Kommunalwahl: In welchen Orten es spannend wird

15.3.2020, 15:55 Uhr
Kommunalwahl: In welchen Orten es spannend wird

© Foto: Armin Weigel/dpa

Für Oberbürgermeister Thomas Thumann (Freie Wähler) aus Neumarkt wird es ein entspannter Wahlabend, ebenso für den Landrat Herbert Eckstein (SPD) aus Roth und den Bürgermeister Ralph Edelhäußer (CSU) aus Roth. Für sie werden die Kommunalwahlen allenfalls zum Stimmungstest, denn sie sind bis zum Jahr 2023 gewählt. Eckstein (64) ist bei Wahlen ohnehin entspannt: 2017 bekam er 96,3 Prozent der Stimmen.

Doch das sind Ausnahmen: Der Bayerische Gemeindetag geht davon aus, dass sich mit dem Wahlsonntag und dem Amtsantritt der Neuen zum 1. Mai der "größte personelle Wechsel seit der Nachkriegszeit" im Freistaat abspielen wird. In mindestens der Hälfte aller 2056 Städte und Gemeinden wird es neue Chefs oder Chefinnen in den Rathäusern geben.


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Besonders in jenen Kommunen, in denen langjährige Bürgermeister ihren Posten abgeben, eröffnen sich völlig neue Perspektiven. Matthias Thürauf (46), Oberbürgermeister in Schwabach, kehrt nach zwölf Jahren im Rathaus zur Justiz zurück. Seine Beliebtheit hätte ihm wohl eine Mehrheit garantiert, doch diesen Amtsbonus nimmt er nicht mehr in Anspruch. Fünf Bewerber gibt es in der Goldschlägerstadt, der Ausgang ist völlig ungewiss. Ein wahrscheinliches Szenario ist, dass kein Kandidat gleich über 50 Prozent kommt, also zwei Wochen später eine Stichwahl nötig sein wird.

In Erlangen setzt Florian Janik (SPD) auf den Amtsbonus. Doch ob es für den 40-jährigen Oberbürgermeister im ersten Anlauf reichen wird, ist fraglich. Acht Kandidaten treten in der Hugenottenstadt an. 2014 hatte Janik den langjährigen Oberbürgermeister Siegfried Balleis in die Stichwahl gezwungen. Mit Jörg Volleth (CSU) und Susanne Lender-Cassens (Grüne) hat Janik zwei profilierte Mitbewerber.


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Die große Unbekannte ist auch hier das Abschneiden der Grünen. Die Ökopartei hat zuletzt hohe Sympathiewerte bei den Wählern erreicht und konnte in manchen Kommunen CSU, SPD wie Freie Wähler überflügeln. Das gilt nicht allein für Schwabach und Erlangen. In etlichen kleinen Gemeinden treten neu gegründete Ortsverbände der Grünen an und wollen mitmischen in der Lokalpolitik. Vielfach handelt es sich um Menschen, die schon lange ehrenamtlich tätig sind, aber erst jetzt ihre politische Berufung erkannt haben. Gerade sie haben lokale Unterstützer, was sich bei den Stimmen deutlich zeigen könnte. Das ist ein Nebeneffekt, den andere Parteien fürchten.

Vielerorts ist deshalb aus dem gewohnten Zweikampf ein Wahlkampf mit drei Favoriten geworden. In Nürnberg mischt Landtagsabgeordnete Verena Osgyan von den Grünen mit und wird zum Favoritenkreis mit Marcus König (CSU) und Thorsten Brehm (SPD) gerechnet. Bei den jüngsten Umfragen lag zwar Brehm vor König, Osgyan auf Platz drei, aber zumindest im Falle einer Stichwahl zwischen CSU- und SPD-Kandidat käme den Grünen eine besondere Rolle zu.


