte und in einen Audi krachte. Die Wucht des Aufpralls muss enorm gewesen sein, teilte die Polizei mit. Im Krankenhaus erlag die 18-Jährige ihren lebensgefährlichen Verletzungen. Der Fahrer des Audi wurde lediglich leicht verletzt.

Im Landkreis Forchheim kam es bis zum Montagmorgen zu 13 Verkehrsunfällen. In Kasbach geriet ein Autofahrer in den Gegenverkehr und kollidierte dort mit einem anderen Wagen frontal. Dabei wurden beide Fahrer verletzt, wie schwer blieb zunächst unklar. Zwischen Gosberg und Forchheim kam eine 22-Jährige ins Schleudern und kollidierte mit einem entgegenkommenden VW, dessen Insassen dabei leicht verletzt wurden. Auch bei Neunkirchen am Brand stießen zwei Fahrzeuge zusammen, zwei Personen mussten ins Krankenhaus. Zwischen Kersbach und Effeltrich rutschte ein Hyundai von der Straße und einen Hang hinab, der 61-Jährige Fahrer wurde leicht verletzt. Nach einem Auffahrunfall auf der B470 bei Hausen mussten zwei Fahrzeuge sogar mit dem Kran geborgen werden, die einem ins Rutschen gekommenen Wagen aus der Gegenrichtung ausgewichen  und im Straßengraben gelandet waren.

Auch Räumfahrzeuge betroffen

In der Nähe von Bayreuth schleuderte der Volkswagen eines Mannes gegen ein Verkehrsschild. Ein schwarzer Hyundai, der dem Wagen ausweichen musste, prallte durch das Ausweichmanöver in ein anderes Fahrzeug und fing Feuer. Bei Münchberg prallte außerdem ein 18-Jähriger mit seinem Auto gegen ein Verkehrszeichen, ein zweiter rutschte auf der B289 in den Straßengraben. Verletzt wurde niemand. Auf der A9 zwischen Pegnitz und Bayreuth kam es zu weiteren vier Unfällen.

Im Landkreis Eichstätt verzeichnete die Polizei sieben Unfälle mit einem Gesamtschaden von etwa 16.000 Euro. Bei Denkendorf war auch ein Räumfahrzeug beteiligt: Es übersah beim Rückwärtssetzen einen vorbeifahrenden Pkw. Verletzt wurde niemand.

Ein übermütiger 18-Jähriger fuhr beim Kreise drehen bei Michelau im Landkreis Lichtenfels mit seinem VW gegen eine Laterne und landete im Straßengraben. Drei weitere Fahrzeuge kamen auf den glatten Straßen in der Region ins Rutschen und kamen von der Straße ab.

Abgefahrene Reifen

Eine Verkehrsinsel, einen Baum und eine Hauswand traf es in Bad Windsheim und Umgebung, als Autofahrer auf dem rutschigen Asphalt die Kontrolle verloren. Bei Lenkersheim fuhr eine 19-Jährige mit Sommerreifen über eine Verkehrsinsel, in Adelhofen prallte ein 36-Jähriger mit abgefahrenen Winterreifen gegen eine Hauswand. Die Reifen waren auch das Problem eines 84-Jährigen, der mit Sommerreifen eine zugeschneite Anhöhe hinaufwollte. Seine Räder drehten immer wieder so stark durch, dass sie schließlich zu qualmen begannen. Bei Gollhofen stieß ein 24-Jähriger mit einem voll besetzten Kleinbus zusammen. Dessen Fahrer wurde leicht verletzt.

Im Stadtgebiet und Landkreis Coburg kam es zu insgesamt 14 Verkehrsunfällen, die allesamt mit Sachschaden endeten. In zwei Fällen waren auch Räumfahrzeuge beteiligt: Am Judenberg in Coburg kollidierte eines mit einem Fahrzeug , das aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht rechtzeitig bremsen konnte. In Bad Rodach kam es zu einem weiteren Zusammenstoß.

Auf der Kreisstraße neben der A73 bei Möhrendorf prallte ein 31-Jähriger mit Sommerreifen in zwei Autos. Ein Mann wurde leicht verletzt, zwei Autos haben Totalschaden. In Neustadt an der Aisch fuhr eine 27-Jährige in eine Böschung. In der Umgebung kam es zu sieben weiteren Unfällen, mehrere Fahrzeuge überschlugen sich, nachdem sie von der Straße abgekommen waren.

"Passen Sie Ihre Geschwindigkeit den winterlichen Straßenverhältnissen an und fahren Sie besonders vorausschauend", appellierte die Polizei an alle Autofahrer. Tipps, wie Sie Ihr Fahrzeug winterfest machen, finden Sie hier: