Jetzt spricht Center Parcs: Überrascht von massiven Protesten

26.8.2020, 06:03 Uhr
Jetzt spricht Center Parcs: Überrascht von massiven Protesten

© Limes-Luftbild.de

Herr Janssen, gegen Ihre Pläne, auf dem ehemaligen Muna-Gelände bei Langlau einen Ferienpark zu errichten, gibt es massive Proteste. Die Öffentlichkeit fühlt sich schlecht informiert. Was ist da schief gelaufen in der Kommunikation?

Jan Janssen: Darüber bin ich schon sehr überrascht. Das Bieterverfahren lief bis zum 22. Juli, am 30. Juli haben wir den Zuschlag erhalten. Bevor wir nicht wissen, dass wir den Zuschlag bekommen, können wir ja gar nicht an die Öffentlichkeit gehen. Am 10. August hatten wir das erste Gespräch mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Am Dienstag haben wir jetzt schon die ersten Info-Veranstaltungen für Politiker und Bürger. Das geht alles sehr schnell. Dabei haben wir ja noch nicht einmal einen Masterplan, wir kennen das Gelände und die Altlasten dort ja noch gar nicht genau. Und trotzdem steht jetzt schon halb Franken auf den Barrikaden.


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Nach den Protesten in Dennenlohe westlich des Altmühlsees, wo Sie 2009 schon einmal einen Center Parc bauen wollten, mussten Sie ja mit Widerstand rechnen.

Janssen: Ja, aber von der Intensität bin ich schon überrascht und teilweise persönlich enttäuscht. Der Bund Naturschutz hat mich bislang noch nicht angerufen. Und mit der Bürgerinitiative werde ich mich gerne treffen, wenn die Anhänger das möchten. Aber die Leute haben aus Unwissenheit eine völlig falsche Vorstellung von Center Parcs und stellen uns jetzt als das totale Schreckensszenario dar.

Sie sollen für Massentourismus stehen.

Janssen: Ich lade die Kritiker ein, sich mal mit einem Stuhl an die Hauptzufahrtsstraße zum Center Parc Allgäu in Leutkirch zu setzen. Der Verkehr ist überhaupt nicht dramatisch. Da fahren über den ganzen Tag verteilt etwa 600 Autos. Im Park bleibt das Auto stehen. Und wer den Park verlässt, geht fast immer zu Fuß oder ist mit dem Rad unterwegs.

In Dennenlohe wollten Sie schon einmal einen Ferienpark in Franken errichten. Sie waren auch damals der Projektleiter. Warum haben Sie das Projekt plötzlich aufgegeben?

Janssen: Das lag gleich an mehreren Problemen. Mitten durch das Gelände verläuft der Limes. Davon hätten wir auf beiden Seiten 100 Meter wegbleiben müssen. Es wäre also ein 200 Meter breiter Streifen durch das Gelände verlaufen. Außerdem gab es einige große Karpfenteiche, von denen wir auch 100 Meter hätten wegbleiben müssen. Deshalb haben wir uns entschlossen, Dennenlohe zu verlassen.


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Schon damals gab es Gerüchte, dass Sie am Muna-Gelände Langlau interessiert wären.

Janssen: Der Bund Naturschutz hat damals diese Idee aufgebracht – und wir sind ihm sehr dankbar für den Hinweis. Wir wären vorher niemals auf die Idee gekommen, uns solche ehemaligen Militäranlagen anzuschauen. Ich war dann damals auf dem Gelände und hab mir das angesehen. Gleichzeitig kam aber die Muna Urlau im Allgäu ins Gespräch. Damals musste ich abwägen. Und wegen der überaus positiven Reaktionen im Allgäu und den teilweise sehr fanatischen Gegnern in Dennenlohe sind wir eben den Weg des geringsten Widerstands gegangen und haben im Allgäu einen Center Parc gebaut.

Sie sagen, Sie hätten noch keinen Masterplan. Es sind aber doch Pläne aus dem Jahr 2018 aufgetaucht, wonach sie 800 Ferienhäuser in Langlau errichten wollen.

Janssen: Nachdem die BImA das Gelände verkaufen wollte, waren wir im April 2018 das erste Mal wieder da. Für die Geschäftsführung haben wir eine Skizze entwickelt, was man auf dem Gelände theoretisch machen könnte. Damit man überhaupt eine Vorstellung hat. Die Skizze ist aber sehr weit weg von dem Masterplan, der gerade erstellt wird.

Jetzt spricht Center Parcs: Überrascht von massiven Protesten

© Jan Stephan

Was werden Sie dann bei der Info-Veranstaltung am 1. September vorstellen?

Janssen: Ich werde erzählen, was Center Parcs eigentlich ist und wie wir auf dieses Gelände gekommen sind. Ich werde am Beispiel anderer Center Parcs darstellen, welche Möglichkeiten es für die Region gibt. Und ich werde zusichern, dass wir regelmäßig wiederkommen und die Öffentlichkeit informieren. Genaue Pläne kann ich aber noch nicht präsentieren. Wir sind ja noch ganz am Anfang. Wir hatten selbst lange keinen Zutritt zum Gelände.

Warum wollten Sie ausgerechnet am Brombachsee einen neuen Center Parc errichten?

Janssen: Von mehr als 40 Liegenschaften, die ich mir angesehen habe, war das die am besten geeignete. Es gibt ein komplett eigenes Einzugsgebiet, das nicht mit anderen Center Parcs konkurriert. Und es gibt schon eine gut erschlossene touristische Infrastruktur vor Ort.

Steht denn schon fest, wie der Park heißen wird?

Janssen: Ja, er soll "Center Parc Brombachsee" heißen.

Wie weit sind Sie im Verfahren? Sind die Kaufverträge schon unterschrieben?

