Emotionale Nachricht

Keine Wohnung, kein Führerschein: So geht es dem Drachenlord nach dem Gerichtsprozess

Anne Kleinmann

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27.4.2022, 07:48 Uhr
Dem Drachenlord folgen Tausende Menschen auf Youtube, auch nach seinem Prozess in Nürnberg. Mittlerweile ist er nicht nur wohnungslos, sondern hat nach eigenen Aussagen auch keinen Führerschein mehr.

© Daniel Karmann/dpa Dem Drachenlord folgen Tausende Menschen auf Youtube, auch nach seinem Prozess in Nürnberg. Mittlerweile ist er nicht nur wohnungslos, sondern hat nach eigenen Aussagen auch keinen Führerschein mehr.

Erst vor wenigen Wochen atmeten die Anwohner von Altschauerberg, ein Gemeindeteil des Marktes Emskirchen, auf: Rainer W. oder der Drachenlord, wie er sich auf seinem Kanal bei YouTube nennt, verließ Anfang März sein Haus in dem 42-Einwohner-Dorf, seitdem ist es dort ruhiger geworden. Und offenbar hatte sich auch W. von seinem Auszug ein bisschen Ruhe in seinem Leben erhofft - bekommt sie aber nicht.

Wie er in einer Sprachnachricht bei Youtube selbst erzählt, ist er mittlerweile ohne Bleibe und reist deswegen von einem Aufenthaltsort zum nächsten. Doch dabei folgen ihm auch seine Hater. Zuletzt kam er demnach in Werne, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen, unter. Seine Hater fanden den genauen Aufenthaltsort allerdings heraus und waren schnell vor Ort.

Am Ende musste wieder die Polizei anrücken. Mehr noch: Glaubt man den Aussagen des 32-Jährigen in der Nachricht, wurde an seinem Auto sogar ein Funksender angebracht, mit dem die Hater den Drachenlord weiter verfolgen wollten. Das Gerät sei allerdings entdeckt worden, so W.

"Andere in Mitleidenschaft gezogen"

Zudem hätten die Hater, ähnlich wie schon beim Gerichtsprozess in Nürnberg, zig Pizzen auf seinen Namen bestellt, diesmal zu dem Hotel, in dem er untergebracht war, erzählt W. und fügt hinzu: "Die Hater haben an einem Tag mehrere Straftaten begangen, nur um mir ans Bein zu pinkeln. Und dazu kommt, dass sie wieder ein Mal Firmen in Mitleidenschaft gezogen haben, die jetzt Lebensmittel wegschmeißen mussten."

Zuvor hatten sich die bayerischen Behörden um eine neue Unterkunft für Winkler bemüht. Beinahe wäre er in Nürnberg gelandet, daraus wurde allerdings nichts. Einige aussichtsreiche Angebote lösten sich wegen der Angst der Vermieter vor der Hater-Community auf.

Ohne Wohnung, ohne Führerschein: Winkler spricht von "systematischer Zerstörung"

Die Auseinandersetzung zwischen dem Youtuber und seiner Internet-Community dauert bereits seit Jahren an und verschaffte nicht nur ihm selbst, sondern auch seinem Heimatort Altschauerberg zweifelhafte Berühmtheit. Hunderte Hater versammelten sich immer wieder vor dem Haus des jungen Mannes, beleidigten ihn und drangen auf sein Grundstück ein. W. wiederum flippte aus und wurde handgreiflich. Ende März stand Winkler deswegen vor Gericht. Das Landgericht in Nürnberg verurteilte den 32-Jährigen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr wegen gefährlicher Körperverletzung und anderer Straftaten.

Dass die Auseinandersetzungen trotzdem weitergehen und ihn die Hater-Community sogar deutschlandweit folgt, scheint W. offenbar zu schaffen zu machen. "Das was mich an den Hatern am meisten aufregt ist, dass sie seit Jahrzehnten ohne Gnade alles niederreißen und damit auch Unschuldige mit hinein ziehen." Seit Jahren werde er von ihnen angegriffen. Er habe mittlerweile keinen Führerschein mehr, habe sein Haus abgegeben, er finde keine Wohnung. "Das ist die systematische Zerstörung eines Menschen", so W. weiter.

Und auch im Rechtsstreit ist für ihn noch kein Ende in Sicht: Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil Revision eingelegt. Diese wird derzeit geprüft. Bekommt die Staatsanwaltschaft recht, muss erneut vor Gericht verhandelt werden. Solange bleibt der Drachenlord weiter auf freiem Fuß.

In Altschauerberg ist dagegen nach dem Abriss der sogenannten "Drachenschanze" tatsächlich Ruhe eingekehrt, wie der zuständige Neustädter Polizeichef Siegfried Archut im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet. Rainer W. war eben auch laut Polizei einige Zeit nicht mehr in der Region. Archut sagt aber auch: "Wo er auftaucht, hat die Polizei Arbeit."