Ein Meister der Drechselkunst

24.6.2019, 13:43 Uhr
Ein Meister der Drechselkunst

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Egal ob Uhren, Kugelschreiberhüllen, Schalen, Kästchen, Milchzahn-Döschen, Dekokugeln, Untersetzer – es gibt wohl kaum einen Gegenstand den Günther Büchler nicht schon aus Holz gedrechselt hat. "Im Kopf hätte ich noch viele Sachen", sagt der leidenschaftliche "Holzwurm". Aber auch seine Frau dürfe durchaus den einen oder anderen Wunsch äußern. Und so komplettieren Kerzenständer, Nudelhölzer, Adventsteller sowie Formen für Lebkuchen und Küchle-Pilze sein Repertoire.

Zu seinen ausgefallendsten Werken zählt ohne Zweifel der Flaschenhalter in Kanonenform, an dem er wochenlang gearbeitet hat. Auf einer Ausstellung sei dieser so gut angekommen, dass er 30 davon hätte verkaufen können, erinnert er sich. Neben der makellosen Verarbeitung zeichnen sich Günther Büchlers Kunstwerke vor allem durch die Komposition unterschiedlicher Holzarten bei ein und denselbem Stück aus.

Doch sie sind keine Einlegearbeiten, wie man vielleicht vermuten würde. Vielmehr entsteht das Farbenspiel durch das geschickte Zusammenleimen der verschiedenen Holzstücke vor dem Drechseln. Zwar hat Günther Büchler auch schon mal eine Küchenplatte aus dunkelrotem Mahagoni-Holz gefertigt, doch im Grunde verwendet er für seine Werke ausschließlich heimische Hölzer.

Während sich mit Zwetschge und Nuss die dunkleren Partien realisieren lassen, kann man beispielsweise mit Apfel oder Birne hellere Akzente setzen. Und feinfaserige Hölzer ersparen langwieriges Schleifen. Da seine handwerkliche Leidenschaft in seinem Umfeld weithin bekannt ist, werde ihm oft Holz angeboten wenn mal wieder ein Baum gefällt werden musste. "Ich habe soviel Holz, ich müsste 200 Jahre alt werden, um alles zu verschaffen.", meint er schmunzelnd.

Wenn Günther Büchler ein bestimmtes Stück im Kopf hat, sucht er sich ein passendes Holz dafür aus. Allerdings zeigt sich erst nach dem Aufschneiden, wie das Holz wirklich aussieht. Durch Stockflecken oder andere natürliche Gegebenheiten bekommt das Material mitunter eine ganz andere Optik. "Es ist also nicht gesagt, dass am Ende genau das herauskommt, was man sich am Anfang vorgenommen hat", erklärt er.

Den letzten Schliff bekommen Günther Büchlers Kunstwerke nicht mit Lack, sondern mit Wachs. Dadurch wird das Holz nicht von einer festen Schicht umgeben und kann arbeiten. Mindestens drei Schichten, jeweils eine im zeitlichen Abstand von 24 Stunden, werden auf jedes Stück aufgetragen. Anschließend wird es poliert.

Der 71-Jähre war schon bei einigen Ausstellungen und Adventsmärkten mit seinen hölzernen Kunstwerken vertreten. Auch wenn seine Stücke stets großen Anklang bei den Besuchern fanden, geht es ihm nicht darum, möglichs viel damit zu verdienen. Zumal es ihm "saumäßig schwer fällt" ein Exemplar zu verkaufen, das ihm wirklich gut gelungen ist, wie er zugibt. Viel wichtiger ist ihm zu zeigen, was man aus Holz alles machen kann.

Durch "Frankenschau" zum Drechseln gekommen

Denn auf ähnliche Weise wurde auch seine Leidenschaft für das Drechseln entfacht. Zwar war sein Vater selbst Schreiner und hat nach dem Krieg diesen Beruf weitergeführt, doch erst als Günther Büchler Ende der 1960er Jahre bei der "Frankenschau" sah, wie ein älterer Mann aus Rothenburg gedrechselt hat, war es um ihn geschehen. Aus einer Bohrmaschine baute er sich zunächst eine Drehbank, die jedoch "nicht so funktionierte", erinnert er sich. Denn sein allererstes Werkstück – ein Teller – ist kurz bevor es fertig war aus der Halterung herausgefallen und zerbrochen.

Danach habe er kurze Zeit die Lust daran verloren, wie er zugibt. Doch nach dem Kauf einer richtigen Drehbank änderte sich dies schnell wieder. Als Angestellter beim Zuchtverband, wo er viel mit der Milchleistungsprüfung zu tun hatte, konnte er allerdings nur nach Feierabend seinem neuen Hobby nachgehen. "Zur Begeisterung meiner Frau", wie Günther Büchler ironisch anmerkt, habe er auch oft in der Küche die Stücke geleimt, wenn es draußen in der Werkstatt zu kalt war.

Günther Büchlers Bruder lebt am Chiemsee und teilt mit ihm die Freude am Drechseln. Einmal im Jahr reisen die beiden gemeinsam nach Salzburg zu einem Drechsel­treffen, um sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren. An seinen Sohn hat Günther Büchler die Liebe für das Naturmaterial ebenfalls vererbt – er arbeitet heute als Schreiner und habe als kleines Kind schon immer in der Werktstatt mitgebastelt.

Das zweite große Hobby von Günther Büchler ist das Modellfliegen. Auch hier lässt er sich nicht nehmen, alles selber zusammenzubauen. Ein Modell komplett fertig aus der Kiste, käme für ihn überhaupt nicht in Frage. Und als ob dies nicht alles schon genug Zeit in Anspruch nehmen würde, ist Günther Büchler außerdem Mesner in Preuntsfelden und war 30 Jahre im Kirchenvorstand sowie 24 Jahre Kirchenpfleger.

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