Janssen: Wir sind in Detailverhandlungen zum Kaufvertrag. Dabei geht es aber nicht mehr um den Kaufpreis oder die Größe des Geländes, sondern nur noch um juristische Einzelheiten. Wir hoffen, dass Ende des Jahres das Raumordnungsverfahren beginnen kann. Im Jahr 2024 könnte dann Baubeginn sein.

Im Center Parc werden viele Arbeitsplätze entstehen. Kritiker befürchten aber, dass das vor allem gering qualifizierte Arbeitsplätze sein werden, die der Region wenig bringen.

Janssen: Es werden etwa 600 Arbeitsplätze entstehen. Von Empfang über Restaurant, technischem Dienst, IT, Reservierungsabteilung bis hin zu Führungskräften wird da alles dabei sein. Aber es besteht natürlich auch ein großer Bedarf an Reinigungspersonal. Im Allgäu sind da drei Firmen im Einsatz. Am Freitag müssen da zwischen 10 und 15 Uhr 800 Häuser geputzt werden. Und das geht nicht in zehn Minuten wie bei einem Hotelzimmer. Da wird es viele Teilzeitkräfte aus der Region geben, aber natürlich auch andere.

Was hat die Region von Center Parcs, außer den Arbeitsplätzen im Park selbst?

Janssen: Momentan hat das Fränkische Seenland ungefähr vier Millionen Tagesgäste und zwei Millionen Übernachtungen im Jahr. Die Region hätte viel mehr davon, wenn es drei Millionen Tagesgäste und drei Millionen Übernachtungen wären. Die Tagesgäste geben nicht viel Geld aus. Wer hier übernachtet, fährt viel öfter auch mal Wakeboard, leiht sich ein Fahrrad oder geht Essen. Mit Center Parcs haben die Einrichtungen in der Umgebung eine viel stabilere Auslastung.

Im Fränkischen Seenland fürchten nun die Zimmervermieter die Konkurrenz durch Center Parcs. Wie sehr beeinträchtigen Sie das Geschäft mit Ferienwohnungen?

Janssen: Das wird völlig falsch gesehen. Unsere Einrichtungen sind auch für Tagesgäste und die Bevölkerung zugänglich. Es gibt viele, die außerhalb übernachten und unsere Anlagen nutzen, zum Beispiel das tropische Hallenbad. Zum Beispiel auch Großeltern, deren Enkel mit ihren Eltern ein Haus im Center Parc haben, die dann aber auch mal ihre Ruhe haben möchten. Studien von uns haben ergeben, dass Zimmervermieter im Umkreis von Center Parcs sogar 20 bis 25 Prozent mehr Umsatz machen.

Direkt neben dem Center Parc soll ein THW-Übungsgelände entstehen. Lärm von Motorsägen und Stromaggregaten ist zu befürchten. Wir wollen Sie Ihre Gäste davor schützen?

Janssen: Wir werden einen Lärmschutzwall errichten, wie man ihn von Autobahnen kennt. Das wird wohl den meisten Lärm abhalten. Jetzt ist das Übungsgelände ja sogar in einem Wohnviertel, und es gibt keine Probleme. Ich finde es sogar beruhigend, dass das THW gleich nebenan ist, falls es doch mal ein Problem unserer Anlage geben sollte.

Das Muna-Gelände ist mit Kampfmitteln verseucht, Dutzende alte Militärgebäude und –bunker stehen noch dort. Sie kennen nur ein paar Grunddaten, wie es genau im Untergrund aussieht ist noch eine ziemliche "Black Box". Wie viel werden Sie da investieren müssen?

Janssen: Im Allgäu hatten wir ein fast vergleichbares Gelände. Wir werden jetzt jeden Quadratmeter nach Munition und schädlichen Stoffen absuchen. Im Allgäu haben wir zum Glück finanzielle Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg bekommen, in Bayern gibt es keine Fördermittel für die Säuberung. Das werden wir allein stemmen müssen. Das wird sicher ein zweistelliger Millionenbetrag. Zehn Ingenieure und Spezialisten arbeiten derzeit an einem Gutachten. Mitte Oktober werden wir dann deutlich genauer wissen, was alles in dem Gelände steckt.

Umweltschützer betonten den großen ökologischen Wert des 155 Hektar großen Geländes, das jahrelang sich selbst überlassen war.

Janssen: Wer glaubt, dass das ein ökologisch wahnsinnig wertvolles Gelände ist, den muss ich aus seinem Traum holen. Das ist ein sehr monotoner Wald. 40 Prozent sind für die private Wildschweinjagd zusätzlich eingezäunt. Da ist alles komplett aufgewühlt, als ob Panzer durchgefahren wären. Das Gelände hatte seit 1935 eine Militärfunktion. Wir heilen dort eine historische Narbe. Wenn wir das nicht tun würden, wäre das Gelände bestimmt für die nächsten 80 bis 100 Jahre weiter verschlossen. Niemand würde das Gebiet säubern.

Aber Sie werden viel roden müssen.

Janssen: Natürlich werden wir roden müssen, sonst können wir ja keine Häuser bauen. Im Allgäu waren das etwa 35 bis 40 Prozent der Fläche. Die Hälfte haben wir im Park wieder aufgeforstet, die andere Hälfte in der Umgebung. Man muss auch sehen: Wo wir monotonen Wald roden, wird dann Mischwald entstehen. Wir verkaufen ja nachhaltigen Urlaub in der Natur. Da haben wir überhaupt kein Interesse daran, die Natur zu beseitigen. Vor Kurzem habe ich im Center Parc Allgäu übernachtet. Da standen morgens plötzlich drei Rehe auf der Terrasse. Das sind die Erlebnisse, die wir für unsere Gäste wollen.

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