Kein Internet beim Corona-Homeschooling? So wird Schülern geholfen

10.3.2021, 18:10 Uhr
Daheim schwächelt das Internet - deswegen gehen die Schwestern Alessandra (links)  und Georgiana für den Distanzunterricht zum Abenteuerspielplatz Goldbachwiese.

© Michael Matejka Daheim schwächelt das Internet - deswegen gehen die Schwestern Alessandra (links)  und Georgiana für den Distanzunterricht zum Abenteuerspielplatz Goldbachwiese.

Not macht erfinderisch – wenn Distanzunterricht daheim nicht möglich ist, dann muss man sich ein anderes Plätzchen suchen. So handhaben es die zehnjährige Alessandra und ihre Zwillingsschwester Georgiana, die zwei Minuten älter und einige Zentimeter größer ist. "Zuhause ist es etwas schwierig mit dem Internet", sagt Alessandra. Ihre Schwester ergänzt: "Beim Ton ruckelt es oft."

Deshalb packen die Schwestern, welche die fünfte Klasse an der Scharrer-Mittelschule in Gleißhammer besuchen, von Montag bis Freitag ihren Schulranzen und machen sich am Morgen auf zum Abenteuerspielplatz Goldbachwiese. Die Einrichtung hilft Kindern, bei denen der Distanzunterricht kaum oder nicht möglich ist. Natürlich gelten Corona-Regeln: Jedes Kind sitzt in einem eigenen Zimmer, Maske ist auf dem Gelände Pflicht.

Schule in Zeiten von Corona ist von Einsamkeit geprägt, doch die Mädchen machen das Beste draus. So sagt Alessandra: "In der Pause unterhalte ich mich mit meiner Freundin im Video-Chat." Georgiana berichtet: "Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich oft ein Eichhörnchen, das auf dem Abenteuerspielplatz unterwegs ist. Das ist so süß!"


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Für Abwechslung nach der Schule sorgen "Spaßtüten", welche das Team vom Abenteuerspielplatz Goldbachwiese für die Kinder in Viertel zusammen stellen – Bastelvorlagen oder Backmischungen finden sich in den Papiertütchen. Oliver Garski, Leiter der Einrichtung, sagt: "Wir möchten eine Beschäftigung jenseits von Fernsehen und Computer bieten."

Markus Philipp, Rektor der Scharrer-Mittelschule, ist froh über diese Lern-Lösung: "Wir pflegen eine sehr intensive Stadtteilarbeit und haben engen Kontakt mit den Einrichtungen in Gleißhammer." Und so kam schnell und unkompliziert die Kooperation mit dem Abenteuerspielplatz Goldbachwiese, mit dem Kinder- und Jugendhaus Pastorius und der Jugendkultureinrichtung Luise zustande: In den drei Einrichtungen nehmen derzeit neun Mittelschüler am Online-Distanzunterricht teil. "Jede Einrichtung hat ein entsprechendes Hygienekonzept, die geben sich wahnsinnig viel Mühe", berichtet Markus Philipp.

In so mancher Familie ist daheim die WLAN-Verbindung störanfällig, manchmal gibt es keine ruhige Ecke oder keinen eigenen Arbeitsplatz zum Lernen: "Das ist wirklich sehr positiv, dass wir diesen Schülern damit eine zuverlässige Chance ermöglichen können."

Sorge um die Schüler

Auch woanders gibt es derartige Kooperationen. Gute Erfahrungen hat etwa Doris Oechler, Leiterin der Mittelschule Schlößleinsgasse in Reichelsdorf gemacht. Auch sie weiß von Familien, bei denen der Distanz-Unterricht aus unterschiedlichen Gründen schwierig ist: "Wir haben hier Angst, dass uns diese Schüler verloren gehen."

Bei der fünften und sechsten Jahrgangsstufe habe man dank der Notbetreuung glücklicherweise den Kontakt halten können - doch bei einigen älteren Schülern sei es mitunter mit dem Distanzunterricht schwer gewesen. Deswegen gibt es auch hier eine Zusammenarbeit mit dem nahen Kinder- und Jugendhaus Mosaik: "Dort ist Platz für fünf Schüler. Es gibt vor Ort Geräte, die Kinder werden betreut." Teils haben Eltern von sich aus hier den Kontakt zur Familie gesucht, teils seien die Lehrer hier auf Schüler zu gegangen. Distanzunterricht im Jugendhaus – dazu sagt Doris Oechler: "Das funktioniert gut."


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Ab 15. März werden voraussichtlich auch die Schüler der weiterführenden Schulen in den Wechsel- beziehungsweise Präsenzunterricht zurückkehren. Sollten die Infektionszahlen wieder deutlich ansteigen, so könnte aber schnell wieder Distanzunterricht angesagt sein - und an der Mittelschule Schlößleinsgasse und an der Scharrer-Mittelschule will man dann wieder mit den Einrichtungen kooperieren.

"Uns gefällt es"

Auch die Zwillinge Georgiana und Alessandra würden dann wieder gerne zum Abenteuerspielplatz Goldbachwiese kommen und lernen. "Uns gefällt es hier, die Mitarbeiter sind sehr nett zu uns!"

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