Klinikverbund ANregiomed sitzt auf riesigem Schuldenberg

5.1.2017, 11:11 Uhr
Der Klinikverbund ANregiomed steht finanziell nicht gerade gut da. (Symbolbild)

© colourbox.de Der Klinikverbund ANregiomed steht finanziell nicht gerade gut da. (Symbolbild)

Die Rede ist von knapp 100 Millionen Euro, die der Klinikverbund ANregiomed an Verbindlichkeiten aufgehäuft haben soll. Stand ist allerdings der 31. Dezember 2015. Alleine im vergangenen Jahr sollen rund 15 Millionen Euro dazugekommen sein. Dabei hatte alles so schön angefangen.

Im Sommer 2013 hatte sich das Klinikum Ansbach mit den Krankenhäusern in Rothenburg, Dinkelsbühl und der Praxisklinik in Feuchtwangen zum kommunalen Unternehmen ANregiomed zusammengeschlossen. Der Klinikverbund bietet auch ambulante Behandlungen in Medizinischen Versorgungszentren in Ansbach, Dinkelsbühl, Feuchtwangen und Rothenburg an. Die dritte Säule ist eine Akademie mit sechs Fachschulen für Pflegeberufe. Mit rund 2500 Mitarbeitern gehört der Klinikverbund zu den größten Arbeitgebern in Westmittelfranken. 60 Prozent Anteil an dem Unternehmen hat der Landkreis Ansbach, die Stadt Ansbach 40 Prozent.

Hohe Personalkosten als Teilursache der Verschuldung

Erst vor einem Monat hatte Vorstand Claudia B. Conrad die Beschäftigten in Mitarbeiterversammlungen darüber informiert, dass es aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage zu keinen größeren Entlassungen kommen werde. Bei den Gesprächen erläuterte die 49-Jährige, dass der Grund für die höher als geplante Verschuldung in den geringeren Einnahmen und an den höheren Ausgaben, vor allem bei den Personalkosten, liege. Conrad in der Mitteilung wörtlich: "Der einzige Weg aus der Krise liegt daher in der Steigerung der Erlöse bei gleichzeitiger Senkung der Kosten."

Klinikverbund ANregiomed sitzt auf riesigem Schuldenberg

© Archivfoto: PR

Hätten Stadt und Landkreis Ansbach nicht vor zwei Monaten für dieses Jahr geplante Zuschüsse von 3,6 Millionen Euro vorgezogen, dann wären die Beschäftigten beim Weihnachtsgeld wohl leer ausgegangen. Schlecht gelaunte Gesichter unterm Weihnachtsbaum. Ansbachs Oberbürgermeisterin Carda Seidel (parteilos) in ihrer Neujahrsansprache: "Von der Führungsmannschaft erwarten wir, dass sie ihre Führungsaufgaben mit Mut und Weitblick wahrnimmt und das Unternehmen zusammen mit der Belegschaft auf einen tragfähigen Kurs bringt, damit auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige, umfassende und durch die Träger finanzierbare Gesundheitsversorgung für Stadt und Region sicherstellt werden kann."

Zweiter Punkt auf der Tagesordnung bei der Sitzung des Verwaltungsrats: die Kündigung des ANregiomed-Finanzchefs Jörg Reinhardt. Den hatte vergangene Woche Vorstand Claudia B. Conrad kurzerhand vor die Tür gesetzt. Über E-Mail bekamen die Verwaltungs-, Kreis- und Stadträte darüber Bescheid. Über die Hintergründe der Kündigung wollte Conrad am Mittwoch näher informieren.

Parteiübergreifend wird aber der Ruf immer lauter, alles dafür zu tun, die Kündigung des Finanzchefs rückgängig zu machen und sich von Conrad zu trennen. In einer Mitteilung der Freien Wähler im Ansbacher Kreistag steht unter anderem: "Als verantwortungsvolle Vertreter unserer Kommunen können wir nicht mehr zuschauen, wie das finanzielle Fiasko von ANregiomed auch die Gemeinden unseres Landkreises mit in den Abgrund reißt."

Dritter Punkt: Laut Medienberichten soll Claudia B. Conrad auch eine Schließung des Standorts in Dinkelsbühl ins Spiel gebracht haben, wenn die Stadt und der Landkreis Ansbach nicht bereit seien, das Minus des Kommunalunternehmens zu tragen. Doch dem widerspricht Thomas Warnken, Leiter Unternehmenskommunikation von ANregiomed, ganz entschieden: "Die Schließung eines Standorts steht nicht zur Disposition."

Es bleibt also spannend beim westmittelfränkischen Kommunalunternehmen. Egal wie auch immer die Debatte ausgeht, die Abfindung des Vorstands wird auf mehrere Hunderttausend Euro geschätzt.

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