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Auch in Forchheim ist die grüne Kandidatin Annette Prechtel höchst aktiv, so dass neben Amtsinhaber Uwe Kirschstein (SPD) und Herausforderer Udo Schönfelder (CSU) bei dieser Wahl eine dritte Variante ins Kalkül gezogen werden muss.

In der Kreisstadt Lauf ist das völlig anders: Seit bereits elf Jahren ist Benedikt Bisping von den Grünen Chef im Rathaus, der erste grüne Bürgermeister in der Region. Lauf entwickelt sich prächtig, seine Mitbewerber von SPD, CSU und Freien Wählern haben es schwer.

Und weil Kommunalwahlen in erster Linie Persönlichkeitswahlen sind, dürften die drei Herausforderinnen von Armin Kroder (Freie Wähler), Landrat im Nürnberger Land, nur geringe Chancen haben. Der innovationsfreudige Politiker ist im Landkreis verwurzelt und hat auch als Vorsitzender der Metropolregion Nürnberg gepunktet; aktuell ist er im Nebenamt Bezirkstagspräsident, also ein politisches Schwergewicht.

In sechs mittelfränkischen Landkreisen wird der Landrat gewählt. Fünf Mal treten die Amtsinhaber mit großen Erfolgsaussichten an. Im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen will Gerhard Wägemann (CSU) den Stab an den CSU-Landtagsabgeordneten Manuel Westphal weitergeben.

Als politisches Schwergewicht gilt auch der Christsoziale Christoph Hammer (58), seit 2003 Oberbürgermeister in Dinkelsbühl, der sich auch gerne mit seiner eigenen Partei anlegt, wenn es etwa um die Maut geht. 2014 erreichte er 73,6 Prozent. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Per Zeitungsinserat ging deshalb ein Bündnis aus Grünen und SPD auf Kandidatensuche. Jetzt gehen Johannes Paus, Regionalgeschäftsführer der Grünen in Ostwürttemberg, und für die Freien Wähler der ebenfalls 50 Jahre alte Baurefent von Schwäbisch Hall, Holger Göttler ins Rennen. Göttler war zuvor in Dinkelsbühl tätig.

Wenig Spannung trotz sieben Kandidaten für das höchste Amt der Kleeblattstadt: In Fürth gilt die Wiederwahl von Thomas Jung (SPD) als sicher.

Vor sechs Jahren hatte er bei sechs Gegenkandidaten gleich 73 Prozent der Stimmen geholt. Das war das beste Ergebnis aller bayerischen Rathaus-Chefs. Komplizierter ist die Lage in Ansbach, wo sich die parteilose Carda Seidel seit zwölf Jahren im Rat wechselnde Mehrheiten suchen muss. Vor sechs Jahren wies sie Thomas Deffner (CSU) in der Stichwahl in die Schranken, Deffner tritt auch jetzt wieder an.

Harvard-Absolventin tritt an

Im südlichen Mittelfranken könnte es in zwei Orten spannend werden: In Treuchtlingen hatte Amtsinhaber Werner Baum (SPD) mit der Schließung des Krankenhauses und des Wellenbades sowie hohen Schulden negative Meldungen zu verkünden. Gegen ihn tritt Kristina Becker von der CSU an, eine Harvard-Absolventin mit zwei Doktortiteln — sie ist Ärztin und Patentanwältin.

Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) stellt sich in Pappenheim zur Wiederwahl. In dem Städtchen an der Altmühl kracht es politisch seit Jahren, der Umgangston ist rüde geworden. An Themen wie Gewerbeansiedlung und Tourismus scheiden sich die Geister. Sinn steht für einen klaren Kurs im Kontakt mit der gräflichen Familie, die der Kommune wiederholt Probleme machte. Herausforderer Florian Gallus (CSU) weiß auch die Freien Wähler hinter sich – der Ausgang ist also völlig ungewiss. Der Weißenburger Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) und der Gunzenhäuser Bürgermeister Karl-Heinz Fitz (CSU) sehen der möglichen Wiederwahl dagegen entspannt entgegen.

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