Kein Nürnberger Herbstvolksfest wegen Corona?

17.4.2020, 06:01 Uhr
Kann das Nürnberger Herbstvolksfest dieses Jahr unter bestimmten Auflagen trotzdem noch stattfinden?

© Stefan Hippel, NNZ Kann das Nürnberger Herbstvolksfest dieses Jahr unter bestimmten Auflagen trotzdem noch stattfinden?

Wer dieser Tage mit Lorenz Kalb telefoniert, hört einen Mann, dem die Verzweiflung im Nacken sitzt. Je schneller der Chef des Süddeutschen Schaustellerverbandes über Konzepte, Eskalationspläne und den Infektionsschutz spricht, desto stärker wird dieser Eindruck.

Es ist kein Wunder: Tags zuvor sind den Schaustellern mit dem amtlichen Aus für Großveranstaltungen bis zum 31. August vorerst die letzten Felle davongeschwommen. Ein ganzes Jahr ohne ein Volksfest am Dutzendteich, ein Sommer ohne Stadtstrand auf der Insel Schütt, ohne Kärwa ums Eck? Das wird immer wahrscheinlicher.

Doch Lorenz Kalb, Spross einer traditionsbewussten Schausteller- Dynastie und Stadtstrand-Mitveranstalter, wäre nicht Lorenz Kalb, wenn er nicht trotzdem alles versuchen würde, sprachliche Verrenkungen inklusive. Das Herbstvolksfest, das eigentlich am 28. August beginnen sollte, sei doch gar keine Großveranstaltung - und damit auch nicht verboten, meint der 64-Jährige.

Keine Großveranstaltung? Der eigene Erfolg könnte diese gewagte Deutung am Ende ins Stolpern bringen. Denn die letzte Ausgabe des Herbstvolksfestes hat in 14 Tagen immerhin knapp zwei Millionen Besucher angezogen. "Wir machen da keine Party, wir sind nicht das Oktoberfest", schwört der Verbandsvorsitzende und skizziert, wie es trotz Corona gehen könnte.

Volksfest mit Auflagen

In den Bierzelten stünde nur noch die Hälfte der Tische, oder noch weniger. Man könnte die Seitenwände und das Dach weglassen, zwecks besserer Belüftung, sagt Kalb, oder schlimmstenfalls ohne Zelt auskommen. Die Gassen zwischen den Buden könnten problemlos verbreitert werden ("Das ist dann wie in der Fußgängerzone"), in den Gondeln nur ein bis zwei Fahrgäste sitzen und, "logisch", die Gewehre der Schießbuden vor jeder Schussserie gründlich desinfiziert werden. "Kein schwerer Alkohol am Volksfest", das und vieles mehr gehört zu dem Notfallplan, der heute bei einer Openair-Sitzung des Schaustellerverbandes beschlossen werden soll.

Das Ziel ist klar, das Herbstvolksfest soll, um vier Tage verschoben, über die Bühne gehen. Der Stadtstrand, der am 30. April eröffnet werden sollte, ist dagegen auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch auch hier hofft man noch.

Der Staub müsse sich jetzt erst legen, deutet Walter Lindl vom Rechtsamt der Stadt an, die Veranstalterin der Volksfeste ist. Wie das alles in Verfügungen gegossen werde, sei noch offen. Dass Ministerpräsident Markus Söder gestern das Aus des Oktoberfests andeutete, ist für Lindl aber kein gutes Zeichen: "Wenn das kommt, läuft in Nürnberg auch nichts."

Trotzdem wollen die Schausteller die Politik mit ihren Vorschlägen dazu bewegen, für "das Glück der kleinen Leute" (Lorenz Kalb) eine Ausnahme zu machen. Nur dann könnte es am Dutzendteich ab 1. September nach gebrannten Mandeln duften. "Ich habe meine letzte Einnahme am 24. Dezember am Christkindlesmarkt gehabt", seufzt Lorenz Kalb.



Bei den 320 süddeutschen Schaustellern gehe es wie bei so vielen um die Existenz, sie begehren deshalb auf gegen das "Berufsverbot". Auch die 38 Nürnberger Kirchweihen sind betroffen, zwölf von ihnen betreibt der Schaustellerverband. "Eine Katastrophe" wäre das für Großgründlach, sagt Thomas Roehrich vom dortigen Bürgerverein. Die Gesundheit gehe vor, sagt er und ist wenig optimistisch, dass heuer der Betz ausgetanzt werden darf. Nichts anderes ist aus Neunhof zu hören, wo Armin Brunner fürchtet, dass Corona den Kirchweihen, die schon zuvor auf der Kippe standen, den Rest geben könnte.


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