Kommentar: Warum Benzin immer noch zu billig ist

24.5.2019, 10:06 Uhr

Der Diesel über 1,30 Euro, Super-Benzin über 1,50 Euro. Grund genug wieder einmal in Jammern und Wehklagen zu verfallen. Nichts kann in Deutschland soviel emotionale Reaktionen hervorrufen, wie steigende Spritpreise. Flüchtlingskrise, Altersarmut, Rentendebatte, Mindestlohn, Reformstau im Gesundheits- und Pflegebereich, von den weltweiten Krisen ganz zu schweigen - dafür interessiert sich niemand mehr, wenn er an der Zapfsäule plötzlich ein paar Euro mehr bezahlen muss.


Diesel-Fahrer tanken in Nürnberg am teuersten


Aber da war doch noch was. Schon mal das Wort Klimawandel gehört? Keine Frage, wer es ernst meint mit dem Klimaschutz, der muss fossile Brennstoffe teurer machen. Und dabei geht es nicht in erster Linie darum, die Menschen zu bestrafen, die auf ein Auto angewiesen sind.

 

Diesen Vorwurf dürfen sich beispielsweise die Grünen schon seit 1998(!) immer wieder gefallen lassen, als sie auf ihrem Parteitag in Magdeburg den Beschluss fassten, dass der Benzinpreis auf fünf Mark angehoben werden soll. Passiert ist, außer einer riesigen medialen und gesellschaftlichen Aufregung, seitdem eigentlich nichts. Dabei ging es den Grünen schon damals nicht um eine zusätzliche Belastung des ominösen "kleinen Mannes", sondern um eine Erhöhung des Drucks auf die Automobilhersteller, endlich sparsamere Motoren herzustellen. Fakt ist aber, dass in Deutschland 2016 im Straßenverkehr vier Prozent mehr Kraftstoff verbraucht wurde als 1995. Von einer Wende zugunsten des Klimaschutzes kann demnach nicht die Rede sein.

Die Empörung der Verbraucher sollte sich demnach gegen die Automobilhersteller richten, die weiter munter Fahrzeuge produzieren, die in Herstellung und Spritverbrauch aus der Zeit gefallen wirken. Dass dabei auch noch der radikale Umbau in Richtung umweltfreundlicher Antriebe und E-Mobilität verschlafen wurde, sei nur am Rande vermerkt.

Ein hoher Spritpreis macht also Sinn. Um den Druck auf die Industrie zu erhöhen und um deutlich zu machen, dass wir nicht einfach so weitermachen können, als hätten wir eine zweite Erde im Kofferraum.


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