Jagdstand am Tiergarten: Pächter wirft die Flinte ins Korn

13.1.2020, 16:48 Uhr
Der Jägerstand am Tiergarten ist schon wieder Geschichte. Ein Schild des Pächters gibt darüber Auskunft.

Der Jägerstand am Tiergarten ist schon wieder Geschichte. Ein Schild des Pächters gibt darüber Auskunft.

So schnell wie das Thema hochgekocht ist, so schnell ist es wohl auch wieder passé. Wie berichtet hatte eine fast sechs Meter hohe Jagdkanzel im Tiergartenwäldchen sowohl Anwohner als auch Spaziergänger aufgebracht. Man störte sich an der massiven Bauweise im übersichtlichen Wäldchen und fürchtete, dass durch den Standort in unmittelbarer Nähe zum Fußweg auch Hunde oder Menschen ins Visier des Jägers geraten könnten. Dazu kamen generelle Bedenken an der Jagd so nahe am Wohngebiet. Der Jagdpächter hat nun schnell reagiert: Bereits am Wochenende war die Jagdkanzel nicht mehr zu sehen.

Stattdessen findet sich am bisherigen Standort ein Schild: "An dieser Stelle stand kurzzeitig eine Jagdkanzel, um des lieben Friedens willen wurde sie wieder entfernt", steht darauf geschrieben. Unterzeichnet mit: der Jagdpächter. Einen Steinwurf von dem vorherigen Jägerstand entfernt spielten am Wochenende Kinder und bauten aus dem gefundenen Material eine kleine Hütte Viele Anwohner und Spaziergänger begrüßen die Entscheidung des Jagdpächters. Mehr noch: "Ich finde, damit hat der Jagdpächter echte Größe gezeigt", sagt ein Mann, der öfters mit seinen Enkelkindern hier im Wald unterwegs ist. Auch Forstbetriebsleiter Johannes Wurm hält es unter den gegebenen Umständen für die richtige Entscheidung, ist aber auch Tage später noch erstaunt über das große Interesse an der Jagdkanzel.

Diskussion weitgehend sachlich

Weitere Medien haben das Thema aufgegriffen, im Internet wurde der Artikel des Stadtanzeigers rege kommentiert. Die Diskussion verlief weitgehend sachlich und ausgewogen. Unverständnis über die Aufregung kam vor allen von Nutzern aus dem ländlichen Bereich. Hier sei das Aufstellen eines Jägerstandes völlig normal und jedes Kind wisse, was es damit auf sich hat, lautete der Tenor. Andere behaupteten, ein Jäger müsse schon allein aus wirtschaftlichem Interesse schießen.

Abseits der sachlichen Diskussion gibt es auch millitante Jagdgegnger. Diese sind zwar am Tiergartenwäldchen nicht in Erscheinung getreten, aber immer wieder in ganz Deutschland werden in nächtlichen Aktionen Hochsitze abgebrannt oder zersägt. Im Wäldchen am Tiergarten ist jetzt jedenfalls erstmal Frieden eingekehrt – ganz im Sinne des Jagdpächters. Vielleicht hatte ein findiger Ingenieur aus Bayreuth gerade solche Situationen im Sinn, als er eine Innovation entwickelte: einen klappbaren, mobilen Jägerstand.

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