"Katastrophe": So erging es Abiturienten mit dem Wechselunterricht

16.2.2021, 20:03 Uhr
Wie war das vergangene Jahr im Wechselunterricht? Mehrere Schülerinnen und Schüler blicken für uns zurück. 

© xs-abi_collage-20210215-094351_app11_00.jpg, NN Wie war das vergangene Jahr im Wechselunterricht? Mehrere Schülerinnen und Schüler blicken für uns zurück. 

Wir haben Schülerinnen und Schüler aus Nürnberg und der Region gefragt wie es ist, in Pandemiezeiten Abitur zu machen.

Marc Bauer (17), Schüler der FOS in Weißenburg: "Das vergangene Schuljahr war durch Corona eine Katastrophe. Der Fokus lag auf den Abschlussklassen, die Lehrkräfte waren im Stress und wir kamen nur langsam voran. Teilweise wurden uns nur Materialien zu Verfügung gestellt, die wir dann eigenständig bearbeiten sollten. Nach Weihnachten hatte sich die Situation im Onlineunterricht deutlich verbessert. Aber mit dem Wechselunterricht macht das Kultusministerium alle Fortschritte kaputt.

Schlechte Internetverbindung

Die Internetverbindung an der Schule ist einfach nicht gut und es kommt oft zu technischen Problemen. Die Onlineklasse wird kaum eingebunden und im Präsenzunterricht wird viel Zeit mit dem Zuschalten der Onlineklasse verbraucht. Durch alleinigen Distanz- oder Präsenzunterricht könnten wir besser auf die Prüfungen vorbereitet werden. Ich bevorzuge trotzdem den Distanzunterricht, ich habe Angst, mich anzustecken."

Leona Schremmer, 19 Jahre, Gymnasium Herzogenaurach: "Das letzte Schuljahr war eigenartig, aber auch spannend. Im ersten Lockdown war es etwas Neues ständig zuhause zu sitzen und allein mit dem Stoff konfrontiert zu sein. Zu Beginn waren Motivation und Selbstorganisation gut. Die Ungewissheit, wie es weitergeht, war trotzdem groß. Nach Weihnachten wurde die Situation schwieriger. Die fehlende Übung und die Wissenslücken machen mir schwer zu schaffen. Man hat Angst, sich infizieren zu können. Auch schadet der Wechselunterricht der anderen Hälfte, die zu Hause lernen muss."


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Tim Volkmann, 17 Jahre, FOS 2 in Nürnberg: "Durch unsere engagierten Lehrerkräfte und die technische Ausstattung unserer Schule lief das vergangene Schuljahr gut ab. Es wird fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der Distanzunterricht eine Erleichterung für uns sei. Doch es ist eine Herausforderung, stundenlang allein vor dem PC zu sitzen und dabei die Konzentration für das Lernen aufrecht zu halten. Dennoch war ich glücklich über den Distanzunterricht, weil mein Vater zur Hoch-Risiko-Gruppe gehört. Die Anweisung des Herrn Piazolo zur Aufnahme des Wechselunterrichts, kann ich nicht nachvollziehen.

Anpassung des Abiturs

Wir sind seit zwei Monaten zuhause und der Onlineunterricht ähnelt stark der Präsenzform. Auch Prüfungstechnisch gibt es wenig Entlastung. An der FOS wurde nur eine Schulaufgabe weggelassen. Eine Anpassung des Abiturs wäre angebracht."

Benedikt Ernst, 17 Jahre, Hardenberg Gymnasium Fürth: "Der erste Lockdown fühlte sich surreal an. Mit der Zeit wandelte sich das Gefühl in Angst. Meine Mitschüler und ich mussten feststellen, dass das Kultusministerium nicht weiß, wie uns ein faires Abitur ermöglicht werden kann. Das Gefühl, gut auf die Prüfungen vorbereitet zu sein, habe ich erst durch kompletten Präsenzunterricht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Klausuren ohne vorherige Präsenzstunde schlechter ausfallen. Wechselunterricht sehe ich kritisch. Einerseits bin ich froh über den Präsenzunterricht, gleichzeitig wurde kurz vor der Öffnung der Schulen eine neue Mutation in Fürth nachgewiesen. Zudem verlieren wir durch die Teilung der Kurse viel Zeit, da der Stoff zweimal durchgesprochen werden muss. Ich fühle mich jeden Tag wie in einer Menge von ahnungslosen und panischen Menschen."

Rebecca Scholz, 17 Jahre alt, Hardenberg Gymnasium Fürth: "Wenn wir im Mai ein einigermaßen normales Abitur schreiben sollen, dann brauchen wir so langsam Präsenzunterricht. Der Stoff kann so am besten vermittelt werden und man kann sich untereinander austauschen. Der Wechselunterricht ist nicht schlecht, nur der tägliche Wechsel ist nicht das Richtige. Wöchentlich wäre besser. Auch wenn wir vom Präsenzunterricht profitieren, gibt es noch das Infektionsrisiko. Ob der Unterrichtsbesuch das wirklich wert ist?"

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