Jumbo-Jet lässt 50 Tonnen Kerosin über Bayern ab

10.7.2018, 16:46 Uhr
Am Sonntag kreiste ein Frachtflugzeug über dem Raum Allgäu/Schwaben und ließ mehrere Tonnen Kerosin ab.

© Julian Stratenschulte Am Sonntag kreiste ein Frachtflugzeug über dem Raum Allgäu/Schwaben und ließ mehrere Tonnen Kerosin ab.

Der Frachtflieger - eine Boeing 747 Typ 48 EF (SCD) mit der Registrierung HL 7420 -  war um 14.58 Uhr in Mailand gestartet. Auf dem Weg in die südkoreanische Hauptstadt Seoul musste das Flugzeug offenbar infolge eines technischen Defekts in Frankfurt notlanden. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, hat die Fluggesellschaft Asiana Cargo mit Hauptsitz in Korea auf Anfrage der Redaktion noch keine Angaben über die genaueren Ursachen des Vorfalls gemacht. Das Unternehmen sehe sich erst kommende Woche zu einer Stellungnahme in der Lage. Auch ein medizinischer Notfall an Bord sei neben technischen Ursachen nicht auszuschließen.

Problematisch war allerdings, dass der Jumbo-Jet aus Sicherheitsgründen nicht vollgetankt landen durfte und infolgedessen 50 Tonnen Kerosin ablassen musste. Bei diesem sogenannten 30-minütigen "Fuel Dump" drehte der Pilot mehrere Runden über dem Raum Allgäu/Schwaben. Experten gehen aber inziwschen davon aus, dass höchstens 4000 Litern Kerosin zur Erde gesunken sind, weil der Großteil davon in der Luft verdunstet sein soll.

Dass der Ablass von Kerosin bisweilen eine notwendige Maßnahme sei, um die Sicherheit aller Luftfahrtteilnehmer garantieren zu können, betont die Deutsche Flugsicherung (DFS). Jeder Flugzeugtyp habe ein maximales Startgewicht sowie ein - niedriger angesetztes - maximales Landegewicht. Besonders vollgetankte Großraumflugzeuge seien zu Beginn eines Langstreckenfluges zu schwer für eine Landung. Sollte es demnach unmittelbar bei Beginn des Fluges zu Problemen kommen, sähen sich die Piloten gezwungen, das Gewicht der Maschine schnell zu reduzieren. Dies sei ausschließlich über das Ablassen von Kerosin möglich.

Unklarheit und Verunsicherung

Viele Menschen aus dem Raum Allgäu/Schwaben werden sich dennoch fragen, weshalb der Treibstoffschnellablass ausgerechnet dort geschehen musste. Die Auswahl des Gebiets, in dem das Kerosin während dem "Fuel Dumping" abgelassen werden soll, sei in Absprache zwischen Pilot und Lotse von der Art und Dringlichkeit des jeweiligen Einzelfalls abhängig zu machen - so berichtet die Augsburger Allgemeine im Interview mit Christian Hoppe, Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung.

Das Thema bleibt jedenfalls prekär, zumal immer wieder Unklarheiten darüber bestehen, wie gesundheitsschädlich Kerosin für Umwelt und Bevölkerung tatsächlich ist. Zu aller Verunsicherung kommt die Tatsache hinzu, dass die Flugsicherung weder die abgelassene Menge von Kerosin noch die Korrektheit der Angaben überprüfen könne - diese konkreten Informationen müssten von der Fluggesellschaft geliefert werden.

Positiv hingegen sind politische Bestrebungen zu werten, die noch 2018 ein Gutachten zum Thema "Umweltrisiken von Kerosinablässen" vorlegen wollen. Im Zeitraum von 2010 bis 2016 wurden laut DFS im Schnitt jährlich 22 Fälle von Treibstoffschnellablässen im deutschen Luftraum registriert. Gemessen an der steigenden Zahl von Flügen in Deutschland, seien die Fälle von "Fuel Dumping" jedoch eher selten - so lautet zumindest die Einschätzung der Deutschen Flugsicherung.

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