Impfen beim Hausarzt: So lief die erste Woche

16.4.2021, 05:52 Uhr
Seit gut einer Woche wird in tausenden bayerischen Arztpraxen gegen Corona geimpft. 

© Christoph Schmidt, dpa Seit gut einer Woche wird in tausenden bayerischen Arztpraxen gegen Corona geimpft. 

Am Ende "zählt der Impfstoff, der im Kühlschrank steht und nicht auf dem Papier", sagt Dr. Markus Beier.

Genau hier liegt gut eine Woche nach dem flächendeckenden Beginn der Impfkampagne in bayerischen Arztpraxen aber immer noch das Problem, wie der Landesvorsitzende des Hausärzteverbands im Freistaat auch aus eigener Erfahrung berichten kann.

In Erlangen praktiziert er als Allgemeinmediziner in einer Gemeinschaftspraxis. "Bei uns schwanken die Mengen zwischen 20 und 100 Dosen pro Woche", sagt Beier.

Mehrere Hundert Impfungen

Größere Praxen seien aber durchaus in der Lage, 200 bis 300 Spritzen zu setzen - pro Tag. Kleinere würden wohl 50 bis 100 schaffen können.

Doch davon kann eben keine Rede sein, solange der Impfstoff fehlt. Mit einem Vorlauf von zwei Wochen bekommen die Arztpraxen mitgeteilt, mit welchen Mengen minimal und maximal zu rechnen ist.

Wie viele Dosen tatsächlich ankommen, steht aber erst ein paar Tage vor der Lieferung fest, die in der Regel immer montags erfolgt.

Erst dann kann aus der Grobsortierung der Patienten gemäß der geltenden Priorisierung eine Detailplanung gemacht werden, was den ohnehin hohen organisatorischen Mehraufwand in den Praxen nicht gerade kleiner macht.

Kürzungen für die Praxen

Das wird in den nächsten Wochen wohl so bleiben, so Beier. Zentrale Lieferausfälle etwa beim Hersteller Moderna oder Johnson & Johnson führten zu Kürzungen bei der Praxisbelieferung.

Und dass das Vakzin von Astrazeneca ab 19. April nicht mehr in den Impfzentren verabreicht wird "macht es nicht besser", sagt Beier.

Zumal so weiter Vorbehalte gegen den Impfstoff geschürt werden, die in seinen Augen nicht berechtigt sind. Sowohl das Vakzin von Biontech als auch das von Astrazeneca "hat seine Stärken", so Beier.

Dadurch wird es in der kommenden Kalenderwoche für die Hausärzte auch zu einer Art Abnahmezwang für Astrazeneca kommen, weil schlicht nicht genug Impfstoff von Biontech zur Verfügung steht und dieser in erster Linie an die Impfzentren ausgeliefert wird.

Ab der 17. Kalenderwoche sollen aber wieder impfstoffbezogene Bestellungen durch die Ärzte möglich sein, was aber eben nicht heißt, dass die anvisierten Dosen dann auch wirklich geliefert werden.

Vor diesem Hintergrund hält Beier auch nichts davon, nennenswerte Rückstellungen für erst später anstehende Zweitimpfungen zu bilden.

Schwierige Prognosen

Prognosen für den Verlauf der Impfkampagne im Mai sind ebenfalls noch schwierig, so Beier. Auch mit Blick auf den momentanen Lieferstopp bei Johnson & Johnson.

Der US-Hersteller hatte seine Auslieferung an die EU-Staaten nach Berichten über Sinusvenenthrombosen verschoben.

Dennoch rechnet der Landesvorsitzende der Hausärzte damit, dass dann signifikant mehr Impfstoff zur Verfügung steht.

Sollte es tatsächlich so kommen, spricht auch er sich wie zuletzt schon der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dafür aus, die vom Bund vorgegebene Impfreihenfolge aufzuheben.

Es wäre wichtig, auch bei denjenigen mit der Immunisierung zu beginnen, die mitten im Arbeitsleben stecken und dadurch oft zwangsläufig viel Kontakt zu anderen hätten. "Wir würden gerne Menschen impfen, die zum Beispiel im Supermarkt arbeiten", so Beier.

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